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Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone
Autoren: Sandra Krautwaschl
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Samuel, worauf seine Geschwister mit einhelligem »Heute, jetzt, sofort!« antworten.
    Ich erkläre ihnen, wie mit Peter am Abend zuvor besprochen, dass es nicht ohne gründliche Planung gehen kann. »Oder wollt ihr womöglich einen Monat lang nur Brot und Wasser vorgesetzt bekommen«, scherze ich. Um ihre rührende Begeisterung jedoch nicht allzu sehr zu dämpfen, versprechen wir, am Nachmittag gemeinsam mit ihnen eine Liste zu machen, was wir für unser Experiment brauchen, was wir neu anschaffen und was wir aussortieren müssen. Und am morgigen Samstagvormittag, wollen wir dann unseren ersten »plastikfreien« Einkauf starten.
    Für unsere Kinder ein absolutes Highlight, für uns hingegen die erste große Herausforderung.
    Lust und Frust beim Planen
    Bei aller Begeisterung, den unser Nachwuchs an den Tag gelegt hat, scheint es meinem Mann und mir doch besser, ein paar Dinge im Vorfeld abzuklären, und so setzen wir uns ein paar Stunden später bei einer Tasse Kaffee zusammen, um über die Einkaufsliste nachzudenken. Prompt eröffnen sich einige Problemfelder, die wir bis dahin noch gar nicht im Blick hatten.
    Zum Beispiel in Bezug auf Kaffee, dem speziell ich, über den Tag verteilt, reichlich zuspreche. Wobei die Zubereitung – wir besitzen eine italienische Espressomaschine – relativ plastikfrei und damit unproblematisch ist. Nach den gestrigen Erkenntnissen, dass sich aus Kunststoffen vor allem in Verbindung mit heißen Flüssigkeiten besonders viele Schadstoffe lösen, will ich auf die Verwendung von Filtermaschinen oder Plastikfiltern in Zukunft ohnehin gänzlich verzichten. Aber der Teufel steckt in der Verpackung, und selbst Bio- und Fair-Trade-Kaffee pflegt in plastikgefütterten Folien verkauft zu werden. Gibt es diese Art von Kaffee auch »offen« zu kaufen? Müsste es doch eigentlich, denke ich voller Zuversicht.
    Peter seinerseits ist an Kaffee nicht ganz so interessiert und käme zur Not auch ohne aus. Zudem wähnt er sich in Bezug auf sein Lieblingsgetränk in Sicherheit, da Bier ohnehin hauptsächlich in Glaspfandflaschen erhältlich ist, sowohl ökologisch gesehen als auch hinsichtlich Haltbarkeit und Qualität eine der besten Verpackungsvarianten für Flüssigkeiten überhaupt.
    Aber Hochmut kommt vor dem Fall, und Peter hat eine winzige, wiewohl entscheidende Kleinigkeit übersehen: Bei genauer Inspektion der Kronenkorken stelle ich nämlich zu seinem Entsetzen fest, dass sie an der Innenseite unleugbar eine Kunststoffbeschichtung enthalten. Als ich sein Gesicht sehe, muss ich unwillkürlich an seine Bedingung von wegen Stress und Spaß denken und lenke ein, um nicht wegen dieser im Verhältnis wenig relevanten Plastikschicht am Ende das ganze Experiment zu gefährden. »Na ja, vielleicht gibt es ja auch Sorten mit anderen Korken. Oder sogar Flaschen mit Keramikverschluss.«
    Peters Gesicht bleibt düster. »Wenn du mich fragst, war das früher mal so. Und selbst wenn, dann haben diese Flaschen einen Dichtungsring, und der dürfte ebenfalls aus Kunststoff sein.«
    »Ist das nicht Gummi?«, frage ich hoffnungsvoll. »Kautschuk und damit ein Naturprodukt?«
    O Gott, bevor wir überhaupt angefangen haben mit unserem Experiment, türmen sich bereits die Probleme, diskutieren wir schon Spitzfindigkeiten. Das kann ja heiter werden!
    Und eines bemerken wir ebenfalls an diesem Nachmittag: Dass es gar nicht so einfach sein dürfte, zuverlässige Auskünfte zu erhalten. Nicht nur wo man was kaufen kann, sondern auch was in welchem Material steckt. Was würden wir wohl zu hören bekommen, wenn wir einer Verkäuferin in einem beliebigen Supermarkt folgende Frage stellen: »Entschuldigen Sie bitte, aus welchem Material ist denn der Dichtungsring dieser Bierflasche? Wissen Sie zufällig, ob da irgendwelche bedenklichen Stoffe enthalten sind?«
    Seufzend beschließen wir, das Thema Bierflaschen vorerst zu vertagen.
    Doch das nächste Problem lässt nicht lange auf sich warten. Es geht um die Schraubverschlüsse diverser Gläser.
    Obwohl sie eigentlich und überwiegend aus Metall bestehen, entdecken wir bei genauerem Hinsehen, dass alle Deckel zumindest dort, wo sie am Glas anliegen, eine Dichtung besitzen, die eindeutig aus Kunststoff besteht.
    Jetzt ist es an mir, die Krise zu kriegen. Müssen wir wirklich einen Monat lang auf alle Lebensmittel verzichten, die in Gläsern verpackt sind? Gerade die waren ja eine meiner großen Hoffnungen für die alternative Gestaltung unserer Lebensmittelversorgung. Honig,
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