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Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone
Autoren: Sandra Krautwaschl
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Marmelade, diverses eingelegtes Gemüse, passierte Tomaten, Ketchup … Wenn das nun ebenfalls wegfallen sollte, wären wir in der Auswahl unserer Lebensmittel schon massiv eingeschränkt. Nicht mal selbst eingekochtes Apfelmus oder Kompott könnten wir verwenden. Und ob das dann der Devise »Es muss Spass machen!« noch standhalten könnte, wage ich zu bezweifeln.
    Es scheint zum Verrücktwerden. Weil wir für den Moment mangels besserer Informationen nicht weiterkommen, vertagen wir auch dieses Problem, um uns anderen Bereichen zu widmen. Und gelangen zumindest in puncto Lebensmittel zu der beruhigenden Erkenntnis, dass wir während des plastikfreien Monats nicht Hunger leiden müssen. Brot, Gebäck, Käse, Wurst, Gemüse, Obst, Eier, Mehl, Zucker und vieles andere würden wir problemlos ohne Plastikverpackung kaufen können. Die Milch wollen wir, da Tetrapacks innen mit Plastik beschichtet sind, bei einer Bäuerin in der Nachbarschaft holen, was wir zwischendrin ohnehin schon öfter gemacht haben. Nur die Plastikmilchkanne gilt es zu ersetzen.
    Schwieriger dürfte die Beschaffung plastikfreier Haushalts- und Kosmetikartikel werden. Bei Klopapier und Taschentüchern hoffen wir auf Produkte der Marke »Danke«, da diese zumindest lange Zeit über in Papier verpackt erhältlich waren. Für Geschirrspülmittel und Shampoo hingegen fällt uns auf Anhieb keine einzige plastikfreie Alternative ein. Und bei Zahnbürsten, die ja Plastik pur sind, erst recht nicht – da ist die Verpackungsfrage noch das geringste Problem.
    Allerdings setze ich – im Nachhinein gesehen etwas blauäugig – große Hoffnungen in Bioläden und Reformhäuser, wo wir bislang nur sehr selten eingekauft haben und die ich mir demzufolge in meiner Fantasie als wahre Paradiese für experimentierfreudige Plastikverweigerer vorstelle. Insofern sehe ich dem morgigen Einkauf trotz der ersten Rückschläge recht optimistisch entgegen.
    Doch schon einen Tag später würde ich um einige Illusionen ärmer sein.
    Kein Paradies für Plastikverweigerer
    Am nächsten Morgen geht es früh los zu unserem ersten plastikfreien Einkauf. Da außerdem neue Fahrräder für Samuel und Marlene anstehen, fahren wir mit dem Auto nach Graz.
    Was wiederum dazu führt, dass wir während der Fahrt wie so häufig über das Thema Autofahren diskutieren, und zwar diesmal im Zusammenhang mit dem geplanten Experiment. Mein Mann ist wie gesagt im Gegensatz zu mir ein begeisterter und vor allem sehr konsequenter Radfahrer, der den Weg zu seiner Arbeitsstelle in Graz meist und bei nahezu jeder Witterung mit dem Fahrrad zurücklegt. Ansonsten nimmt er den Zug. Ich hingegen muss mich ständig motivieren und mir das Radfahren einschließlich Steigungen als nützliches Fitnessprogramm verkaufen, um dem Ganzen etwas Positives abgewinnen zu können.
    Peter jedenfalls ist es an diesem Morgen sehr wichtig zu betonen, dass er für unser Experiment keine unnützen Autofahrten akzeptieren will, auch nicht zum Zweck der Plastikvermeidung. »Das darf nicht dazu führen, dass wir mit dem Auto herumfahren, um irgendwo bestimmte Sachen ohne Plastik einzukaufen! Das wäre total kontraproduktiv. Wir müssen uns bemühen, alles weiterhin mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erledigen.«
    Keine Frage, da sind wir uns einig. Schließlich wäre es ziemlich absurd, auf der einen Seite Erdöl einsparen zu wollen und auf der anderen Treibstoff in die Luft zu blasen. Doch das sagt sich so leicht, und im hintersten Winkel meines Kopfes regen sich bereits erste Zweifel, ob wir es wirklich schaffen werden, den zusätzlichen Zeitaufwand, den der plastikfreie Einkauf möglicherweise mit sich bringt, in unseren Alltag zu integrieren.
    Immerhin ist dessen Organisation selbst bisher nicht ganz einfach gewesen: Wir haben beide Teilzeitjobs und tragen die gemeinsame Verantwortung für Haushalt und Kinder, was uns mitunter vor beträchtliche Herausforderungen stellt, und nicht immer klappt alles mit den Absprachen, zumal keiner von uns mit großer Begeisterung einkaufen geht. Und die Vorstellung, dass diese ungeliebte Tätigkeit künftig noch mehr Zeit beanspruchen könnte, behagt mir nicht besonders.
    Was soll’s: Wer A sagt, muss auch B sagen. Für uns bedeutet das als Erstes, beherzt die plastikfreie Einkaufsliste in Angriff zu nehmen und zu schauen, wie weit wir kommen. Folgendes haben wir am Tag zuvor für den ersten Einkauf notiert:
    – Klopapier und Taschentücher ohne Plastikverpackung
    –
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