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Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone
Autoren: Sandra Krautwaschl
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unser Leben also kaum von dem anderer Leute. Wir besitzen einen Fernseher, Computer und Handys. Und auch ein Auto, wenngleich wir uns bereits seit Jahren bemühen, es nicht übermäßig zu bewegen.
    Das fällt meinem Mann zugegebenermaßen leichter als mir, da er ein geradezu begeisterter Radfahrer ist und gleich drei Fahrräder in seinem Fuhrpark stehen hat. Ich hingegen quäle mich bisweilen durchaus ein wenig widerwillig vor allem auf ansteigenden Straßen und ringe dann heroisch meinen inneren Schweinehund nieder. Oder auch nicht.
    So oder so ähnlich halten es viele Familien in unserem Bekanntenkreis, zumal die Selbstbeschränkung beim Autofahren in den letzten Jahren in gewissen Kreisen doch ein wenig Auftrieb erlebt hat. Mit anderen Worten: Zumindest lange Zeit haben wir uns kaum durch besonderen Einsatz für die Umwelt hervorgetan und wären unseren Mitmenschen sicher niemals als Ökoaktivisten aufgefallen.
    Nicht bis zum 17. September 2009.
    An diesem Tag besuchte ich mit einer Freundin die Premiere des Films Plastic Planet . In intensiven, schockierenden und betroffen machenden Bildern zeigt diese Dokumentation im Spielfilmformat, wie sehr unsere Welt von Plastik durchsetzt ist und im Plastikmüll zu ersticken droht. Und führt zudem eindringlich die Skrupellosigkeit eines ganzen Industriezweigs vor Augen, wenn es um die Zulassung neuer Produkte geht, deren Gewinnpotenzial außer Frage steht, die Unbedenklichkeit für Umwelt und Gesundheit hingegen in keinster Weise gewährleistet ist. Während die Plastikproduzenten sich bei kritischen Anfragen zynisch auf Firmengeheimnisse berufen, sehen die Politiker meist ohnmächtig und tatenlos zu oder schauen weg. Solche Firmen verfügen eben über eine einflussreiche und finanzstarke Lobby.
    Von wegen schöne heile Plastikwelt, dachte ich mir beim Verlassen des Kinos. Die reinste Hexenküche ist das! Und plötzlich wurde alles anders. Für mich und für meine Familie.
    In welcher Weise anders, das will ich auf den folgenden Seiten erzählen und einen Eindruck vermitteln von unserem Experiment »Plastik, nein danke!« Es war alles zugleich, wenn auch nicht unbedingt gleichzeitig: lehrreich und aufregend, anstrengend und lustig. Eines jedoch war es nie: langweilig, denn es stellte uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Und mit der Zeit merkten wir, dass wir weitaus mehr bewegen können als ursprünglich gedacht – und in uns wuchs die Überzeugung, dass es sehr wohl möglich ist, sein Leben zumindest im eigenen Bereich grundlegend umzukrempeln.
    Das Buch soll aber nicht nur Einblick geben in dieses ungewöhnliche Experiment, auf das ich mich, beeinflusst durch den Film, mit meiner Familie vor zwei Jahren eingelassen habe, sondern es will darüber hinaus Spaß, Mut und Hoffnung machen. Spaß deshalb, weil er die Basis dafür war, dass wir uns als Familie für das Experiment entscheiden konnten, und bis auf den heutigen Tag der wichtigste Maßstab für die Fortsetzung unseres »plastikfreien« Lebens geblieben ist. Mut, weil es immer ein wenig davon braucht, wenn man sich dazu entschließt, alte Gewohnheiten zumindest teilweise zu verändern. Und Hoffnung, weil sie ungeahnte Kräfte in uns wecken kann und uns hilft, unsere Ideen und Visionen zu leben.

I. Aller Anfang ist schwer
    Rückblende: Stationen einer »Ökokarriere«
    Wenn ich heute zurückdenke, dann scheint es mir, als ob ich schon als Kind in puncto Müll einen ausgeprägten Ordnungssinn besessen hätte. Ich weiß noch, wie entrüstet ich immer war über all die Zuckerlpapiere und Kaugummiverpackungen, die ich auf dem Spielplatz oder beim Spazierengehen so nebenbei entdeckte und gegebenenfalls aufsammelte, um sie in den Papierkorb zu werfen.
    Offenbar war ich also, was Müll anbelangt, ein ziemlich ordentliches Kind – ob schon von Natur aus oder weil man es mir so beibrachte, sei dahingestellt. Mein Interesse an fremdem Müll brachte mich jedenfalls bereits in diesen frühen Jahren dazu, über die Beweggründe anderer Menschen nachzudenken, und mündete schließlich in der Annahme, nur »dumme Kinder« würden ihren Abfall einfach in die Landschaft werfen. Kinder, die einfach nicht klug genug waren zu begreifen, was sich gehörte und was nicht. Dass auch Erwachsene zu den Müllverursachern gehören könnten, auf diese Idee wäre ich im Leben nicht gekommen.
    Diese Neigung, den Müll anderer Leute aufzusammeln, stieß trotz des zweifellos ehrenhaften Motivs zumindest bei meinen Eltern nicht unbedingt
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