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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Autoren: Julie Kagawa
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amüsierte, und ich schwor mir, dass ich ihm eine reinhauen würde, falls er irgendwas in der Art von sich geben würde wie: Ich hab’s dir doch gesagt .
    Es gibt hier keine Geister, sagte ich mir, während mein Blick panisch zwischen den Grüften hin und her flog. Keine Geister, keine Zombies, keine Männer mit Hakenhand, die nur darauf warten, dumme Teenager, die nachts auf den Friedhof kommen, in eine Falle zu locken. Sei gefälligst nicht so parano…
    Ich registrierte eine Bewegung zwischen den Gräbern – ein weißes, geisterhaftes Flattern: eine Frau in einer blutbefleckten Kutte, die knapp über der Erde schwebte. Mir blieb fast das Herz stehen, und mit einem Quietschen packte ich Ashs Ärmel und zwang ihn, stehen zu bleiben. Als er sich zu mir umdrehte, warf ich mich in seine Arme und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Wer brauchte schon Stolz? Ich würde ihn später dafür umbringen, dass er mich hierhergebracht hatte.
    »Meghan?« Besorgt hielt er mich fest. »Was ist?«
    »Ein Geist«, flüsterte ich und gestikulierte wie wild in die Richtung, wo die Gestalt aufgetaucht war. »Ich habe einen Geist gesehen. Da drüben.«
    Er drehte sich in die entsprechende Richtung um, dann spürte ich, wie er sich entspannte. »Eine Banshee«, murmelte er und klang dabei, als versuche er, seine Belustigung zu unterdrücken. »Es ist nicht ungewöhnlich, sie hier zu sehen. Sie halten sich oft noch auf den Friedhöfen auf, nachdem der Tote begraben wurde.«
    Vorsichtig sah ich auf und beobachtete, wie die Banshee in der Dunkelheit umherschwebte. Also kein Geist. Mit einem entrüsteten Schnauben trat ich zurück, aber nicht so weit, dass ich Ash loslassen musste. »Sollten Banshees nicht eigentlich irgendwo unterwegs sein und rumheulen?«, murmelte ich und warf dem Möchtegerngeist einen finsteren Blick zu. »Warum hängt sie hier rum?«
    »Auf alten Friedhöfen lässt sich jede Menge Schein finden. Spürst du ihn nicht?«
    Jetzt, wo er es sagte, bemerkte ich es auch. Trauer, Angst und Verzweiflung hingen wie ein dünner grauer Nebel über allem, klebten an den Steinen und krochen über den Boden. Als ich einatmete, flutete der Schein meine Nase und meinen Mund. Ich schmeckte Salz, Tränen und starken, schwelenden Schmerz, vermischt mit abgrundtief schwarzer Todesangst und der Furcht vor dem Unbekannten.
    »Grässlich«, würgte ich hervor.
    Ash nickte. »Ich mache mir auch nicht wirklich was draus, aber einige unserer Art ziehen Trauer und Angst allem anderen vor. Deshalb wirken Friedhöfe so anziehend auf sie, besonders nachts.«
    »Wie Banshees?«
    »Banshees sind Todesomen und bleiben manchmal noch eine Weile am Ort ihres letzten Ziels.« Ash hatte mich immer noch nicht losgelassen. Ihm schien es zu gefallen, mich so zu halten, und mir gefiel es, genau in dieser Position zu bleiben. »Aber es gibt noch andere wie Schwarze Männer oder Wiedergänger, deren einziger Lebenszweck darin besteht, die Sterblichen zu ängstigen. Vielleicht sehen wir noch ein paar von ihnen, aber sie werden dich nicht belästigen, solange du keine Angst hast.«
    »Zu spät«, murmelte ich und spürte, wie er in sich hineinlächelte. Sofort starrte ich ihn böse an, woraufhin er meinen Blick voller Unschuld erwiderte. »Nur damit du es weißt«, knurrte ich und rammte ihm den Zeigefinger gegen die Brust, »später werde ich dich definitiv umbringen, weil du mich hierhergebracht hast.«
    »Ich freue mich schon darauf.«
    »Warte nur. Es wird dir noch leidtun, wenn mich irgendetwas packt und ich so laut schreie, dass es sogar die Toten aufweckt.«
    Lächelnd ließ Ash mich los. »Dieses Etwas müsste aber zuerst an mir vorbei«, versprach er mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen. »Abgesehen davon sind die meisten Dinge, die dich packen könnten, nicht wesentlich anders als der Schwarze Mann im Kinderzimmer – nervtötend, aber harmlos. Die wollen dir nur einen Schrecken einjagen.« Er wurde wieder ernst, kniff die Augen zusammen und sah sich wachsam auf dem Friedhof um. »Die eigentliche Bedrohung wäre der Grimm, falls dieser Friedhof einen hat.«
    »Was ist ein Grimm?« Irgendwie musste ich an Grimalkin denken, den neunmalklugen sprechenden Kater, der immer dann auftauchte, wenn man am wenigsten damit rechnete, und stets Gefälligkeiten als Gegenleistung für seine Hilfe verlangte. Ich fragte mich, wo der Kater wohl gerade steckte und ob er nach unserem letzten Abenteuer in den Wilden Wald zurückgekehrt war. Obwohl ein Grimm, da
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