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Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry

Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry

Titel: Platzkarte zur Hölle Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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töten!"
    „Ich habe ihn nicht getötet."
    „Ich weiß. Er hat sich selbst vergiftet. Aber Sie trieben ihn in den Tod."
    „Mein liebes Kind . . . wollen Sie mir etwa vorwerfen, ich hätte ihn dazu gezwungen, das Gift zu nehmen?"
    „Ich behaupte nichts dergleichen."
    „Aber?"
    „Sie haben ihn erpreßt! In seiner Verzweiflung sah er keinen anderen Ausweg als den Freitod."
    „Finden Sie nicht, daß das eine ungemein törichte Handlung war?" unterbrach Callords.
    „Mein Vater fürchtete, Sie würden ihn um sein gesamtes Vermögen bringen. Deshalb zog er es vor, freiwillig von der Bühne des Lebens abzutreten . . . und zwar zu einem Zeitpunkt, wo er sicher sein konnte, daß noch genügend Geld da war, um seiner Familie ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen."
    „Eine rührende Geste . . . aber leider völlig überflüssig!"
    „Sie hätten ihn doch immer weiter erpreßt, nicht wahr?"
    „Es ist müßig, darüber zu streiten."
    „Warum haben Sie es getan?"
    Callords lächelte. „Warum?" fragte er leise. „Mein liebes Kind, ich habe zeit meines Lebens nichts anderes getan, als Geld zu verdienen, und zwar auf möglichst leichte Weise. Es machte mir Spaß, immer neue Quellen aufzuspüren. Ihr Vater hat nicht nur diese Patricia Wellington gekannt, er hatte eine ziemlich bewegte Vergangenheit. Ich erhielt davon Kenntnis und fing an, ihn zu erpressen. Ganz offen — von Mann zu Mann. Er zahlte mir insgesamt hunderttausend Dollar — und dann versagten seine Nerven. Er nahm sich das Leben."
    „Stimmt. Aber er hinterließ einen Brief, nicht wahr?"
    „Ja. In diesem Brief, der an Ihre Mutter gerichtet war, gab er auch an, warum er den Freitod gewählt hatte."
    „Wo befindet sich dieser Brief?"
    Callords lächelte. „In meinen Händen. Er hat mich eine Menge Geld gekostet . . . genau die Summe, die ich von Ihrem Vater erpreßte!"
    „Ich weiß. Charly Chreston war empört, als er erfuhr, daß seine Schwester Patricia mit einem älteren, verheirateten Mann verkehrt. Er nahm sich vor, meinen Vater deswegen zur Rede zu stellen und ging in seine Wohnung. Dort fand er nur einen Toten — und den Abschiedsbrief."
    „Chrestons Zorn gegen Ihren Vater war im Nu verraucht", ergänzte Callords bereitwillig. „Der Mann, den er haßte, war tot. Zurückgeblieben war nur ein Brief... ein sehr interessanter Brief! Aus ihm ging klar hervor, daß ich, Edward Callords, einer der reichsten Männer der Stadt, den Toten zu dessen Lebzeiten erpreßt hatte. Das dumme war, daß Chreston plötzlich, und wohl zum erstenmal in seinem Hungerdasein, die Chance witterte, rasch und mühelos zu viel Geld zu kommen. Ihm war völlig klar, welchen Wert das Schreiben besaß. Er ließ davon eine Fotokopie anfertigen — ich vermute sogar, daß er sie selbst herstellte — und schickte sie mir ins Haus. Es gab keinen Zweifel an der Echtheit des Dokumentes. Das Original behielt er für sich. Er drohte mir an, den Brief der Polizei zu übergeben, wenn ich nicht zahle."
    „Und Sie zahlten!"
    Callords seufzte. „Es ist mir schwergefallen, das dürfen Sie mir glauben . . . und ich war fest entschlossen, diesem Burschen das Geld wieder abzujagen. Aber das konnte ich nicht, solange er das Original des Briefes besaß!"
    „Dafür, daß Sie ihm die geforderten hunderttausend Dollar gaben, erklärte sich Chreston bereit, zwei Dinge zu tun: erstens lieferte er Ihnen den Abschiedsbrief samt den Fotokopien, und zweitens fabrizierte er eine Reihe gefälschter Erpresserbriefe, die die Polizei in die Irre führen sollten. Ich selbst wurde dadurch auf eine falsche Fährte gelenkt. Ich suchte den Täter allen Ernstes in England!"
    „Es war ein hübscher Einfall von Chreston — wobei freilich nicht vergessen werden darf, daß er sich als Bumerang auswirkte. Erst durch die Briefe kam ja der Stein ins Rollen."
    „Vielleicht wäre ich nie hinter die Wahrheit gekommen, wenn es Ihnen gelungen wäre, den Verlust des Geldes zu verschmerzen. Aber Sie waren entschlossen, Chreston die Beute wieder abzujagen. Um das zu erreichen, engagierten Sie einen stadtbekannten Gangster . . . Mr. Calzetti!"
    „Das kann Ihnen nur Chreston erzählt haben."
    „Stimmt genau. Wissen Sie, wann er mit mir sprach?"
    „Ich kann es mir denken. An jenem Abend, als Sie in meinem Haus als ungebetener Partygast aufkreuzten, gingen Sie anschließend zu Chreston."
    „Ja. Er hatte mich um eine Unterredung gebeten. Charly Chreston war am Ende. Er war einfach nicht Mann genug, um mit der Situation fertig
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