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Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Titel: Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3
Autoren: Katja Henkel
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bemerkte uns erst, als ich Hallo sagte, und zuckte zusammen.
    Dann drehte sie sich langsam um. Sie sah furchtbar aus, ihre Augen waren rot und geschwollen, ihre Haut fleckig und ihre sonst so wunderschönen Locken hingen ihr kraftlos ins Gesicht. Hatte sie etwa die ganze Nacht in der Küche gesessen?
    Sie stand schwankend auf, kam auf mich zu und zog mich in die Arme. Ich schmiegte mich an sie. Und da waren dann plötzlich sämtliche Kieselsteine, von denen ich schon gedacht hatte, ich wäre sie für immer losgeworden, in meinem Hals. Mein Mund war staubtrocken.
    Â»Es tut mir so leid, was ich gestern im Auto gesagt habe, Marli«, flüsterte sie. »Ich war schrecklich egoistisch. Bitte verzeih mir.«
    Â»Mir tut es leid«, sagte ich an ihre Brust gedrückt. »Ich war egoistisch. Ich hasse dich nicht. Ich habe dich nie gehasst und ich werde es auch nie!«
    Â»Ich weiß.« Sie strich mir übers Haar. Wie gut sich das anfühlte. Wenn ich doch alles vergessen könnte, dachte ich, wenn die letzten beiden Tage nicht gewesen wären und alles für immer so bleiben würde wie in diesem Augenblick.
    Ich trat einen Schritt zurück und sah ihr ins Gesicht. »Aber jetzt kann ich dich verstehen«, sagte ich leise.
    Â»Verstehen?«, fragte Tante Emmi. »Wie meinst du das?«
    Â»Du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Und ich habe dich so lieb, dass ich dich gehen lassen werde. Weil ich möchte, dass du glücklich bist, egal wo.«
    Tante Emmi starrte mich an. »Aber Marli, das …«
    Â»Wenn ich mir vorstelle, dass ich gezwungen wäre, in einer anderen Zeit zu leben und alle Menschen, die mir etwas bedeuten, nie mehr wiederzusehen, ich meine … Was ich sagen will, ist, dass ich es verstehe und dass ich dir nicht böse bin oder so was und dass du … nun, endlich nach Hause gehen kannst.« Jetzt fühlte es sich so an, als würde eine Riesenfaust mein Herz zusammenquetschen.
    Tante Emmi schaute mich mit ihren großen, rot geweinten Augen an. »Marli, du weißt, was das bedeutet.«
    Â»Ja.« Ich hob den Kopf, der schwer schien wie aus Blei. »Es bedeutet, dass wir uns nie mehr wiedersehen.«
    Tante Emmi blickte mich noch immer an und dann sanken wir uns wieder in die Arme und ließen uns lange nicht los. Meinetwegen hätte die Zeit für immer stehen bleiben können. Für immer ging leider nicht, aber zumindest für eine Weile, deswegen berühte ich meinen Ring. Tante Emmi erstarrte unter meinen Händen, nichts regte sich mehr. Ich presste mich noch fester an sie, und während ich das tat, gingen mir tausend Bilder durch den Kopf.
    Tante Emmi und ich kreischend in der Geisterbahn, Tante Emmi, die mir ein Kleid für mein erstes (und letztes) Prom der Junior High in New York nähte, Tante Emmi, wie sie mir nach einem Streit mit meinem Dad die Tränen wegwischte, Tante Emmi, die extra für mich eine Kette mit einem Amethyst bastelte, weil der so gut zu meinen lila Augen passte …
    Verzweifelt schluchzte ich leise vor mich an. »Ich werde dich vermissen, Ururgroßmütterchen.«
    Doch sie konnte mich natürlich nicht hören.
    Als die Zeit – schnipp – wieder weiterlief, war ich schon einen Schritt von ihr zurückgewichen.
    Â»Aber wenn du schon gehen musst«, sagte ich zu Tante Emmi, »dann jetzt gleich. Bitte. Bevor ich es mir noch anders überlegen kann.« Ich wich ihrem Blick aus, weil ich schon wieder spürte, dass mir Tränen in die Augen stiegen. Wie viele Tränen passen wohl in meinen Körper rein?, überlegte ich. Müssten die nicht langsam mal … versiegen?
    Â»Aber …« Sie hob die Arme. »Marli, das geht jetzt alles so furchtbar schnell, ich meine, ich kann doch nicht jetzt sofort … das …« Sie brach ab.
    Â»Jetzt!«, sagte ich fest.
    Â»Das kannst du nicht von mir verlangen, Marlischätzchen. Ich kann nicht auf der Stelle … ich brauche noch etwas Zeit. Wir brauchen noch etwas Zeit. Um uns richtig zu verabschieden und … vielleicht, wenn dein Vater zurück ist«, stotterte Tante Emmi.
    Â»Nein!« Ich wusste, dass ich keinen Aufschub zulassen durfte, wenn ich das Unvermeidliche überhaupt irgendwie überstehen wollte. »Bis Papa kommt, werde ich bei Luna und Suse bleiben, du musst dir also keine Sorgen um mich machen.«
    Dann sah ich meine beiden Freundinnen fest an und streckte Suse
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