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Plaetzchen unter dem Mistelzweig

Plaetzchen unter dem Mistelzweig

Titel: Plaetzchen unter dem Mistelzweig
Autoren: Abby Clements
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das ?« Milly bürstete mit der Hand über Rachels widerspenstige blonde Mähne. Dabei musterte Rachel das Gesicht ihrer Tochter; je mehr sie ins Teenageralter kam, desto ähnlicher sah sie Aiden. Zwar hatte sie sich die Haare rot gefärbt, doch sie besaß die dunklen, grüblerischen Gesichtszüge ihres Vaters sowie dessen haselnussbraune Augen.
    »Danke.« Rachel schüttelte die letzten mehligen Strähnen aus.
    »So, dann lass mich mal sehen«, sagte Milly und deutete ihrer Mutter an, zur Seite zu gehen und den Blick auf ihr Werk frei zu geben.
    »Es ist noch nicht fertig !« Widerwillig machte Rachel ihrer Tochter Platz, damit diese das Lebkuchenhaus auf der Küchentheke betrachten konnte.
    »Mum !«, rief Milly lächelnd, während sie den Kuchen inspizierte. »Wow ! Du hast das Haus aber mit vielen Süßigkeiten verziert !«
    »Findest du, ich habe es übertrieben ?«, fragte Rachel nach. »Ich wollte nur, dass das Haus etwas ganz Besonderes wird. Meine Konkurrenz ist schließlich stark.«
    »Du denkst noch immer an den Kuchen, den Katie letztes Jahr gebacken hat ?«
    Rachel zog die Nase kraus und nickte. Der Gewinnerkuchen des letzten Jahres stammte von Katie und war ein weihnachtlicher Biskuitboden, der, wenn er angeschnitten war und von der Seite betrachtet wurde, wie ein leuchtend gelber Stern aussah. Einige andere Beiträge hatten zwar auch Bestnoten in den Bereichen Geschmack oder Präsentation erhalten, doch Katies Kuchen hatte auf breiter Front alles übertrumpfen können. »Der konnte sich schon sehen lassen, nicht wahr ?«
    Milly nickte. »Schon, aber es ist auch ihr Beruf, Kuchen zu backen.«
    Rachel schob die Tortenplatte ein wenig nach hinten und nahm ihre Kreation kritisch unter die Lupe. »Vielleicht habe ich es doch ein wenig übertrieben.«
    »Entspann dich, Mum, das Lebkuchenhaus sieht super aus«, erwiderte Milly sanft. »Du willst wirklich gewinnen, oder ?«
    »Ja, ich glaube schon«, gab Rachel mit einem Schulterzucken zurück. »Aber komisch ist es schon. Vorher war es mir noch nie wichtig, irgendetwas zu gewinnen.«
    »Jedenfalls siehst du aus, als könntest du mal eine Pause vertragen. Bevor du also dieses Haus hier mit Gummibärchen überlädst«, meinte Milly lachend, »wie wäre es da mit einer Tasse Kakao ?«
    »Ja«, nickte Rachel und zog die Schürze aus. »Gute Idee.«
    Milly dirigierte ihre Mutter zu einem Lehnsessel und setzte den Milchtopf auf den Herd. Doch Rachel ging ins Wohnzimmer durch und ließ sich im Schneidersitz neben dem Weihnachtsbaum nieder. Sie musste lächeln, als ihr Blick auf den Baumschmuck fiel, den Milly und Zak in der Woche zuvor aufgehängt hatten. Der Baum war hauptsächlich im unteren Bereich geschmückt – denn mit fünf Jahren kam Millys kleiner Bruder eben nur bis zur Hälfte des Baumes. Was aber nichts ausmachte – die grünen und roten Kugeln bildeten einen hübschen Kontrast zu der funkelnden weißen Lichterkette und den aufgefädelten silbernen Glasperlen. In diesem Jahr war Milly endlich groß genug gewesen, um selbst oben an der Tannenspitze den Goldstern anzubringen.
    »Hier, Mum.« Milly reichte Rachel eine Tasse und setzte sich gegenüber aufs Sofa. Rachel nahm den heißen Kakao dankbar entgegen und dachte noch einmal über den Backwettbewerb nach. Mit vierzehn hatte Rachel, genau wie Milly, noch Träume und Ziele gehabt – damals war sie der Meinung gewesen, die ganze Welt stünde ihr offen. Doch fünf Jahre später war sie bereits schwanger gewesen, und alles hatte sich mit einem Schlag verändert. Ob sie wohl noch die Zeit hatte zu beweisen, dass sie mehr sein konnte als nur eine Mutter – nur ein einziges Mal, wenn auch nur sich selbst ? Morgen würde sie es herausfinden.
    Freitag, 22. Dezember, 23:30 Uhr
    »So.« Bea seufzte zufrieden und betrachtete die Zimtsterne auf ihrem Küchentisch. Sie waren schlicht, aber sie würden vollauf genügen. Schnell drapierte sie sie auf einem Teller und legte einen Stechpalmenzweig in die Mitte.
    Aus Roberts Radio auf der Küchentheke tönten Weihnachtslieder; es war der perfekte Abend zum Backen gewesen. In ihrer roten Lieblingsweihnachtsstrickjacke hatte sie in aller Seelenruhe den Teig ausgerollt, leise die Lieder mitgesungen, durch das Küchenfenster beobachtet, wie der Schnee auf die umliegenden Hügel fiel, und dabei gelegentlich an ihrem Sherryglas genippt.
    Die Zimtsterne waren bereits eine alte Tradition in der Familie Murray, und sie zu backen gehörte zu ihren liebsten Vorbereitungen für
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