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Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone
Autoren: Sandra Krautwaschl
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auf Gegenliebe. Und so erntete ich bei meinen kindlichen Bemühungen, die Natur von diesem ganzen unschönen Müll zu befreien, eher Kritik als Lob, und die erhoffte tatkräftige Unterstützung diverser Erwachsener blieb mir so gut wie immer versagt.
    Damals hätte ich meine Beweggründe nicht in Worte fassen können. Es störte mich einfach, und deshalb versuchte ich Abhilfe zu schaffen. Heute weiß ich, dass dieses Bestreben, stets eine rasche Lösung für einen unbefriedigenden Zustand zu finden, zu mir gehört wie meine Nase oder wie meine Art zu sprechen. Zum Glück für alle, die mit mir zusammenleben, habe ich mich später vom reinen Müllsammler wegentwickelt und mich stärker darauf verlegt, Vermeidungsstrategien zu ersinnen.
    Allerdings legte ich zwischenzeitlich einen ganz schön missionarischen Eifer an den Tag. Ungefähr ab dem Volksschulalter gab ich mich nicht mehr mit dem Aufsammeln zufrieden, sondern fing an, Kinder wie Erwachsene bei passender und unpassender Gelegenheit darüber aufzuklären, dass sie ihre diversen Hinterlassenschaften doch bitte sehr in die überall aufgestellten Mülleimer werfen oder, falls sie keine finden, mit nach Hause nehmen sollten.
    Einmal davon abgesehen, dass die meisten Erwachsenen sich generell nicht gerne von Kindern belehren lassen, dämmerte mir in jener Zeit zum ersten Mal, dass die »Großen« tatsächlich ziemlich uneinsichtig sein konnten. Und meiner Erfahrung nach hat sich daran bis heute kaum etwas geändert. Kinder lassen sich viel leichter und schneller für Umweltthemen begeistern, fühlen sich insbesondere den Tieren, aber auch der Natur als Ganzes viel unmittelbarer verbunden, möchten helfen und heilen, entwickeln Visionen von einer »besseren Welt«, an deren Verwirklichung sie glauben wollen. Und für die sie bereit sind, sich mit ihren Mitteln einzusetzen.
    Nun verlaufen Entwicklungen im Leben ja selten gradlinig. Und so vollführte ich im Laufe des Erwachsenwerdens irgendwann eine ideologische Wende. Von der ursprünglichen Berufung zur Müllaktivistin blieb nicht viel übrig, und schließlich verwandelte ich mich nach bestandener Führerscheinprüfung sogar zur leidenschaftlichen Autofahrerin. Das ging so weit, dass ich selbst für kürzeste Strecken den Wagen nahm, um ein paar Meter zu fahren und wieder anzuhalten. Auf die Idee, zu Fuß zu gehen oder das Fahrrad zu nehmen, wäre ich in dieser Phase gar nicht gekommen. Autofahren machte mir einfach zu viel Spaß. Allerdings sagte auch niemand etwas.
    Desgleichen zeugte mein Konsumverhalten zu jener Zeit nicht gerade von einem hohen Bewusstsein in puncto Gesundheit und nachhaltiger Ernährung. So stopfte ich während meiner zweieinhalbjährigen Ausbildung zur Physiotherapeutin phasenweise hauptsächlich Wurstsemmeln und Süßigkeiten in mich hinein. Und fand das zudem sehr praktisch, weil ich auf diese Weise Geld sparte, das ich dann bevorzugt in billige Klamotten investieren konnte.
    Parallel dazu machte sich bei mir mit der Zeit eine gewisse Ignoranz gegenüber sogenannten Umweltproblemen breit. Zwar war es für mich weiterhin kein Thema, dass ich meinen eigenen Abfall nicht einfach in die Gegend warf, doch der Rest interessierte mich nicht wirklich. Die »Umwelt« war plötzlich erstaunlich weit weg. Ich jedenfalls fühlte mich nicht speziell dafür zuständig oder verantwortlich.
    Heute bin ich davon überzeugt, dass allein die Formulierung »Umweltprobleme« dazu beiträgt, die Natur nicht mehr als eigene Lebensgrundlage zu erleben, und es deshalb leichtfällt, sich davon zu distanzieren. Der neutrale Begriff verleitet dazu, sich etwas vorzumachen, die Probleme der Umwelt von den eigenen – auch den gesundheitlichen – abzukoppeln und einen Zusammenhang zu bestreiten. Insofern würde ich es vorziehen und weitaus logischer finden, von »Lebensraumproblemen« zu sprechen. Damals jedoch, in meinen frühen Erwachsenenjahren, waren ökologische Konzepte für mich genauso nebensächlich wie irgendwelche konkreten Umweltaktivitäten.
    Gesundes Essen, schadstoffarme Luft, sauberes Wasser, das alles bekam erst wieder einen entscheidenden Stellenwert, als ich unser erstes Kind erwartete. Noch bevor Samuel auf die Welt kam, begann ich mich recht intensiv mit der Ernährung von Babys und Kleinkindern sowie mit der Windelfrage zu befassen.
    Pampers und Co. oder lieber die gute altmodische Stoffwindel? Wobei der Wunsch, Müll zu vermeiden, zwar den auslösenden Faktor darstellte, als ich mich gegen die
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