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Plaetzchen unter dem Mistelzweig

Plaetzchen unter dem Mistelzweig

Titel: Plaetzchen unter dem Mistelzweig
Autoren: Abby Clements
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»Köstlich. Wie immer.« Während er aß, blickte er auf eine der Glasvitrinen, in denen Katie ihre Kuchen aufbewahrte, und dort fiel ihm etwas auf. Das obere Scharnier war gebrochen, sodass die Glastür leicht schief hing. Vorsichtig öffnete und schloss John die Tür. »Das könnte ich für dich reparieren, wenn du magst.«
    »Tatsächlich ?«, fragte Katie. »Das wäre wunderbar. Am besten, wenn der Weihnachtsrummel vorbei ist. Im Augenblick habe ich nur noch den Backwettbewerb im Kopf.«
    »Natürlich. Wie klappt es denn mit deinem Kuchen ?«
    »Frag mich das morgen noch einmal«, erwiderte Katie lachend. »Ich fange gleich erst an zu backen.«
    »Ich auch«, erwiderte John zögerlich. »Na dann viel Glück. Nicht, dass du es bräuchtest. Bis morgen !«
    »Bis morgen !«, rief Katie ihm nach.
    ✴
    Eine Stunde später stand Katie in der Küche im Hinterzimmer ihres Ladens und holte ihre neuste Kreation aus dem Backofen. Sie atmete den süßlich-nussigen Duft des Pistazienbiskuits ein. Wenn dieses neue Rezept so gut wurde wie erhofft, würde der Julscheit aus Schokolade, Haselnuss und Pistazie göttlich schmecken. Vorsichtig stürzte sie den Biskuit auf ein Kuchengitter.
    Nachdem die Biskuitschicht abgekühlt war, strich sie die Schokoladenfüllung auf den Boden und rollte ihn langsam auf. Zu ihrem Entsetzen riss der Pistazienboden dabei jedoch ein. Dicke, hässliche Risse bildeten sich – einige Stücke brachen sogar heraus. Mit klopfendem Herzen warf sie einen prüfenden Blick auf das Rezept. Oh – oh nein ! Man muss doch den Biskuitboden rollen, wenn er noch warm ist, nicht abgekühlt ! Panik stieg in ihr auf.
    Joe Carmichael würde morgen da sein. Joe Carmichael . Katie sah ihn öfter im Fernsehen, als dass sie irgendeinen Mann im echten Leben traf. Er war nicht nur umwerfend attraktiv, sondern auch noch einer der besten Bäcker in der Branche und bekannt dafür, neue Backtalente zu entdecken und zu fördern. Es ging das Gerücht um, dass er gern bei Veranstaltungen wie dem Backwettbewerb hier im Dorf nach Talenten Ausschau hielt – und das der Grund war, warum er sie immer noch in seinen straffen Zeitplan hineinquetschte. Katie hatte seit Monaten auf dieses Event hingefiebert; dies war ihre große Chance, entdeckt zu werden. Wenn Joe ihr Kuchen schmeckte – wer weiß, welche Türen er für sie öffnen konnte ? Der Julscheit, den sie kreiert hatte, war ein echter Knaller, doch der Kuchen vor ihr fiel mehr und mehr auseinander. Sie warf einen Blick auf die Uhr – realistisch betrachtet hatte sie keine Zeit mehr, um noch einmal von vorn zu beginnen. Also war sie gezwungen, aus dem, was sie hatte, das Beste zu machen.
    Sie fuhr fort, den Pistazienbiskuit zu rollen, und fügte dabei reichlich Füllung hinzu. Zum Schluss drehte sie das Kuchengitter herum und betrachtete ihr Werk aus einer anderen Perspektive. So schlecht sah es nun auch wieder nicht aus, stellte sie erleichtert fest. Und nachdem das Backwerk einmal mit Schokolade überzogen war, würde man die unebenen Stellen kaum noch bemerken. Sie holte ein scharfes Messer und schnitt eine dünne Scheibe zum Probieren ab.
    Die Aromen tanzten harmonisch auf der Zunge, und das Knuspern, das durch winzige Nussstückchen entstand, verlieh dem Ganzen eine Konsistenz, die geradezu süchtig machte. Na, dachte sie und schöpfte neue Hoffnung – das ist doch gar nicht mal so schlecht .
    Freitag, 22. Dezember, 23 Uhr
    »Alle liegen schon im Bett, das hilft ein bisschen«, berichtete Rachel Bea am Telefon in der Küche. »Du weißt ja, wie schwer es ist, auch nur irgendwas zu schaffen, wenn man die Kinder um sich hat. Schlaf gut, wir sehen uns morgen !« Nachdem auch Bea sich verabschiedet hatte, legte sie auf.
    »Mum, backst du etwa immer noch ?«, fragte Milly und kam in die Küche geschlichen.
    »Ich bin fast fertig«, erwiderte Rachel lächelnd und drehte sich zu ihrer Tochter um. In ihrem lilafarbenen Nachthemd und den Pantoffeln in Bärentatzenform sah Milly deutlich jünger als vierzehn aus. »Ich habe nur noch kurz wegen des Rezepts etwas bei Oma nachgefragt. Aber ich dachte, ihr schlaft tief und fest ?«
    »Keine Chance«, entgegnete Milly grantig. Sie überquerte den gefliesten Küchenboden und blieb neben ihrer Mutter stehen. »Dad schnarcht ziemlich laut.«
    »O je, schon wieder ?«, antwortete Rachel, während sie geistesabwesend einige der Backutensilien spülte, die sie eben noch benutzt hatte.
    »Ja. Du hast übrigens Mehl in den Haaren, weißt du
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