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Polt muss weinen

Polt muss weinen

Titel: Polt muss weinen
Autoren: Alfred Komarek
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von Albert Hahn nichts angeht und daß wir Besseres zu tun hätten, als Unfrieden in die Gegend zu bringen.«
    »Das meinen eigentlich alle.«
    »Sie auch?«
    »Wer hört schon auf einen alten Spinner.«
    »Ich zum Beispiel.«
    »Da machen Sie womöglich einen Fehler. So. Jetzt ist die Sonne hinter dem Berg. War ohnehin der letzte warme Tag, ich spür schon den Frost kommen.«
    Polt wußte nicht so recht, wie er das Gespräch fortsetzen sollte. Nach einer Weile half ihm der Alte aus der Verlegenheit. »Sie werden sehen, lieber, junger Herr Inspektor: Niemand wird vor Gericht stehen. Die Sache ist viel zu kompliziert.«
    »Was wissen Sie darüber?«
    »Wenig genug. Und das ist mir schon zu viel. Bitte quälen Sie mich nicht.«
    »Entschuldigung.«
    »Ach was. Ich habe ja angefangen, darüber zu reden. Dürfen Sie das übrigens, Ihre Dienstzeit in der Kellergasse verplaudern?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Auch wieder wahr. Ich gehe jetzt. Es wird kühl.«
    »Ich kann Sie mit dem Auto nach Hause bringen, wenn Sie möchten. Ist zwar nicht wirklich erlaubt, aber…«
    »Danke nein. So gut sind wir noch nicht miteinander.«
    Simon Polt fuhr also alleine los, schaute noch einmal in den Rückspiegel und trat wenig später auf die Bremse, weil er Friedrich Kurzbacher vor dem Preßhaus stehen sah. »Grüß dich, Friedrich! Ich habe gerade mit dem Herrn Stepsky geredet.«
    »Da schau her. Und was sagt der alte Spinner?«
    »Daß ich dir gefälligst helfen soll.«
    »Helfen? Mir? Mir kann keiner helfen.« Der Kurzbacher lachte, und seine Augen funkelten hinter den dicken Brillengläsern.
     
    Polt ist einsam
     
    Der folgende Tag war ein kalter, nebelgrauer Sonntag. Der Wind pfiff ungemütlich, und Polt, der dienstfrei hatte, ging eiligen Schrittes zum Kirchenwirt. Der Gottesdienst war schon vorbei. Um einen der großen Tische saßen die älteren Bauern. Als der Gendarm eintrat, verstummten ihre Gespräche. Franzgreis, der mit ihnen am Tisch gesessen war, stand auf und ging hinter die Schänk. »Guten Morgen, Herr Inspektor. Was darf’s denn sein?«
    »Ein kleines Bier, bitte.«
    Der Wirt schob seinem Gast das gefüllte Glas hin und ging in die Küche. Polt schaute sich ein wenig um und sah zu seinem Erstaunen Bruno Bartl mit heiter verklärter Miene hinter einem halb geleerten Weinglas sitzen. Der weiße Kopfverband hatte schon einige Flecken abbekommen, und auch sonst war Bartl auf dem besten Weg, klinischer Sauberkeit zu entsagen. Erfreut trat Polt näher und setzte sich zu ihm. »Noch einmal alles gutgegangen, alter Knabe, wie?«
    »O ja.« Bartl nickte und schaute sich nach allen Seiten um.
    »Ist was?«
    »Was soll ich sagen, Herr Inspektor. Ich komme viel in den Weinkellern herum, und so.«
    »Das kann ich mir denken.«
    Bartl schwieg. Nach einiger Zeit schlug sich Polt mit der flachen Hand auf die Stirn. »Das ist es also. Niemand soll glauben, daß du dich bei dieser Gelegenheit für mich umhörst, wie?« Bartl schaute den Gendarmen von unten her an, wie ein Hund, der Prügel erwartet. »Aus deiner Sicht hast du schon recht, mein Freund. Na dann.«
    Polt erhob sich, ging zurück zur Schänk und fand dort Pahlen vor, der sich ein großes Glas Rotwein bestellt hatte.
    »Guten Morgen, Herr Inspektor.« Der Architekt hob das Glas. »Zwecks Betäubung.« Dann schaute er zu Bartl hinüber. »Florian ist wirklich ein Vollidiot. Es ist um seine Ehe gegangen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Skurril. Einmal in seinem Leben tut er etwas aus einem anständigen Motiv heraus, und dann ist es ein Verbrechen.«
    Polt trank einen Schluck Bier. »Sie bleiben noch ein paar Tage in Burgheim?«
    »Natürlich. Grete Hahn ist damit einverstanden, daß ich in Swobodas Haus wohne, und ich denke, es ist besser, wenn ich zur Verfügung stehe.«
    »So ist es. Also schönen Tag noch.« Polt schnippte mit dem Zeigefinger gegen das Weinglas. »Und übertreiben Sie’s nicht.«
    Als er, am Stammtisch vorbei, das Wirtshaus verlassen wollte, redete ihn der alte Ferdinand Sammer an. »Wollen Sie bauen, Herr Inspektor?«
    Polt blieb stehen. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Na, weil Sie jetzt so gut sind, mit dem da.« Er wies mit dem Kinn zur Schänk.
    Polt lachte nur, ging nach draußen und ließ sich den eisigen Wind ins Gesicht fahren. Verdrossen machte er sich auf den Weg in die Burgheimer Kellergasse. Seine Laune besserte sich erst, als er die Preßhaustür des Höllenbauern offenstehen sah. Sein Freund war gerade dabei, die kleinen Fenster mit Styropor zu
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