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Poltergeist

Titel: Poltergeist
Autoren: Kat Richardson
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was er Celia zuordnete, etwas sein müsse, was er selbst getan oder zumindest geplant hatte.
    Der Psychiater vermutete, Ian redete sich ein, Zauberkräfte zu besitzen. Ich wollte mich zu diesen Überlegungen nicht äußern. Ian wäre möglicherweise tatsächlich in der Lage gewesen, all das zu tun, was er vorgehabt hatte. Ich war nur froh, nicht mehr herausfinden zu müssen, ob sich seine Fähigkeiten wirklich so verbessert hätten, wie Carlos das angedeutet hatte.
    Solis fand meine Geschichte, von Ian zufällig gesehen und durch einen Anruf in das Wah Mee gelockt worden zu sein, nicht überzeugend. Aber ich weigerte mich, ihm etwas anderes zu erzählen, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als mir zu glauben. Mein Büro lag sechs Blocks vom Uwajimaya entfernt, und meine Behauptung, gerade in der Nachbarschaft
eingekauft zu haben, konnte zum Glück von seinen eigenen Leuten bestätigt werden.
    Die Familie von Mark Lupoldi akzeptierte das, was ihr von der Polizei und dem Gericht mitgeteilt wurde. Amanda Leaman konnte zudem bestätigen, dass es Ian gewesen war, der an jenem Montag vor dem Mord mit Mark gestritten hatte. Die Polizei fand nie heraus, wie man Mark genau umgebracht hatte, denn es gab niemanden außer Ian und mir, der an einen Killer-Geist glaubte.
    Das Fehlen einer Waffe machte den ganzen Fall für Solis ziemlich unbefriedigend. Doch die restliche Beweislage war eindeutig genug, um ihn abschließen zu können. Seine Kollegen trösteten ihn damit, dass seine Akte trotz des ungelösten Geheimnisses makellos bleiben würde. Solis’ Antwort bestand wie so oft aus einem kühlen Schweigen und einem finsteren Blick.
    Frankie rief mich an, um mir mitzuteilen, dass es Gartner Tuckman nicht gelungen war, dem Institutsausschuss plausibel zu erklären, warum er das Experiment so plötzlich abgebrochen hatte. Er hatte damit jegliche Glaubwürdigkeit verloren und wurde unrühmlich entlassen. Und nicht nur das: Er musste sich außerdem wegen Unterschlagung finanzieller Mittel verantworten. Terry blieb nichts anderes übrig, als sich einen neuen Doktorvater zu suchen. Ich war mir allerdings ziemlich sicher, dass er es ohne Tuck wesentlich weiter schaffen würde.
    Frankie erzählte mir außerdem, dass Ken und Ana jetzt zusammenlebten. »Man kann zwar noch nicht von Verlobung und so sprechen«, sagte sie. »Aber es sieht ganz so aus, als würde es darauf hinauslaufen.«
    Vermutlich waren familiäre Widerstände auf einmal weniger wichtig, wenn das eigene Leben in Gefahr gewesen war.
Was die Stahlqvists betraf, so gab es in dieser Richtung kaum Neuigkeiten, und die wenigen bezogen sich im Grunde nur auf Geschäftliches. Patricia Railsback und Wayne Hopke verschwanden ganz aus meinem Blickfeld – wie Steine, die für immer im Wasser versinken. Ich versuchte mich wieder auf normale Fälle zu konzentrieren, so normal, wie das bei Klienten, die häufig aus dem Reich der Toten kamen, eben möglich war.
    Der Kontakt mit den Energieleitungen bei der Zerstörung von Celia hatte das Grau tiefer in mich eingeätzt. Es fiel mir schwerer denn je, es abzuschütteln. Meistens machte ich mir nicht einmal mehr die Mühe.
    Das Knie und die Schulter, auf der ich gelandet war, erwiesen sich als stärker verletzt als angenommen. Anstatt morgens zu joggen, ging ich nun in ein Fitnessstudio und bemühte mich dort, meinen lädierten Körper allmählich wieder in Form zu bekommen.
    Am Montag vor Thanksgiving trat auf einmal ohne Vorwarnung Will Novak durch die Tür meines Büros. Groß, beinahe schlaksig, und mit seinen ungewöhnlichen silbergrauen Haaren lehnte er sich gegen den Türrahmen und sah mich lächelnd an. Um ihn herum glitzerten rosa Funken – ganz so, wie ich sie bei Ken und Ana gesehen hatte.
    »Hi, Harper.«
    »Hallo, Fremder.«
    »Schon irgendwelche Pläne für Thanksgiving?«
    »Ja.«
    »Wirklich?«
    Ich nickte. »Ich dachte mir, dass ich mir einen Stapel DVDs ausleihen und es mir mit alten Schwarz-Weiß-Filmen und einer Truthahnpastete gemütlich machen könnte. Hättest du Lust dazu?«

    »Dir geht es wohl nicht gut?« »Stimmt. Hilfst du mir, damit es mir wieder besser geht?« Ich hoffte, dass er Ja sagen würde, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob die rosa Funken lange anhalten würden.
    Er trat ins Büro, küsste mich und lächelte dann. »Meinst du, wir könnten uns Verdacht ausleihen?«
    Cary Grant als Mann, der vielleicht ein psychopathischer Mörder ist …
    Mir verkrampfte sich der Magen. Auf einmal wurde es kalt
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