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Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Titel: Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3
Autoren: Katja Henkel
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auffordernd die Hand hin.
    Â»Bist du dir wirklich sicher …«, begann sie, brach dann aber ab und zog ihren Ring vom Finger.
    Â»Luna?« Luna gab mir ihren. Und dann nahm ich meinen eigenen ab.
    Nun lagen alle drei Ringe in meiner geöffneten Handfläche. Die blauen, grünen und lila Diamanten funkelten im Licht der Küchenlampe.
    Â»Also.« Ich sprach ziemlich laut und schnell, froh, mich damit von meinen Gefühlen ablenken zu können. »Tante Emmi, du steckt alle drei Ringe an. Dann wünschst du dich genau zu dem Zeitpunkt in deinem Leben zurück, als du damals verschwunden bist. Das war wann?«
    Â»23. September 1923«, antwortete Tante Emmi wie aus der Pistole geschossen. »Gegen siebzehn Uhr.«
    Â»Schön.« Ich räusperte mich, weil es wehtat zu sprechen. »Nimm vorsichtshalber siebzehn Uhr dreißig. Nicht dass du zu früh zurückkommst und auf dich selbst triffst. Dann wären auf einmal zwei Emmis im Jahr 1923.« Ich runzelte die Stirn. Konnte das wirklich passieren? Du meine Güte, so viel zum Thema Logik und Paradoxon. »Und genau in dem Moment, in dem es losgeht und du anfängst mit den Augen zu rollen, ziehe ich dir alle drei Ringe wieder ab.«
    Bei der Vorstellung blieb mir fast die Luft weg. Woher sollte ich wissen, wann ganz genau der richtige Zeitpunkt war? Hier ging es vielleicht um Millisekunden. Oder eine Makrosekunde, wer konnte das schon mit Sicherheit wissen?
    Â»Nein!«, rief Tante Emmi auf einmal. »Nein, das kann ich nicht von dir verlangen … Ich … ich mache das allein. Ich bin sehr gut in der Lage, mir noch schnell den Ring vom Finger zu ziehen, wenn es losgeht. Marli, das muss ich … selbst tun.«
    Ich schluckte und tief in mir drin wusste ich, dass sie recht hatte.
    Â»Und woher sollen wir dann wissen, ob es geklappt hat?«, fragte Luna. »Also, ob du wirklich gut im Jahr 1923 angekommen oder … irgendwo dazwischen verloren gegangen bist?«
    Tante Emmi seufzte. »Ich werde euch irgendwie eine Nachricht zukommen lassen. So wie Elsa auch. Einen Brief. Versprochen.«
    Â»Gut«, sagte Luna. »Aber könntest du dafür sorgen, dass wir ihn spätestens morgen bekommen? Damit wir uns keine Sorgen machen müssen?«
    Â»Das ist eigentlich nicht nötig«, meinte Suse. »Ich kann ja dann in der Vergangenheit nachsehen, ob alles geklappt hat.«
    Â»Das stimmt auch wieder.« Tante Emmi atmete ein paar Mal tief durch. »Vergiss nie, wie lieb ich dich habe, Marli. Ich werde im Herzen immer bei dir sein. Ich werde jeden Tag an dich denken und von dir träumen und … und auch du wirst wissen, dass es mich immer noch irgendwo gibt, auch wenn du mich nicht mehr sehen kannst. Weißt du? Ich … komm her.«
    Ein letztes Mal breitete sie die Arme aus und ich ließ mich hineinsinken, drückte meine Nase an ihren Hals und atmete tief, tief ein, um mir ihren Duft für alle Zeiten zu merken.
    Â»Ich hab dich auch lieb«, presste ich hervor. »Danke, dass du immer für mich da warst und …« Ich brach ab.
    Tante Emmi nahm mein Gesicht in beide Hände. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Verzeih mir.«
    Â»Hier.« Ich streckte ihr die Ringe hin.
    Sehr langsam streifte Tante Emmi einen nach dem anderen über, erst den blauen, dann den grünen, dann meinen. Ihre Finger zitterten. Sie versuchte zu lächeln, aber das klappte nicht.
    Â»Lebt wohl.« Sie ging zur Küchentür, drehte sich noch einmal um – ihre Augen blickten so traurig, wie ich es nie bei einem Menschen gesehen habe – und dann trat sie in den Flur.
    Nein, wollte ich schon wieder schreien, bleib bei mir, lass mich nicht allein hier. Aber ich sah ihr stumm hinterher, wie sie in ihr Zimmer ging und die Tür hinter sich zuzog.
    Luna packte mich am Arm. »Wir gehen«, sagte sie bestimmt. »Du kannst jetzt nicht hierbleiben. Komm, Marli.«

25. Kapitel
    M it verheulten Gesichtern traten wir auf die Straße und wussten nicht, wohin. Zu Luna und Suse nach Hause wollten wir nicht, um mit niemandem sprechen zu müssen. Eine Weile liefen wir kreuz und quer durch das Wohngebiet, der Wind zerrte an unseren Jacken und Haaren, aber ich bemerkte es kaum. Es war mir auch egal. Mir war alles egal. Ich fühlte mich erschöpft und leer.
    Als es anfing zu regnen, zog Luna uns in einen Hauseingang und dort kauerten wir uns auf den kalten Boden. Ich starrte in den
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