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Plaetzchen unter dem Mistelzweig

Plaetzchen unter dem Mistelzweig

Titel: Plaetzchen unter dem Mistelzweig
Autoren: Abby Clements
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das Weihnachtsfest. Sie schob die Plätzchen noch ein wenig auf dem Teller umher. Wie jedes Jahr freute sie sich schon sehr auf den Backwettbewerb. Es war schön, wenn das gesamte Dorf von Skipley zusammenkam und man ein Teil dieser Gemeinschaft war.
    Natürlich war das Rezept das Lieblingsrezept ihres Ehemannes, David. Sie war nicht der Typ dafür, mit alten Traditionen zu brechen und neumodische Rezepte auszuprobieren – das war doch eher etwas für die jüngeren Frauen. Seit Wochen schon hatten alle nur vom Wettbewerb gesprochen und sich von Fernsehsendungen inspirieren lassen – von diesem Joe Dingenskirchen, von dem alle so begeistert waren –, sowie von diesen Back-Blogs im Internet. Sie selbst bevorzugte jedoch altbewährte Rezepte. Bea besaß ihr eigenes, selbstgeschriebenes Buch mit Weihnachtsrezepten, die sie schon seit Aidens Geburt Jahr für Jahr backte. Legte sie in ihrem Alter Wert darauf zu gewinnen ? Kein bisschen.
    So schaltete sie schließlich das Radio aus, bedeckte die Zimtsterne grob mit Alufolie, damit sie nicht trocken wurden, und stellte sie beiseite. Dann zog sie die Strickjacke enger um sich und verließ die Küche. Den Familienfotos auf dem Kaminsims warf sie dabei im Vorbeigehen einen liebevollen Blick zu – David mit seinen Enkeln, ein Hochzeitsbild von ihrem Sohn Aiden und Rachel.
    Im Treppenhaus klopfte ein Baumzweig sanft an die Fensterscheibe, doch das war das einzige Geräusch in einer sonst mucksmäuschenstillen Nacht. Langsam stieg Bea die Treppe hinauf, bis sie ihr Schlafzimmer erreicht hatte. Nachdem sie ihr Nachthemd angezogen hatte, kletterte sie ins Bett und zog sich den Quilt über die Schulter. Wie jede Nacht schaute sie zu ihrem Ehemann hinüber und strich sanft mit der Hand über das Foto.
    »Gute Nacht, mein Schatz«, flüsterte sie.
    Dann wendete sie den Blick von dem goldgerahmten Foto ab und bettete den Kopf aufs Kissen. Mit dem Gefühl, immer noch seine Berührung zu vermissen und die Art, wie er ihre Hand gehalten hatte, schlief sie ein.
    Samstag, 23. Dezember, 7 Uhr in der Frühe
    Bea wurde vom Brummen ihres Handys wach, als sie eine SMS bekam. Sie schaltete die Nachttischlampe an, tastete nach der Lesebrille und kniff die Augen zusammen, um den Namen des Absenders zu erkennen: John. Sie rieb sich die Augen, stopfte sich das Kopfkissen in den Rücken und setzte sich auf, um seine Nachricht zu lesen. Draußen wurde es gerade mal hell – es war also selbst für ihre Verhältnisse noch recht früh.
    BEA, Hi … ich bin’s, John. Tut mir leid, es ist sehr früh … aber der Backwettbewerb findet heute statt, ich muss gleich den Laden aufschließen, und mein Kuchen ist eine einzige Katastrophe. HILFE ! ?
    Innerlich musste Bea grinsen. John, der Besitzer der Eisenwarenhandlung von Skipley und ein guter Freund ihres Sohnes Aiden, war damals sehr nett zu David und ihr gewesen, als sie nach Skipley gezogen waren. Er hatte ihnen nicht nur bei diversen Bauprojekten unter die Arme gegriffen, sondern ihnen zudem auch noch bei den Materialien Sonderpreise gemacht. Als er in ihrem Cottage gearbeitet hatte, hatten sie sich oft unterhalten, und dabei hatte sie eine kleine Schwäche für ihn entwickelt. Sie drückte auf eine Taste und rief ihn an.
    »Bea !«, rief John nur wenige Sekunden später.
    »Hotline des Bäckernotdienstes«, meldete sich Bea.
    »Gott sei Dank ! Tut mir leid, ich weiß, wie früh es noch ist, aber ich komme mit diesem Rezept einfach nicht weiter«, entschuldigte sich John und klang leicht panisch. »Ich habe es erst halb fertig. Allerdings habe ich die zweite Seite des Rezepts nicht ausgedruckt, und jetzt funktioniert das Internet nicht mehr … Weißt du, ich wollte diese Schneemänner backen …«
    »Keine Sorge, mein Lieber«, entgegnete Bea und fuhr mit den Füßen in ihre karierten Pantoffeln. »Du weißt doch, dass ich Herausforderungen liebe. Setz schon mal den Teekessel auf, ich bin in zwanzig Minuten bei dir.«
    ✴
    Zehn Minuten später trat Bea hinaus in die eiskalte Morgenluft und zog sich die Wollmütze tief über die Ohren. Allmählich wurde es in den Dales beißend kalt, doch sie liebte diese Jahreszeit. Wenn die Landschaft mit einer dünnen Frostdecke überzogen war, packte einen die Vorfreude und man wusste, das Fest war nahe – Weihnachten stand vor der Tür.
    Plötzlich entdeckte sie einen Fuchs mit einer weißen Schwanzspitze, der in der Nähe durch das Unterholz huschte. Er erwiderte ihren Blick einen Moment lang, als würde er sie
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