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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin
Autoren: David Eddings
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und solange wir zusammen waren, war alles in bester Ordnung. Mutters Gedanken weilten noch bei uns – und Aldurs – und jetzt auch Onkel Beldins, und wir waren noch zufrieden.
Während unserer ersten Monate hatten meine Schwester und ich kein Zeitgefühl. Manchmal war es hell, manchmal dunkel. Beldin war aber immer bei uns, und wir waren zusammen, so daß Zeit uns nicht allzuviel bedeutete.
Dann, nach mehreren Wochen vermutlich, gab es da noch zwei andere, und ihre Gedanken gesellten sich zu denen, die bereits bei uns waren. Unsere beiden anderen Onkel, Beltira und Belkira, waren in unser Leben getreten.
Ich habe nie verstehen können, warum die Leute so große Schwierigkeiten haben, Beltira und Belkira auseinanderzuhalten. Für mich waren sie von Anfang an zwei eigene, leicht zu unterscheidende Persönlichkeiten, aber ich bin ja selbst ein Zwilling, so daß ich wahrscheinlich ein besseres Gefühl für solche Unterschiede habe.
Beldaran und ich wurden mitten im Winter geboren, und Onkel Beldin hatte uns bald darauf in seinen eigenen Turm gebracht, und in diesem Turm verbrachten wir unsere Kindheit. Es war im Hochsommer unseres ersten Jahres, als Vater endlich ins Aldurtal zurückkehrte. Beldaran und ich waren damals erst etwa ein halbes Jahr alt, aber wir erkannten ihn beide auf der Stelle. Mutters Gedanken hatten sein Bild in unseren Geist gepflanzt, noch bevor wir das Licht der Welt erblickt hatten. Die Erinnerung an Mutters Wut war noch immer stark in mir, als Beldin mich aus der Wiege hob und dem Streuner in den Arm legte, der mich gezeugt hatte. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, beeindruckte er mich nicht besonders, aber dieses Vorurteil war möglicherweise die Folge von Mutters Verbitterung über die Art und Weise, wie er sie verlassen hatte. Dann legte er mir in einem uralten Segensritual die Hand auf den Kopf, und plötzlich erwachte der Rest meines Geistes, als seine Gedanken mich überfluteten. Ich konnte die Macht spüren, die aus seiner Hand floß, und ich ergriff sie voller Eifer. Darum war ich von Beldaran getrennt worden! Endlich erkannte ich die Bedeutung dieser Trennung. Sie war dazu bestimmt, ein Gefäß der Liebe zu werden; ich sollte ein Gefäß der Macht werden!

In gewisser Weise ist der Geist schrankenlos, und so war mein Vater sich vermutlich nicht dessen bewußt, wieviel ich mir in jenem Augenblick, als seine Hand meinen Kopf berührte, von ihm nahm. Ja, ich bin mir ziemlich sicher, daß er immer noch nicht ganz begreift, was genau in jenem Moment von ihm zu mir geflossen ist. Das, was ich von ihm nahm, machte ihn in keiner Weise ärmer, aber mich bereicherte es hundertfach.

Dann hob er Beldaran hoch, und auch mein Zorn wuchs um das Hundertfache. Wie konnte dieser Verräter es wagen, meine Schwester anzufassen? Über der ersten Begegnung von Vater und mir stand kein guter Stern.
Und dann kam die Zeit seines Wahnsinns. Ich war immer noch nicht hinreichend mit der menschlichen Sprache vertraut, um zu wissen, was genau Onkel Beldin ihm erzählte, das ihn dann in den Wahnsinn trieb, aber Mutters Gedanken versicherten mir, er werde es – schließlich – überstehen.
Wenn ich jetzt zurückblicke, weiß ich, daß es absolut notwendig für Vater und Mutter war, sich zu trennen.
Damals verstand ich es nicht, aber Mutters Gedanken hatten mich gelehrt, daß Hinnehmen wichtiger als Verstehen ist.
Während der Zeit des Wahnsinns meines Vaters nahmen meine Onkel meine Schwester oft zu Besuchen bei ihm mit, was meine Meinung ihm gegenüber nicht gerade verbesserte. In meinen Augen wurde er zu einem Eindringling, einem bösen Mann, der darauf aus war, mir Beldarans Zuneigung zu stehlen. Eifersucht ist keine besonders nette Gefühlsregung, auch wenn sie bei Kindern völlig natürlich ist. Deshalb möchte ich hier nicht näher ausführen, wie genau ich mich fühlte, wenn meine Onkel mir Beldaran wegnahmen, um diesen schäumenden Verrückten zu besuchen, den man in seinem Turm ans Bett gekettet hatte. Ich erinnere mich aber daran, daß ich meinem Widerwillen lauthals und aus voller Kehle Ausdruck verlieh, wann immer sie Beldaran von meiner Seite nahmen.
Und das war der Zeitpunkt, wo Beldin mich in ›das Puzzle‹ einführte. Für mich war es immer genau das. Auf eine merkwürdige Weise bekam ›das Puzzle‹ für mich beinah ein Eigenleben. Ich weiß nicht genau, wie Beldin es hinbekam, aber ›das Puzzle‹ war eine knorrige und verwachsene Wurzel irgendeines niedrigen Strauchgewächses – Heide
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