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Polt.

Polt.

Titel: Polt.
Autoren: Alfred Komarek
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Witze!«
    »Ich mein’s ernst und es beunruhigt mich nicht. So ist das eben am Anfang einer Ermittlung. Und du kannst deiner Karin morgen was Spannendes berichten.«
    »Schauergeschichten sind wahrscheinlich das Letzte, was sie derzeit von mir hören will. Sag einmal, kannst nicht die Taschenlampe ausschalten?«
    »Und was der Simon nicht sieht, das gibt es nicht. Bist du eigentlich je erwachsen geworden? Die Taschenlampe bleibt eingeschaltet, damit uns die Kollegen schneller finden. Aber ich leuchte dir zuliebe woanders hin. Da, der Baum! Weingartenpfirsiche. Schmecken wie die saftigste Sünde. Gibt’s fast nur noch bei mir. Irgendwie sind wir beide von gestern. Ich als Weinbauer, du in jeder Hinsicht.«
    »Sollst recht haben, Norbert.«
    Die Männer schwiegen. Polt spürte kühle Feuchtigkeit auf der Haut, obwohl es schon gegen Mittag aufgehört hatte zu regnen. Er hob den Kopf. Die Wolkendecke war aufgerissen und ließ Platz für eine dünne Mondsichel und ein paar Sterne. Polt fragte sich, welcher Teufel ihn an der Hand genommen und hierhergeführt hatte. Und dazu noch dieses verdammte Warten. Er schaute talwärts, sah die Lichter von Burgheim und Brunndorf, ein paar Autos waren unterwegs, und da, endlich, ein blaues Blinken. »Sie kommen, Norbert!«
    »Ja, dann!«
    Bald näherten sich die Männer und Frauen der Tatortgruppe. Sailer neigte den Kopf zu Polt. »Bastian Primi leitet den Einsatz. Bezirksinspektor. Tüchtiger als er ausschaut.«
    »Guten Abend, die Herren! Die Leiche?«, rief Primi vom Güterweg her.
    Norbert Sailer richtete den Lichtstrahl der Taschenlampe darauf.
    »Welchen Weg haben Sie durch den Weingarten genommen?«
    »Vom Güterweg aus, ungefähr, wo Sie jetzt stehen, hier her.«
    »Dann markieren Sie bitte auf geeignete Weise die Stelle, an der Sie sich jetzt befinden, und folgen dem Weg, den Sie gegangen sind, zu mir.«
    Sailer und Polt taten wie geheißen und standen dann vor Primi: ein kleiner, altersloser Mann, Hornbrille, Gel im schwarzen, glatt zurückgekämmten Haar. »Den Weingarten bis zur Leiche hin und so weit wie möglich darüber hinaus ausleuchten, bitte!« Er orientierte sich mit raschen Blicken. »Sie haben den Toten entdeckt, nicht wahr, Herr Kollege?«
    »Ja, erst mit der Taschenlampe vom Güterweg her - da war’s noch ein merkwürdiger Farbfleck im Weingarten.«
    »Keine Romane bitte, wir reden nachher. Als Sie erkannt haben, dass da jemand liegt…«
    »… habe ich den Simon…«
    »Wen?«
    »Meinen Begleiter aufgefordert stehenzubleiben und bin zum Fundort gegangen.«
    »Welche Strecke? So exakt wie möglich bitte.«
    »Von dem markierten Platz aus in gerader Linie.«
    »Sie haben die Leiche berührt?«
    »Ja, um den Puls zu fühlen.«
    »Und dann?«
    »Sie genauer betrachtet. Die Verfärbung der Haut…«
    »Geschenkt. Keine weitere Berührung mehr? Keine Veränderung der Lage?«
    »Nein.«
    »Und anschließend?«
    »Ich bin zum nunmehr markierten Platz zurück, und zwar so gut es ging in meinen eigenen Fußstapfen.«
    »Ja, ja. Gehen Sie und Ihr Begleiter zur Kellergasse und warten Sie dort auf mich. Ich muss hier meine Anordnungen treffen und bin dann gleich bei Ihnen.«
    Simon Polt warf im Gehen einen Blick zurück in den taghell erleuchteten Weingarten. »So ein Theater!«
    »Muss sein. Die Beweissicherung wird immer wichtiger. Und wir zwei könnten dabei nur stören.«
    »Dieser Primiwas ist der für einer?«
    »Schwer zu sagen. Er war in Wien ein paar Jahre lang recht erfolgreich unterwegs und hat sich dann zu uns aufs Land versetzen lassen, kann sein, um hier einen noch längeren Schatten zu werfen. Aber ich weiß nicht, ob das die richtige Taktik war. Er tut sich schwer mit den Leuten, und der richtige Stallgeruch gehört eben auch dazu. Vielleicht lernt er es noch, klug ist er ja.«
    Die beiden Männer warteten schweigend, bis Primi auf sie zu trat. »So, meine Herren! Nun zu Ihnen. Ist das Ihr Presshaus, Herr Kollege?«
    »Ja.«
    »Dann lassen Sie uns hineingehen, Licht kann nie schaden.«
    »Tut mir leid, ich hab den Schlüssel nicht bei mir.«
    »Eigenartig. Ein Weinbauer begibt sich des Abends in die Kellergasse und nimmt den Presshausschlüssel nicht mit.«
    »Wie schon am Telefon gesagt: Ich wollte nur mit meinem Freund ganz kurz in den Weingarten. Soll ich den Schlüssel holen? Dauert gerade ein paar Minuten.«
    »In denen Sie sich mit Ihrer Frau absprechen können.«
    »Warum sollte ich?«
    »Ja, warum? Nehmen wir eben mit dieser Straßenleuchte
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