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Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone
Autoren: Sandra Krautwaschl
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den Spaß bereits im Vorfeld verloren? Mir wird bewusst, dass es ein schwerer taktischer Fehler war, Peter mit allen drei Kindern zum Einkaufen zu schicken. Er gehört zu jenen Leuten, die beim Anblick größerer Menschenmengen, speziell in Einkaufszentren, leicht alle möglichen Stresssymptome entwickeln, die gleichermaßen Unbehagen wie Unwillen signalisieren. Das konnte eigentlich nur in einem Fiasko enden.
    Um zu verhindern, dass unser Experiment stirbt, bevor es überhaupt richtig begonnen hat, erkläre ich die Einkaufstour kurzerhand für beendet. »Weißt du was«, sage ich sanft und ohne jeden Vorwurf, »wir machen Schluss für heute, schauen nur noch kurz in das Fahrradgeschäft und besprechen später zu Hause, wie es weitergehen soll. Okay?«
    Als wir uns zehn Minuten später treffen, um gemeinsam nach Hause zu fahren, hat sich die Lage entspannt und Peters Laune gebessert. Wir einigen uns darauf, dass wir zwar nicht sonderlich weitergekommen sind mit unserem Einstieg in ein plastikfreies Leben, aber zumindest fühlen wir uns um ein paar Erfahrungen und um die Erkenntnis reicher, dass sich fast überall Plastik versteckt, wo wir es gar nicht vermutet hätten.
    Zum Glück stammen die Zutaten für unser Mittagessen noch aus dem Plastikzeitalter und fallen nicht unter die neuen strengen Einkaufsregeln, sodass wir nach dieser missglückten Einkaufstour wenigstens nicht hungern müssen.
    Nudelmiseren und andere Schwierigkeiten
    Zum ersten Mal sind wir also von einer Familieneinkaufsfahrt mit leeren Händen zurückgekommen. Dafür haben wir viele neue Einsichten gewonnen und viele Dinge registriert, die früher unserer Aufmerksamkeit entgangen sind. Wir ziehen eine erste Bilanz:
    – Nicht alles, was auf den ersten Blick kunststofffrei erscheint, ist es auch wirklich.
    – Selbst wenn außen herum nur Papier oder Karton sichtbar ist, gibt es innen oft noch eine Plastikhülle.
    – Bei manchen Produkten wie zum Beispiel Zucker haben wir erstaunlicherweise nur die konventionelle Variante in Papierverpackung gefunden, Biozucker hingegen wird in unserem Laden ausschließlich in Plastik angeboten.
    – Bei vielen Produkten in Glas- oder Metallbehältern finden sich Verschlüsse aus Kunststoff oder zumindest Dichtungen aus Plastik.
    Auf unsere Einkaufsliste bezogen heißt das: weitersuchen!
    Beim Mittagessen stolpern wir gleich über ein neues Problem. Es gibt Spaghetti mit Käsesoße. Samuel unterbricht die genüssliche Stille und verdirbt uns beinahe den Appetit.
    »Sind Spaghetti nicht auch in Plastik verpackt?«
    Mir stockt der Atem. Das wäre nun wirklich eine Katastrophe, denn Nudeln gehören schließlich zu den wichtigsten Lebensmitteln in unserem Haushalt. Aber Samuel hat recht. Trotz intensiven Nachdenkens fällt keinem von uns nur eine einzige Sorte ein, die nicht zumindest mit einem Plastiksichtfenster im Karton versehen ist. Eine Marketingstrategie, die mich schon früher geärgert hat, weil sie das Mülltrennen unnötig kompliziert. Jetzt droht sie zur Schicksalsfrage für unsere Essgewohnheiten zu werden.
    »Ich werde gleich Montag noch mal einkaufen gehen und genau schauen, ob es nicht doch Packungen ohne Sichtfenster gibt. Mir kommt vor, zumindest die Spaghetti von Barilla haben keines«, verspreche ich meinen Kindern.
    Trotz der neu entdeckten Nudelmisere versuche ich gute Stimmung zu verbreiten. »Habe ich nicht recht gehabt? Verhungern müssen wir bestimmt nicht«, rufe ich betont munter in die Runde, ohne allerdings begeisterte Zustimmung zu ernten. Von keiner Seite. Dass sich unsere Essensauswahl durch den Plastikverzicht vermutlich stark verkleinern wird, erwähne ich lieber gar nicht, sage nur abschließend und wie zum Trost: »Na ja, ist ja nur für einen Monat, und der geht schnell vorbei.«
    Peter hat sich inzwischen zwar ein wenig vom Einkaufsstress des Vormittags erholt, ärgert sich aber nach wie vor darüber, dass die schönen altmodischen Milchkannen aus Emaille heutzutage anscheinend nur mehr mit Plastikdeckel produziert werden.
    Auch ich weiß noch gut, dass ich als Kind die Milch eine Weile vom Bauern geholt habe – in einer ganz simplen Blechmilchkanne ohne irgendeine Dichtung. Und soweit ich mich erinnere, gab es damit keine Probleme. Na ja, vielleicht einmal, als die Kanne im Auto umkippte.
    Wieder einmal stellt sich mir jedenfalls die Frage, warum heutzutage scheinbar nichts mehr ohne Plastikzusatz geht. Wenngleich wir das nicht nachvollziehen können und wollen, hilft uns alle
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