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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus
Autoren: Ben Bova
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ein paar Minuten. Ohne Zweifel war seine widerwärtige Party noch in vollem Gang. Doch dann erschien sein Gesicht auf dem Wandbildschirm im Wohnzimmer.
    Vater wirkte müde, aber entspannt und lächelte mich milde an. Ich sah, dass er im Bett lag und sich glänzende Seidenkissen in den Rücken gestopft hatte. Er war nicht allein.
    Ich hörte gedämpftes Kichern unter der Bettdecke hervordringen.
    »Du bist aber früh auf«, sagte er halbwegs wohlwollend.
    »Du aber auch«, erwiderte ich.
    »Guck nicht so vorwurfsvoll, Kümmerling«, sagte er. »Ich hatte dir diese Damen angeboten, erinnerst du dich? Es wäre doch eine Schande, solche Talente zu vergeuden.«
    »Ich werde mir dein Preisgeld holen«, sagte ich. Plötzlich war er hellwach. »Was?«
    »Ich werde zur Venus fliegen. Ich werde Alex’ Leichnam bergen.«
    »Du?«, fragte er lachend.
    »Er war mein Bruder«, sagte ich. »Ich liebte ihn.«
    »Ich musste dir in den Hintern treten, dass du überhaupt zum Mond fliegst, und nun erzählst du mir, dass du zur Venus fliegen willst?« Über diese Vorstellung schien er sich köstlich zu amüsieren.
    »Du glaubst, ich schaffe das nicht?«
    »Ich weiß, dass du es nicht schaffst, Kümmerling. Du wirst es nicht mal versuchen, trotz deiner Sprüche.«
    »Ich werde es dir schon zeigen«, sagte ich. »Ich werde dir das verdammte Preisgeld abnehmen.«
    »Natürlich wirst du das«, sagte er hämisch. »Und Elefanten können fliegen.«
    »Du zwingst mich förmlich dazu«, sagte ich. »Der Zehn-Milliarden-Dollar-Preis ist ein großer Anreiz für einen, der ab nächsten Monat auf dem Trockenen sitzt.«
    Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. »Ja«, sagte er nachdenklich, »das ist bestimmt ein großer Anreiz.«
    »Ich werde fliegen«, sagte ich nachdrücklich. »Und du glaubst, dass du mein Preisgeld gewinnen wirst, was?«
    »Oder ich geh dabei drauf.«
    »Du glaubst doch nicht, dass du der einzige bist, der versuchen wird, sich die zehn Milliarden Dollar zu holen, oder?«
    »Wer, der noch alle beisammen hat, würde das auch nur in Erwägung ziehen?«
    »Ich wüsste da schon jemanden«, sagte Vater spöttisch. »Er wird alles daransetzen.«
    »Wer?«
    »Lars Fuchs. Der Bastard ist momentan irgendwo draußen im Gürtel, aber sobald er von der Sache erfährt, wird er sich in Nullkommanix zur Venus aufmachen.«
    »Fuchs?« Ich hatte meinen Vater oft von Lars Fuchs reden hören, und immer voller Hass. Er war ein Asteroidenmineur – viel mehr wusste ich nicht über ihn. Früher hatte er ein eigenes Unternehmen besessen und war ein Konkurrent meines Vaters gewesen, doch nun war er nur noch ein unabhängiger Mineur, der sich im Asteroidengürtel durchschlug. Eine ›Felsenratte‹ in der kultivierten Ausdrucksweise meines Vaters.
    »Fuchs. Du wirst gegen ihn antreten müssen, um dir das Preisgeld zu holen, Kümmerling. Ich glaube nicht, dass du Manns genug bist, das zu schaffen.«
    Ich hätte in diesem Moment erkennen müssen, dass er mich manipulierte, dass er mich zwang, durch den Feuerreifen zu springen. Doch ehrlich gesagt, sah ich nur ein Leben in
    Armut vor mir, wenn ich mir das Preisgeld nicht sicherte.
    Trotzdem war das nicht alles, woran ich dachte. Ich hatte noch immer Alex’ markantes, entschlossenes Gesicht in jener letzten Nacht vor Augen, die er auf der Erde verbracht hatte.
    »Vater würde dich umbringen, wenn er davon wüsste«, hatte ich gesagt.
    »Er weiß es schon«, hatte Alex gesagt.

WASHINGTON DC
     
    »Eine solche Gelegenheit bekommt man nur einmal im Leben«, stöhnte Professor Greenbaum wie eine krächzende Türangel, »und ich bin schon zu alt, um sie beim Schopf zu packen.«
    Ich war noch nie mit einem älteren Menschen im selben Raum gewesen, jedenfalls nicht auf diese kurze Distanz. Ich meine, arme Leute alterten wahrscheinlich – weil aber jeder, der es sich leisten konnte, sich mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter einer Telomerase-Behandlung unterzog und Verjüngungstherapien für Erwachsene verfügbar waren, die in dieses Alter gekommen waren, bevor die Telomerase-Behandlung die Marktzulassung bekommen hatte, alterte heute niemand mehr.
    Doch Daniel Haskel Greenbaum war alt. Seine Haut war runzlig und mit Altersflecken übersät. Er ging gebeugt und wirkte so zerbrechlich, dass ich befürchtete, ihm die Knochen zu brechen, wenn ich ihm die Hand gab. Wider Erwarten hatte er einen ziemlich festen Händedruck. Er hatte Tränensäcke, und das Gesicht war schlaff und von Linien und Furchen durchzogen
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