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Planlos ins Glueck

Planlos ins Glueck

Titel: Planlos ins Glueck
Autoren: Victoria Dahl
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früher und ihn seltener besuchen kam. Irgendwann wurde ich die Streitereien leid. In der Wohnung nebenan wohnte eine Frau, die auch mit einem Sträfling verheiratet war. Ihr Bruder saß in einem Gefängnis in Texas, und ich fing an, ihm zu schreiben. Ich weiß nicht,wonach ich eigentlich gesucht habe. Aber dass ich gesucht habe, weißt du ja. Jahrelang.“
    Jane nickte.
    „Und dann habe ich Mac kennengelernt. Den Rest der Geschichte kennst du.“
    „Warum bist du mit Mac zusammengeblieben? Ich meine, nachdem er freigekommen ist? Ich dachte immer, dass wir eines Tages bestimmt einfach heimlich abhauen, wenn er bei der Arbeit ist.“
    Ihre Mom runzelte die Stirn. Jane fielen ein paar Falten auf, die sie noch nie zuvor bemerkt hatte. „Wolltest du denn, dass wir abhauen?“
    „Am Anfang ja. Ich wusste doch gar nicht, wie das ist mit einem Mann im Haus. Ich hatte Angst vor ihm.“
    Ihre Mom lachte, aber das Lachen ging in ein ersticktes Schluchzen über, und sie presste sich die Hand vor den Mund. Ein paar Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln.
    „Ich auch. Als er plötzlich vor der Tür stand, war ich so geschockt, dass ich einfach nicht wusste, was ich tun soll. Ich habe mir gesagt, dass ich ihn rausschmeiße, sobald er gewalttätig wird. Aber das ist nie passiert, also habe ich mir gesagt, dass ich ihn rausschmeiße, wenn er dir gegenüber auch nur ein einziges böses Wort verliert. Und auch das ist nie passiert. Er war genau wie seine Briefe: rücksichtsvoll und fair. Und nach einer Weile merkte ich, dass ich mich bei ihm sicher fühlte, obwohl er nicht mehr hinter Gittern saß.“
    Sie schüttelte den Kopf, schniefte und wischte sich die Tränen weg. Dann lachte sie unsicher auf. „Keine Ahnung, wie es ohne Mac mit uns weitergegangen wäre. Aber ich … alles, was vor ihm war, tut mir unendlich leid, Liebes. Ich dachte, dass du in Sicherheit bist, solange kein Mann im Haus ist. Ich dachte, dass es so das Beste für dich ist. Aber … Ach, Jane, ich hatte einfach alles falsch verstanden!“
    „Du hast alles getan, was du konntest“, flüsterte Jane. Und zum ersten Mal glaubte sie auch, was sie da sagte.
    „Ja, das habe ich. Aber mein Bestes war nicht gut genug. Bei dir ist das anders, Jane. Ich bin so stolz auf dich.“
    Sie hielten einander noch eine Weile weinend umarmt, und dann stattete Jane Mac einen Besuch in der Werkstatt ab. Bevor sie ein trotziger Teenie geworden war, hatte sie sich nirgendwo so wohlgefühlt wie dort. Die Werkstatt war genau der richtige Ort, um Kraft zu sammeln für das, was sie als Nächstes vorhatte.
    Chase spülte den letzten Teller ab und trocknete sich ausgiebig die Hände. Dann drehte er sich zu seinem Vater um, der zitternd auf der Couch im Wohnwagen lag.
    Mittlerweile kam Chase sich dumm vor, weil er überhaupt geglaubt hatte, dass er ein nettes Sonntagsessen mit seinem Dad verbringen könnte. Aber bei ihrem Telefonat am Nachmittag hatte sein Vater das Thema Alkohol zum ersten Mal seit Jahren nicht einmal erwähnt. Und tatsächlich hatte Peter Chase den ganzen Tag über nicht getrunken. Doch gegen sechs Uhr hatte sich der kalte Entzug bemerkbar gemacht, und jetzt hielt sein Dad eine offene Bierdose in der Hand und verschüttete jedes Mal einen Teil des Inhalts, wenn er einen neuen Anfall bekam.
    „Tut mir leid“, sagte er und wich Chases Blick aus. „Alleine schaffst du das nie, Dad.“
    „So einfach lasse ich mich nicht kleinkriegen“, blaffte sein Vater. „Das ist doch keine Krankheit! Es ist nur eine kleine persönliche Schwäche. Nichts, was ich nicht mit ein bisschen Willenskraft in den Griff bekommen kann.“
    „Nenn es, wie du willst.“ Chase öffnete eine Schublade und holte einen Stapel Broschüren heraus. „Es gibt auch noch andere Programme als die Anonymen Alkoholiker, mit anderen Methoden.“ Er legte die Broschüren auf den Couchtisch, aber sein Vater beäugte sie so misstrauisch, als hätte Chase gerade einen Eimer Giftmüll ausgeleert.
    „Willst du nicht wenigstens drüber nachdenken?“ „Doch, doch.“
    „Du hast gerade geholfen, einen Mörder zu fangen, Dad. Esgibt so viel, was du mit deinem Leben anfangen kannst. Es muss nicht für immer so bleiben, wie es ist.“
    Chases Handy klingelte. Erleichtert zog er es aus der Tasche, und als er auf das Display blickte, wurde aus der Erleichterung Freude. Jane hatte ihm geschrieben!
    Wo bist du?
    Vor Aufregung wäre ihm fast das Handy aus der Hand gefallen, als er die Antwort eintippte.
    Bei meinem
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