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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus
Autoren: Ben Bova
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mich zu seiner schwachsinnigen Geburtstagsparty auf dem Mond, wobei er damit drohte, mir das Stipendium zu streichen, wenn ich nicht erschiene.
    »Wieso hast du darauf bestanden, dass ich herkomme?«, fragte ich und schaute meinem Vater ins jugendlich glatte Gesicht.
    Er grinste mich spöttisch an. »Amüsierst du dich denn gar nicht?«
    »Du etwa?«, konterte ich.
    Vater stieß einen Laut aus, bei dem es sich vielleicht um ein unterdrücktes Lachen handelte. Dann sagte er: »Ich habe eine Ankündigung zu machen. Ich wollte, dass du sie aus meinem Mund vernimmst.«
    Ich war verwirrt. Eine Ankündigung? Wollte er nun doch zurücktreten? Und wenn schon; mir würde er die Leitung der Firma ohnehin nicht übertragen. Ich war aber auch gar nicht darauf erpicht.
    Er drückte eine Taste in der linken Sessellehne, und der höllische Lärm der Party brandete wieder mit solcher Wucht gegen mich an, dass ich glaubte, der Schädel würde mir zerspringen. Dann berührte er die andere Armlehne. Die Musik brach mitten im Takt ab. Die Akrobaten auf dem Seil verschwanden, als ob man ein Licht ausgeknipst hätte. Eine holografische Darstellung, erkannte ich.
    Die Menge verstummte und verharrte reglos. Alle drehten sich zum Podest um wie eine Schar Schüler, die sich eine Ansprache des Rektors anhören musste.
    »Ich freue mich, dass Sie alle auf meine Party gekommen sind«, hob Vater an. Seine tiefe, modulierte Stimme wurde verstärkt und hallte in der Kaverne wider. »Habt ihr auch viel Spaß?«
    Wie aufs Stichwort jubelten, klatschten, pfiffen und kreischten alle aus vollem Hals.
    Vater hob beide Hände, und die Leute verstummten wieder.
    »Ich habe eine Ankündigung zu machen – etwas, das euch hart arbeitenden Vertretern der Medien sicher besonders gut gefallen wird.«
    Ein halbes Dutzend mit Kameras bestückte Ballons hingen schon ein paar Meter vom Podest entfernt in der Luft. Sie glitzerten wie Christbaumkugeln. Nun schwebten noch ein paar aus den Ecken der Kaverne zu meinem Vater herüber und nahmen ihn ins Visier.
    »Wie ihr wisst«, fuhr er fort, »kam mein geliebter Sohn Alexander vor zwei Jahren ums Leben, als er den Planeten Venus erforschte.«
    Ein kollektiver Seufzer ging durch die Menge.
    »Irgendwo auf der Oberfläche dieses Höllenlochs von einer Welt liegt das Raumschiff mit seinem Leichnam. Die alles zersetzende Atmosphäre zerstört in Verbindung mit dieser fürchterlichen Hitze und dem gewaltigen Druck die sterblichen Überreste meines Jungen.«
    Irgendwo brach eine Frau in Tränen aus.
    »Ich möchte eine Belohnung für denjenigen aussetzen, der mutig genug und hart genug ist, zur Venus zu fliegen, auf dem Planeten zu landen und mir das zurückzubringen, was von meinem Sohn noch übrig ist.«
    Die Anwesenden schienen sich zu straffen und machten große Augen. Eine Belohnung?
    Mein Vater legte eine dramaturgisch effektvolle Pause ein und sagte mit einer Stimme wie Donnerhall: »Ich setze einen Preis von zehn Milliarden internationalen Dollars für denjenigen aus, der den Leichnam meines Sohnes findet und mir seine sterblichen Überreste zurückbringt.«
    Das verschlug den Leuten die Sprache.
    Für eine Weile herrschte Totenstille. Dann füllte
    die Kaverne sich mit aufgeregtem Geschnatter. Zehn Milliarden Dollar! Zur Venus fliegen und dort landen! Ein Preis von zehn Milliarden Dollar für die Bergung von Alex Humphries’ Leiche!
    Ich war genauso baff wie die anderen. Vielleicht noch mehr, weil ich nämlich besser als die meisten dieser kostümierten Nassauer wusste, dass der Auftrag, den mein Vater soeben erteilt hatte, völlig undurchführbar war.
    Vater drückte die Taste an der Armlehne, und der Lärm der Menge wich sofort wieder
    einem gedämpften Summen.
    »Toll«, sagte ich zu ihm. »Du wirst bestimmt zum Vater des Jahres ernannt werden.«
    Er schaute verächtlich auf mich herab. »Du glaubst, das wäre nicht ernst gemeint?«
    »Ich glaube, dass niemand, der noch bei klarem Verstand ist, versuchen wird, auf der  Venus zu landen. Alex wollte schließlich selbst nur durch die obersten Wolkenschichten fliegen.«
    »Dann glaubst du also, ich hätte die Leute verladen?«
    »Ich glaube, du hast eine PR-Nummer abgezogen, mehr nicht.«
    Er zuckte die Achseln, als ob ihm das völlig egal wäre.
    In mir brodelte es. Er hockte da oben und erlangte durch solch eine Farce spektakuläre Publizität. »Du willst den trauernden Vater markieren«, schrie ich ihn an, »und die ganze Welt glauben machen, dass dir etwas an
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