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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab
Autoren: Agatha Christie
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chinesische Bande wirklich versucht, die Diamanten wieder in ihren Besitz zu bringen? Das scheint mir beinahe unglaubhaft.«
    Wir beleuchteten die Tatsachen von allen Seiten, konnten aber keinen Schritt weiterkommen. Dann erhob sich Lady Yardly.
    »Ich glaube wirklich nicht, dass es jetzt noch notwendig ist, auf Mr Poirot zu warten. Sie können ihm ja von unserer Unterhaltung berichten, Mr…«
    Sie streckte mir zögernd die Hand hin.
    »Captain Hastings«, sagte ich.
    »Natürlich. Wie vergesslich ich bin… Sie sind ein Freund der Cavendishes, nicht wahr? Mary Cavendish hat mir nämlich Mr Poirot empfohlen.«
    Als Poirot zurückkehrte, berichtete ich ihm stolz mein Erlebnis während seiner Abwesenheit. Er quetschte förmlich jede Einzelheit unserer Unterhaltung aus mir heraus, und ich konnte aus seinem Tonfall bemerken, dass er sich ärgerte, nicht da gewesen zu sein. Ich konnte mir auch vorstellen, dass der gute alte Junge ein ganz klein wenig neidisch war. Es war ihm schon beinahe zur Gewohnheit geworden, meine Fähigkeiten zu unterschätzen. Er war unwillig, das sah ich ihm an, weil er keinen Grund zur Kritik fand. Im Stillen war ich sehr zufrieden mit mir, verbarg das aber, um ihn nicht zu verletzen. Denn trotz seiner Absonderlichkeit mag ich meinen komischen kleinen Freund von Herzen gern.
    »Bien!«, sagte er endlich mit seltsamem Gesichtsausdruck. »Die Geschichte hat Format. Geben Sie mir doch bitte mal den Adelskalender vom obersten Regal dort.« Er blätterte ihn durch. »Ach, da ist er! ›Yardly… zehnter Viscount… Teilnehmer des Südafrikanischen Krieges‹… das ist unwichtig… ›verheiratet seit zwanzig Jahren mit Hon. Maude Stoppperlon, vierter Tochter des dritten Barons Cotteril‹… hm, hm, hm…, ›zwei Töchter… Clubmitglied bei… Wohnsitze…‹…, das ist alles. Sagt nicht viel. Aber morgen werden wir diesen Lord besuchen.«
    »So?«
    »Ja. Ich habe ihm bereits telegrafiert.«
    »Ich dachte, Sie wollen sich mit diesem Fall nicht befassen?«
    »Ich tue es nicht für Miss Marvell, da sie sich weigert, meinen Rat zu befolgen. Ich handle aus eigenem Interesse. Ich habe mich entschlossen, bei der Sache mitzuspielen.«
    »Und da verlangen Sie von Lord Yardly, er soll in die Stadt kommen, nur weil Sie Interesse an der Sache haben? Das wird ihn nicht freuen.«
    »Im Gegenteil. Wenn ich ihm seinen Familiendiamanten erhalte, müsste er mir doch sehr dankbar sein.«
    »Dann glauben Sie also nicht an einen Schabernack? Sie glauben, da steckt eine ernste Gefahr dahinter?«, fragte ich eifrig.
    »Das ist beinahe sicher«, entgegnete Poirot ruhig. »Alles deutet daraufhin.«
    »Aber wie…?«
    Poirot stoppte meine neugierigen Fragen mit einer lässigen Handbewegung.
    »Ich bitte Sie… jetzt nicht fragen. Wir wollen uns doch nicht konfus machen. Nun schauen Sie mal, wo Sie den Adelskalender hingestellt haben! Die großen Bücher stehen im obersten Regal, die nächstgroßen in dem darunter… nur so haben wir Ordnung. – Methode, die, wie ich Ihnen schon oft gesagt habe…«
    »Ich weiß!«, sagte ich schnell und stellte das Buch an seinen richtigen Platz.
     
    Lord Yardly war eine sportliche Erscheinung mit lauter Stimme und rotem Gesicht. Er wirkte jovial und gemütlich – also ausgesprochen sympathisch.
    »Komische Sache das, Mr Poirot. Ich kann nicht daraus schlau werden. Meine Frau bekommt merkwürdige Briefe. Miss Marvell auch. Was bedeutet das alles?«
    Poirot reichte ihm die Ausgabe vom Gesellschaft s klatsch.
    »Zuerst, Mylord, möchte ich Sie fragen, ob das, was hier steht, stimmt?«
    Der Lord las den Artikel, und sein Gesicht wurde dunkelrot vor Ärger.
    »Verfluchter Quatsch!«, bellte er. »Es gab nie eine romantische Geschichte um diesen Diamanten. Er stammt ursprünglich aus Indien, soviel ich weiß. Das Märchen von einem chinesischen Gott habe ich nie gehört.«
    »Immerhin ist der Stein bekannt als The Star of the East.«
    »Na und?«, fragte er zornig.
    Poirot lächelte ein wenig, gab aber keine direkte Antwort.
    »Ich möchte Sie bitten, Mylord, mir uneingeschränkt zu vertrauen. Wenn Sie das tun, bin ich fest davon überzeugt, dass wir eine Katastrophe verhindern können.«
    »Dann glauben Sie also, dass an diesem Ammenmärchen tatsächlich etwas dran ist?«
    »Werden Sie tun, um was ich Sie bitte?«
    »Natürlich, aber…«
    »Bien! Erlauben Sie mir, dass ich einige Fragen stelle. Ist diese Angelegenheit mit Ihrem Schloss zwischen Ihnen und Mr Rolf perfekt?«
    »Oh! Hat er
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