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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab
Autoren: Agatha Christie
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Ihnen davon erzählt? Nein, das ist noch nicht perfekt!« Er dachte angestrengt nach, und seine rote Gesichtsfarbe wurde wieder dunkler. »Ich erzähle Ihnen am besten von der Sache. Ich habe da einige Dummheiten gemacht, Mr Poirot, und stecke deshalb bis über die Ohren in Schulden. Da will ich wieder rauskommen. Ich hänge sehr an meinen Kindern und will ihnen das Schloss erhalten. Gregory Rolf bietet mir viel Geld an – genug, um mir aus der Patsche rauszuhelfen. Ich möchte aber möglichst nichts damit zu tun haben. Schon der Gedanke an den ganzen Filmwirbel hier in meinem Schloss ist mir widerlich. Aber was bleibt mir übrig, wenn nicht – « Er brach ab.
    Poirot beobachtete ihn nachdenklich.
    »Sie haben also noch einen anderen Pfeil in Ihrem Köcher? Darf ich eine Vermutung aussprechen? Tragen Sie sich mit dem Gedanken, den Star of the East zu verkaufen?«
    Lord Yardly nickte. »So ist es. Er ist zwar seit einigen Generationen in der Familie, aber er gehört nicht zum unveräußerlichen Familienbesitz. Aber es ist ziemlich schwierig, rasch einen Käufer für den Stein zu finden. Hoffberg, der Vertreter von Hatton Garden, sieht sich nach einem Käufer um. Wenn er nicht schnell jemand findet, ist es zu spät.«
    »Darf ich noch etwas fragen? Für welchen Weg ist Lady Yardly?«
    »Sie ist dagegen, den Diamanten zu verkaufen. Sie wissen doch, wie Frauen sind. Sie zieht den Filmrummel vor.«
    »Ich verstehe«, sagte Poirot. Einen Moment blieb er gedankenvoll sitzen, dann stand er abrupt auf. »Sie fahren sofort nach Schloss Yardly zurück? Bien! Sagen Sie niemandem ein Wort – niemand, bitte! Aber erwarten Sie uns heute Abend. Wir werden kurz nach fünf Uhr bei Ihnen sein.«
    »Gut. Aber ich verstehe nicht…«
    »Das ist im Augenblick auch nicht so wichtig«, sagte Poirot freundlich. »Sie wollen doch, dass ich Ihnen den Diamanten erhalte, n’est-ce pas?«
    »Ja, aber…«
    »Dann tun Sie bitte, was ich Ihnen sage.«
    Ein völlig verstörter Lord verließ den Raum.
     
    Es war halb sechs Uhr, als wir auf Schloss Yardly ankamen und einem würdigen Butler in die holzgetäfelte Halle folgten. Ein harmonischer Anblick bot sich uns: Lady Yardly und ihre beiden Kinder. Ihr hübscher, dunkler Kopf beugte sich über die Blondköpfe der Kinder. Lord Yardly stand daneben und sah lächelnd auf sie hinab. Das Kaminfeuer beleuchtete sehr dekorativ die ganze Szene.
    »Mister Poirot und Mister Hastings!«, meldete der Butler.
    Lady Yardly sah überrascht auf. Ihr Gatte kam unsicher auf uns zu. Er sah Poirot in die Augen, als ob er von ihm Verhaltensmaßregeln erwartete. Der kleine Mann zeigte sich der Situation durchaus gewachsen.
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung! Ich bin im Auftrag von Miss Marvell hier. Sie kommt doch am Freitag zu Ihnen? Ich möchte mir hier die Räumlichkeiten vorher mal ansehen. Außerdem wollte ich Lady Yardly fragen, ob sie sich vielleicht noch an den Poststempel erinnert, der auf den fraglichen Briefen war.«
    Lady Yardly schüttelte bedauernd den Kopf: »Ich fürchte, nein. Ich habe töricht gehandelt, das weiß ich, aber mir wäre nie eingefallen, diese Angelegenheit ernst zu nehmen.«
    »Bleiben Sie über Nacht?«, fragte Lord Yardly.
    »Oh, Mylord, wir wollen Sie nicht belästigen. Wir haben unser Gepäck im hiesigen Dorfgasthaus gelassen.«
    »Gut. Ich werde es holen lassen. Nein, nein, es macht keine Umstände«, sagte der Lord.
    Poirot ließ sich überreden, er setzte sich neben Lady Yardly und freundete sich mit den Kindern an. Schon nach kurzer Zeit tollten sie alle herum und hatten mich in das Spiel einbezogen.
    »Was für eine gute Mutter Sie sind«, sagte Poirot mit einer galanten Verbeugung, als die Kinder von einer energischen Nurse abgeholt worden waren.
    Lady Yardly glättete ihre zerzausten Haare. »Sie sind meine ganze Freude«, sagte sie mit weicher Stimme.
    Der Gong zum Umziehen ertönte, und wir standen auf, um in unsere Zimmer zu gehen. In diesem Augenblick trat der Butler mit einem silbernen Tablett ein, auf dem ein Telegramm lag, das er Lord Yardly überreichte. Er riss es mit einem kurzen Wort der Entschuldigung auf. Als er es las, straffte sich seine Haltung. Mit einem Ausruf gab er es seiner Frau. Dann blickte er meinen Freund an.
    »Einen Augenblick bitte, Mr Poirot. Ich glaube, der Inhalt des Telegramms wird Sie interessieren. Es ist von Hoffberg. Er glaubt, einen Käufer für den Diamanten gefunden zu haben – einen Amerikaner, der morgen in die Staaten
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