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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin
Autoren: David Eddings
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Auffassung, solange er noch hören konnte, wären seine Ohren auch sauber genug, aber er tauchte stets am Ende eines Bades seinen Kopf noch einmal unter Wasser, nur damit Mutter glücklich war.
Er gesellte sich zu seiner bereits um die Tafel versammelten Familie. Ein Serviermädchen trug das Essen auf. Heute abend gab es Schinken, und Geran liebte Schinken. Schinken hatte nur einen Nachteil: Er wurde stets mit Spinat serviert. Bei seinem Leben konnte Geran nicht verstehen, warum nach Mutters Ansicht Schinken und Spinat untrennbar zusammengehörten. Geran persönlich glaubte, daß Spinat zu rein gar nichts paßte. Um es noch schlimmer zu machen, mochte auch Wolf keinen Spinat, so daß Geran das furchtbare Zeug nicht löffelweise heimlich unter den Tisch zu seinem Freund schaffen konnte, so wie er es immer mit dem gebratenen Ziegenfleisch machte, das die Küche regelmäßig auf den königlichen Tisch brachte. Geran mochte auch keine Ziege, aber sie rangierte auf seiner Beliebtheitsskala doch deutlich über Spinat.
»Wie schmeckt es dir heute, mein Liebling?« erkundigte sich Mutter.
»Bärenstark, Mutter«, erwiderte er schnell. »Echt bärenstark.«
Sie verdrehte die Augen angesichts seiner Ausdrucksweise. Geran meinte, daß Mutter wirklich keinen sonderlich hoch entwickelten Sinn für Stil habe.
»Was hatte Kapitän Greldik zu sagen?« wollte Mutter von Vater wissen.
Geran kannte Greldik, den unsteten cherekischen Schiffskapitän, und er mochte ihn ziemlich gern. Mutters Zustimmung hingegen fand Kapitän Greldik nicht. Soweit Geran wußte, gab es kein weibliches Wesen, in dessen Augen Kapitän Greldik Gnade gefunden hätte. Sie schienen alle der Überzeugung anzuhängen, daß Kapitän Greldik ein paar üble Angewohnheiten zuviel hatte. Und was noch schlimmer war, all die geballte weibliche Mißbilligung scherte ihn keinen Deut.
»Oh«, antwortete Vater, »gut, daß du mich daran erinnerst. Er sagt, Sammet erwarte ein Kind.«
»Silk wird Vater!« rief Mutter aus.
»Das behauptet jedenfalls Greldik.«
»Ich glaube, jetzt müssen wir den Begriff Elternschaft neu definieren«, lachte Mutter.
»Mit Silk und Sammet als Eltern weiß man jedenfalls, welchen Beruf das Kind einmal ergreifen wird«, fügte Vater hinzu.
Geran bekam diesen Teil der Unterhaltung nicht so recht mit, da er genau in diesem Augenblick ein strategisches Dilemma überdachte. Er hatte nach seinem Bad einen Morgenrock angezogen, und Morgenröcke haben Taschen – schöne tiefe Taschen, die gewiß groß genug waren, um den gesamten Spinat auf seinem Teller aufzunehmen, bis er Gelegenheit fand, sich des gräßlichen Zeugs zu entledigen. Das Problem bestand in Mutters unseliger Angewohnheit, ohne Vorwarnung Durchsuchungen seiner Taschen durchzuführen. Auf diese Weise hatte Geran an einem Tag im letzten Sommer eine ganze Tasche voller nützlicher Angelwürmer eingebüßt. Er war sich ziemlich sicher, daß das Gekreische, das sie ausgestoßen hatte, als sie in die Würmer gegriffen hatte, noch heute irgendwo da oben zwischen den Dachbalken hing. Nachdem er zu dem Entschluß gekommen war, es sei zu gefährlich, die Taschen als Spinataufbewahrungsort zu mißbrauchen, würgte Geran das eklige Gemüse widerwillig herunter. Zu wiederholtem Male schwor er sich, sein erster Erlaß als neuer König werde ein allgemeines und ewig gültiges Spinatverbot im ganzen Reich sein.
Prinz Geran hätte auch die Möglichkeit wählen können, Mutter in der Spinatsache auszusitzen, indem er stur bis zur Dämmerung oder später am Tisch geblieben wäre, aber das kam nicht in Frage, da sich nun mit raschen Schritten der Höhepunkt seines Tages näherte. Die letzten Monate über hatte Mutter ihm noch im Bett vorgelesen. Und es war kein gewöhnliches Buch, was sie ihm da vorlas. Seine eigene Tante hatte es geschrieben, und er kannte die meisten Leute, die auf den letzten Seiten vorkamen. Er kannte Barak und Silk, Lelldorin und Mandorallen, Durnik und Königin Porenn, Hettar und Adara. Tante Pols Buch war fast so etwas wie ein Familientreffen.
»Hast du aufgegessen?« fragte Mutter ihn, als er seine Gabel hingelegt hatte.
»Ja, Mutter.«
»Bist du heute auch ein braver Junge gewesen?« Geran fragte sich, was Mutter wohl sagen würde, wenn er jetzt mit Nein antwortete.
Klugerweise entschied er sich gegen diese Möglichkeit. »Sehr brav, Mutter«, antwortete er statt dessen. »Ich habe nichts kaputt gemacht.«
»Erstaunlich«, meinte sie. »Dann nehme ich an, du möchtest, daß ich dir
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