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Ponyherz, Band 1: Anni findet ein Pony (German Edition)

Ponyherz, Band 1: Anni findet ein Pony (German Edition)

Titel: Ponyherz, Band 1: Anni findet ein Pony (German Edition)
Autoren: Usch Luhn
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gemacht, Anni«, lobt Pieter. »Ich hab fast den Eindruck, dass ihr beiden euch schon mal begegnet seid.«
    Anni antwortet nicht. Auch wenn sie Pieter mehr als nett findet, möchte sie ihr Ponyherz-Geheimnis auf keinen Fall preisgeben.
    »Na, du musst nichts dazu sagen, wenn du nicht willst. Ich hoffe, ich sehe dich hier bald wieder«, fährt Pieter fort. »Du bist bei uns immer herzlich willkommen.«
    Er führt das verletzte Wildpferd zum Stall. Dort wartet bereits der Tierarzt.
    »Das war echt cool, Anni«, sagt Lorenz ehrfürchtig. »Fast wie im Kino.«
    Anni lächelt ein wenig stolz. »Wieso, ich hab doch gar nichts gemacht«, sagt sie.
    Lorenz nickt. »Eben. Genau das ist es doch.«
    Sie schweigen einen Moment lang verlegen.
    »Ich glaub allerdings, bei Herrn Eber klappt das nicht«, sagt Lorenz schließlich. »Was meinst du: Sollen wir mit Mathe loslegen? Sonst wird das heute nichts mehr. Und ein zweites Mal haben wir nicht so viel Glück.«
    Das glaubt Anni auch. Zusammen mit Herrn Franz, der sich eng an Anni kuschelt, machen sie sich über die Textaufgaben her. Bis ihnen die Köpfe rauchen.
    An diesem Abend bleibt Anni außergewöhnlich schweigsam.
    Zum Glück fällt das niemandem auf, denn Lars ist so aufgekratzt, dass ihre Eltern alle Hände voll zu tun haben ihn zu beruhigen.
    Er hat den ganzen Tag mit seinem Vater im Biotop Orchideen gepflanzt und durfte zur Belohnung mit dem Baggerführer auf den allerhöchsten Bagger steigen.
    »Ich will noch mal, ich will noch mal, ich will jetzt – sofort – noch – mal!«, heult er und knallt seinen eigenen Bagger wütend in die Ecke.
    Anni sitzt am Küchentisch und zeichnet ihre Ponygeschichte weiter. Was sie sich ausdenkt, ist gar nicht mehr so fröhlich wie am Anfang.
    Ponyherz läuft allein durch den Wald und sucht seine Mama. Immer wieder wirft er den Kopf nach hinten, ruft laut. Die anderen Herdentiere sind in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Ein paar von ihnen verstecken sich zwischen Bäumen, andere schlagen mit den Hufen aus.
    Auf der nächsten Seite sieht man Ponyherz auf der Blumenwiese stehen. Ganz eng an Ponyherz gedrängt steht ein winziges Fohlen. Es sieht aus, als wäre es erst vor kurzem geboren, und ist Ponyherz zum Verwechseln ähnlich.
    »Schlafenszeit!«, ruft Mama.
    Anni guckt überrascht hoch. Sie hat gar nicht gemerkt, wie spät es ist.
    Lars fängt schon wieder an zu brüllen, er will noch nicht ins Bett. Aber Mama schnappt ihn sich energisch und trägt ihn wie ein kleines Postpaket an Anni vorbei zur Treppe.
    »Sag deiner Schwester Gute Nacht«, ruft sie fröhlich.
    »Gute Nacht, Lars!« Anni schickt ihm einen Luftkuss. Irgendwie erinnert er sie gerade an das kleine Fohlen auf ihrem Bild. Es guckt haargenau so trotzig.
    Ganz unerwartet schießen Anni Tränen in die Augen.
    Wie es heute Nacht wohl Ponyherz geht? Obwohl Anni es nicht wissen kann, spürt sie einfach, dass das verletzte Wildpferd die Mutter von Ponyherz ist …
    »Jetzt haben wir zwei überhaupt nicht miteinander gequatscht, weil Lars so überdreht war«, sagt ihr Vater und setzt sich zu ihr. Neugierig schaut er auf Annis Heft.
    »Nicht gucken, Papa«, sagt Anni schnell und legt ihren Arm darüber. »Das ist geheim.«
    »Sag mal, weinst du etwa?«, fragt er besorgt. »Du hast ja ganz nasse Augen. War es nicht nett bei diesem Lorenz? Du hast gar nichts erzählt.«
    Anni schüttelt heftig den Kopf. »Doch. Es war ganz toll und das Fohlen ist so was von süß, aber dann kam ein verletztes Wildpferd, das hat jemand gejagt, weil er viel Geld dafür kriegt, und bestimmt ist das Kind von dem Pferd jetzt ganz allein und sucht seine Mutter und vielleicht passiert ihm dann auch was …«
    Anni kullern die Tränen aus den Augen.
    »Oje«, sagt ihr Vater und nimmt sie bestürzt in die Arme. »Das ist wirklich traurig. Aber bestimmt ist das Pferd bald wieder fit und kann zu seiner Herde zurück. Bei dem Onkel von Lorenz ist es doch in guten Händen. Und weißt du was: Pferde sind viel selbstständiger als Menschen. Denen passiert nicht so schnell etwas wie Kindern. Wenn einer von euch beiden verloren ginge, dann würden Mama und ich sicher durchdrehen. Komm, ich bring dich nach oben. Du guckst schon ganz müde.«
    Obwohl Anni schon so groß ist, bleibt ihr Vater heute an ihrem Bett sitzen und hält ihre Hand, bis sie endlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf fällt.

Es ist nicht der Wecker, der Anni aus dem Schlaf reißt. Viel eher ein lang gezogenes, hohes Quietschen. Draußen
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