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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin
Autoren: David Eddings
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hinunterritten.
Die Hütte – sie hatten sie immer so genannt, obwohl es sich in Wirklichkeit um ein recht großes Haus handelte – schmiegte sich ans Ufer eines zugefrorenen Bächleins, und der Schnee türmte sich bis zu den Fenstersimsen. In der Art, wie das weiche Lampenlicht nach draußen über den Schnee fiel, lag eine goldene Einladung, und die Säule blauen Rauchs aus dem zentralen Schornstein stieg geradewegs in den düster wirkenden Himmel auf. Die rivanische Königin war äußerst glücklich darüber, daß Wärme und Behaglichkeit nicht mehr als eine Viertelmeile entfernt auf sie warteten.
Und dann ging die niedrige Tür auf, und Durnik trat in den Hof heraus. »Wo seid ihr so lange geblieben?« rief er ihnen entgegen. »Wir haben euch schon gegen Mittag erwartet.«
»Wir sind in Tiefschnee geraten«, rief Garion zurück. »Deshalb kamen wir nur langsam voran.«
»Beeil dich, Garion. Sieh zu, daß Ce'Nedra endlich aus der Kälte kommt.« Wie lieb er doch war!
Ce'Nedra und ihr Ehemann ritten auf den schneebedeckten Hof und schwangen sich aus den Sätteln.
»Herein mit euch, alle beide«, befahl Durnik. »Ich versorge die Pferde.«
»Ich helfe dir dabei«, erbot sich Garion. »Ich kann ein Pferd beinah genauso schnell wie du absatteln, und außerdem muß ich meine Beine wieder ausstrecken.« Er nahm Ce'Nedra beim Arm und führte sie zur Tür. »Bin gleich zurück, Tante Pol«, rief er nach drinnen. »Ich will nur Durnik bei den Pferden helfen.«
»Wie du möchtest, Liebes«, antwortete Lady Polgara. Ihre Stimme war klangvoll und voller Liebe. »Komm herein, Ce'Nedra. Dir wird schnell wieder warm werden.«
Die rivanische Königin rannte fast ins Haus, warf sich in die Arme von Polgara, der Zauberin, und küßte sie erleichtert.
»Deine Nase ist kalt, Ce'Nedra«, bemerkte Polgara.
»Ihr solltet erst mal meine Füße fühlen, Tante Pol«, gab Ce'Nedra mit einem kleinen Lachen zurück. »Wie steht Ihr diese Winter hier nur durch?«
»Ich bin hier aufgewachsen, Liebes, du erinnerst dich? Ich bin an das Wetter gewöhnt.«
Ce'Nedra sah sich um. »Wo sind die Zwillinge?«
»Sie halten gerade ihr Nachmittagsschläfchen. Wir wecken sie zum Abendessen. Und jetzt raus aus diesen Pelzsachen und an den Kamin. Sobald du dich ein wenig aufgewärmt hast, hab ich das Wasser erhitzt, und du kannst ein schönes heißes Bad nehmen.«
»Oh, ja! « entgegnete die rivanische Königin voller Inbrunst.
Die Handhabung alornischer Pelzbekleidung ist nicht einfach, denn sie wird gewöhnlich nicht mit Knöpfen, sondern mit Bändern und Schlaufen zusammengehalten. Vereiste Knoten zu lösen, kann zum Problem werden, vor allem, wenn auch die eigenen Finger steifgefroren sind. Und so kam es, daß Ce'Nedra gezwungen war, sich einfach mit ausgestreckten Armen in die Raummitte zu stellen, während Polgara die äußeren Schichten ihrer Vermummung entfernte. Als die Pelze endlich herunter waren, ging die rivanische Königin zum Kamin und streckte ihre Hände den knisternden Flammen entgegen.
»Nicht zu nah, Liebes«, warnte Polgara sie. »Verbrenne dich nicht. Was hältst du von einem guten heißen Tee?«
»Himmlisch!«
Nachdem Ce'Nedra ihren Tee getrunken und etwa eine halbe Stunde in einer Wanne dampfenden Wassers gelegen hatte, war ihr tatsächlich wieder warm. Dann zog sie sich ein schlichtes Gewand an und kehrte in die Küche zurück, um beim Füttern der Zwillinge zu helfen. Polgaras Kinder waren mittlerweile ein Jahr alt und hatten laufen gelernt – allerdings noch nicht allzu gut. Auch das Handhaben ihrer Löffel schien ihnen noch gewisse Schwierigkeiten zu bereiten, und ein nicht unerheblicher Teil ihres Abendessens landete auf dem Boden. Die Zwillinge hatten flachsfarbenes, lockiges Haar, und sie waren absolut anbetungswürdig. Ihr Vokabular war beschränkt – jedenfalls in den Sprachen, die Ce'Nedra beherrschte. Allerdings unterhielten sie sich untereinander in einer seltsamen Sprache.
»Sie sprechen ›Zwilling‹«, erläuterte Polgara. »Das ist nicht ungewöhnlich. Jedes Zwillingspaar entwickelt seine eigene Sprache. Beldaran und ich haben ›Zwilling‹ gesprochen, bis wir etwa fünf Jahre alt waren. Es hat den armen Onkel Beldin für gewöhnlich schier wahnsinnig gemacht.«
Ce'Nedra sah sich um. »Wo sind Garion und Durnik?«
»Durnik hat noch ein paar Verbesserungen vorgenommen«, antwortete Polgara. »Ich nehme an, er zeigt sie Garion. Er hat mehrere Räume an der Rückseite der Hütte angebaut, so daß du und Garion nicht
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