Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
wir anfangen, Mutter, darf ich etwas fragen?«
»Natürlich.«
»Tante Pol kann Magie machen, nicht wahr?«
»Sie mag aber dieses Wort nicht Geran, und dein Großvater mag es genauso wenig.«
»Dann werde ich das Wort nicht in ihrer Gegenwart benutzen. Wenn sie magische Sachen machen kann, warum hat sie dann nicht einfach mit dem Finger geschnippt und die verrückte Dame wieder gesund gemacht?«
»Ich glaube, es gibt ein paar Dinge, die auch Magie nicht heilen kann.«
Das war eine schreckliche Enttäuschung für Prinz Geran. Er war schon vor langer Zeit zu der Überzeugung gelangt, ein bißchen Übung in Magie könne sehr nützlich sein, wenn er einmal König wäre. Die Leute in Vaters Regierung schienen sich ständig den Kopf über Geld zu zerbrechen, aber wenn der König mit einer einfachen Handbewegung den ganzen Raum damit füllen konnte, könnten sie alle den Rest des Tages angeln gehen oder sonst etwas Sinnvolles tun.
Mutter nahm den Faden der Erzählung bei Tante Pols Suche nach der wahnsinnigen Alara auf, und Geran wollte es scheinen, als könne er das eiskalte Gebirge und die dunklen Wälder um Annath, in denen Tante Pol ihre verzweifelte Suche fortsetzte, ganz deutlich sehen. Er wagte kaum mehr zu atmen, als könne er so den furchtbaren Teil abwenden, der nun zu folgen drohte. Er konnte es natürlich nicht.
»Ich hasse es, wenn eine Geschichte das macht«, erklärte er.
»Es ist eigentlich keine Geschichte, Geran«, führte Mutter aus. »Das ist wirklich so passiert, wie Tante Pol es erzählt.«
»Kommen denn irgendwann noch mal fröhlichere Teile?«
»Warum hörst du nicht endlich mit dem Fragen auf und wartest es ab?«
Geran fand ihre Bemerkung völlig unpassend.
Mutter las weiter, und nach einigen Minuten hob Geran leicht die Hand, als sei er in der Schule. »Darf ich noch eine einzige Frage stellen, Mutter?«
»Wenn es sein muß.«
»Woher wußte Großvater, daß Chamdar das Haus niederbrannte?«
»Dein Großvater weiß alles mögliche, Geran – sogar Dinge, die er eigentlich nicht wissen sollte. In diesem Fall denke ich aber, daß diese Stimme, die er in seinem Kopf hat, es ihm mitgeteilt hat.«
»Ich wünschte, ich hätte eine Stimme in meinem Kopf, die mir alles vorsagen würde. Das könnte mir eine Menge Ärger ersparen.«
»Bei den Göttern!« stimmte Mutter ihm aus tiefem Herzen zu. Dann las sie weiter.
Als sie zu der Stelle mit Tante Pols Haus am Ufer des Eratsees kam, unterbrach Geran sie erneut, ohne nachzudenken. »Warst du je da, Mutter? In Tante Pols Haus, meine ich.«
»Mehrfach«, gab Mutter zurück.
»Ist es wirklich so groß, wie sie schreibt?«
»Vermutlich größer. Vielleicht nimmt sie dich eines Tages mit, und dann kannst du es selbst sehen.« »Das wäre bärenstark, Mutter!« sagte er aufgeregt.
»Was hat nur dieses dauernde ›bärenstark‹ zu bedeuten?«
»Alle Jungen in meinem Alter sagen es. Es bedeutet ›sehr, sehr nett‹. Es ist ein richtig gutes Wort. Alle Welt benutzt es.«
»Oh, so ein Wort. Das geht vorüber – am Ende.«
»Was?«
»Vergiß, es.« Dann wandte sich Mutter wieder dem Buch zu.
Prinz Gerans Augenlider wurden sehr schwer, als sie bei Faldors Hof angelangt waren. Dieser Teil der Geschichte war wirklich nicht sehr aufregend, und irgendwo bei der endlosen Beschreibung, wie man einen Eintopf zubereitet, schlummerte der Kronprinz von Riva ein.
Die regelmäßigen Atemzüge ihres Sohnes sagten Königin Ce'Nedra, daß sie ihr Publikum verloren hatte. Sie legte ein Stück Papier zwischen die Buchseiten und lehnte sich gedankenversunken zurück.
Tante Pols Buch hatte die Lücken gefüllt, die Ce'Nedra in Belgaraths Buch entdeckt hatte – und mehr als das. Der Reichtum der Charaktere, viele von ihnen große Gestalten aus der Legende, erfüllten die rivanische Königin fast mit Ehrfurcht. Hier war Riva Eisenfaust, dort Brand, der Mann, der einen Gott niedergestreckt hatte. Da war Beldaran, die schönste Frau der Geschichte. Asrana und Ontrose hatten Ce'Nedra fast das Herz gebrochen. Tante Pols Buch hatte beinahe die ganze Bibliothek des Historischen Instituts der Universität von Tolnedra obsolet gemacht und durch das ersetzt, was wirklich geschehen war.
Hier wehte der Atem der Geschichte, direkt auf dem Schoß der rivanischen Königin. Sie schlug das Buch erneut auf und las ihre Lieblingspassage, die beschauliche kleine Szene in der Küche von Faldors Hof, als Polgara nicht mehr die Herzogin von Erat, sondern nur noch eine Köchin auf einem abgelegenen sendarischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher