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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Autoren: Julie Kagawa
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mein rasendes Herz zu beruhigen, und trat vor. »Dann weißt du ja auch, warum ich hier bin.«
    Der ausdruckslose Blick des Orakels richtete sich auf mein Gesicht. »Du wünschst zurückzunehmen, was du vor einem Jahr gegeben hast. Was dir damals nicht so wichtig erschien, ist dir nun sehr teuer. So ist es immer. Ihr Sterblichen wisst nicht, was ihr habt, bis ihr es verliert.«
    »Die Erinnerung an meinen Vater.« Ich trat noch weiter von Ash weg und überwand die Distanz zwischen mir und dem Orakel. Der leere Blick der Alten folgte mir und der Geruch von verstaubten Zeitungen drang mir in Mund und Nase, als ich mich ihr näherte. »Ich will sie zurück. Ich brauche sie, wenn … falls ich ihn bei Leanansidhe wiedersehe. Ich muss einfach wissen, was er mir bedeutet. Bitte.«
    Das Wissen, dass ich einen solchen Fehler gemacht hatte, schmerzte immer noch. Als ich damals nach meinem Bruder gesucht hatte, hatten wir das Orakel um Hilfe gebeten. Die Seherin hatte sich zwar dazu bereiterklärt, wollte als Gegenleistung aber eine Erinnerung von mir. Damals schien mir das völlig unbedeutend zu sein. Ich war mit dem Preis einverstanden und hatte danach keine Ahnung gehabt, welche Erinnerung sie genommen hatte.
    Dann waren wir Leanansidhe begegnet, die sich in ihrem Heim im Zwischenraum einige Menschen hielt. All ihre Menschen waren irgendwelche Künstler: brillant, talentiert und leicht verrückt, da sie schon so lange im Zwischenraum lebten. Einer von ihnen, ein begnadeter Pianist, hatte sich ziemlich für mich interessiert, obwohl ich keine Ahnung hatte, wer er war. Das fand ich erst heraus, nachdem wir die Villa verlassen hatten und es zu spät war, zurückzugehen.
    Mein Vater. Mein menschlicher Vater, oder zumindest der Mann, der mich aufgezogen hatte, bis ich sechs war und er verschwand. Das war die Erinnerung, die mir das Orakel genommen hatte: jegliches Wissen über meinen menschlichen Dad. Und jetzt brauchte ich sie zurück.Wenn ich zu Leanansidhe ging, wollte ich alle Erinnerungen an meinen Vater präsent haben, bevor ich sie fragen würde, warum er überhaupt bei ihr war.
    »Dein Vater ist Oberon, der Sommerkönig«, flüsterte das Orakel, und sein schmaler Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Dieser Mann, den du suchst, dieser Mensch, er ist nicht mit dir verwandt. Er ist ein gewöhnlicher Sterblicher. Ein Fremder. Was kümmert’s dich?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich und fühlte mich elend. »Ich weiß nicht einmal, ob es mich kümmern sollte, aber ich will Gewissheit haben. Wer war er? Warum hat er uns verlassen? Warum ist er jetzt bei Leanansidhe?« Ich verstummte und starrte das Orakel an, dabei spürte ich, wie Ash hinter mich trat, um mich schweigend zu unterstützen. »Ich muss es wissen«, flüsterte ich. »Ich brauche diese Erinnerung zurück.«
    Nachdenklich tippte das Orakel seine glitzernden Fingernägel aneinander. »Der Handel war fair«, sagte die Alte schließlich mit rauer Stimme. »Ein Tausch, dem wir beide zugestimmt hatten. Ich kann dir nicht einfach geben, was du begehrst.« Sie rümpfte die Nase und wirkte einen Moment entrüstet. »Ich verlange eine Gegenleistung.«
    Das hatte ich mir schon gedacht. Von einem Feenwesen konnte man nicht erwarten, dass es einem einen Gefallen tat, ohne einen Preis dafür zu verlangen. Ich unterdrückte meine Verärgerung, warf Ash einen kurzen Blick zu und sah, dass er nickte. Er hatte ebenfalls damit gerechnet. Seufzend wandte ich mich wieder an das Orakel: »Was willst du?«
    Die Seherin tippte sich mit einem Fingernagel ans Kinn und ein paar Flocken toter Haut oder Staub lösten sich. Angeekelt rümpfte ich die Nase und wich einen Schritt zurück. »Hm, mal sehen. Wovon würde das Mädchen sich wohl trennen? Vielleicht … dein Erstge…«
    »Nein«, sagten Ash und ich gleichzeitig.
    Sie schnaubte. »Einen Versuch war es wert. Na schön.« Sie beugte sich vor und musterte mich aus den leeren Höhlen in ihrem Gesicht. Ich spürte, wie etwas sanft meinen Geist berührte, wich zurück und schloss sie aus.
    Das Orakel zischte und die Luft wurde erfüllt von einem starken Verwesungsgeruch. »Wie … interessant«, murmelte es nachdenklich. Ich wartete, aber es ging nicht weiter darauf ein, sondern zog sich einen Moment später zurück, wobei ein seltsames Lächeln auf dem verschrumpelten Gesicht lag. »Nun gut, Meghan Chase, das ist meine Forderung: Du bist nicht gewillt, irgendetwas aufzugeben, das dir wichtig ist. Es wäre also reine
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