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Plaetzchen unter dem Mistelzweig

Plaetzchen unter dem Mistelzweig

Titel: Plaetzchen unter dem Mistelzweig
Autoren: Abby Clements
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Augen in die entgegengesetzte Richtung lief.
    ✴
    Katie schloss die Tür der Toilettenkabine, klappte den Deckel herunter und setzte sich. Erfolglos versuchte sie, ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen und die Tränen zurückzuhalten. Seit Monaten hatte sie von diesem Tag geträumt, endlich entdeckt zu werden. Immer schon hatte sie sich gefragt, wie es wohl sein würde, bei einer von Joes Backsendungen im Fernsehen neben ihm aufzutreten. Vielleicht würde er ihr sogar, wie sie vor Wochen schon geträumt hatte, zu einer eigenen Backsendung verhelfen ? Bei anderen Bäckern hatte er das getan.
    Aber jetzt … das hier – Joe Carmichael war einfach abgedampft. Der Wettbewerb, von dem sie sich erhofft hatte, dass er vielleicht ihre Kuchen zu Ruhm und Ehre bringen würde, hatte ihr nichts als eine bittere Demütigung beschert. Ihr Schluchzen wurde immer lauter. Alles war schrecklich, schrecklich schiefgelaufen.
    ✴
    John beobachtete, wie Katie schließlich mit rot geweinten Augen wieder zurückkehrte und auf die Seitentür des Saals zusteuerte. Bea, die neben John stand, stupste ihn an.
    »Ich glaube, sie könnte jetzt einen Freund gebrauchen«, stellte sie fest.
    »Da könntest du Recht haben«, erwiderte John. Er für seinen Teil war ganz froh gewesen, Joe Carmichael davonrauschen zu sehen, doch Katie schien es ziemlich getroffen zu haben.
    Er nahm seinen Mantel, lief zur Seitentür und öffnete sie.
    Katie stand direkt vor der Tür. Ihre normalerweise makellose helle Haut war mit roten Flecken übersät, und der Wind hatte das lange Haar in wilde Strähnen zerzaust.
    »Hi«, grüßte John.
    Sie nickte niedergeschlagen und zog die Ärmel ihres cremefarbenen Wollpullis herunter.
    »Hier«, sagte John und reichte ihr seinen Mantel. »Zieh den über, dir muss eiskalt sein.«
    Katie rang sich ein mattes Lächeln ab, als sie den Mantel entgegennahm. »Danke.« Ihre Stimme klang brüchig und traurig, die gewohnte Wärme darin war verschwunden.
    John zermarterte sich das Hirn, was er sagen könnte.
    »Das war ja vielleicht ein Desaster !«, stellte Katie irgendwann fest, schüttelte den Kopf und zog den Mantel eng um sich.
    »Das kannst du wohl laut sagen !«, erwiderte John. »So eine Schande, dein Kuchen sah so köstlich aus !«
    »Findest du ?«, fragte Katie. Ein hoffnungsvoller Schimmer kehrte in ihre Augen zurück.
    »Na klar«, erwiderte John mit einem Schulterzucken. »Jede Wette, dass der klasse geschmeckt hätte. Deine Kuchen sind immer Spitzenklasse. Dieser Joe Sowieso hat sich heute eine echte Gewinnerin entgehen lassen.«
    Katie schlurfte mit der Schuhspitze über den Boden und hielt den Blick gesenkt. »Das weiß ich nicht …«
    »Aber ich. Er hat etwas verpasst, nicht du«, erwiderte John überzeugt .
    »Er hat sich aber auch wie ein Idiot verhalten, oder ?«, fragte Katie und brachte ein Lächeln zustande. »Im Fernsehen kam er netter ‘rüber.«
    ✴
    »Heißt das, dass jetzt alles vorbei ist ?«, rief der Dorfpostbote in die Runde und sprach aus, was sich alle schon gefragt hatten.
    Gespannt wartete Bea mit allen Anwesenden darauf, was Diana darauf wohl antworten würde. Vorne im Gemeindesaal nahm Diana das Mikrofon in die Hand und schob einen Blätterstapel von der einen in die andere Hand.
    »Eigentlich nicht«, verkündete Diana endlich mit einem nervösen Lachen. »Wie es scheint haben wir zwar einen Juror verloren, dafür habe ich allerdings einen Freiwilligen gefunden – The Show Must Go On , oder wie heißt es so schön ? Wir kehren in einer halben Stunde zurück und verkünden dann den Sieger.« Damit verschwand sie von der Bühne.
    »Ich rufe mal schnell Aiden an«, rief Rachel Bea zu, deutete auf die Vordertür und holte das Handy aus der Handtasche. »Ich hatte ihm versprochen zu berichten, wie es läuft.«
    »Na klar«, erwiderte Bea. »Mach ruhig.«
    »Das war ja ein ganz schöner Schock, was ?«, wandte sich Bea an Milly, die beobachtete, wie sich ein paar der Dorfbewohner dem Ausstellungstisch näherten, um ihre Kuchen auf eventuelle Schäden hin zu überprüfen. »Eine Schande, wo sich doch alle so viel Mühe mit ihren Kuchen gegeben haben. Willst du mal rübergehen und nachsehen, ob der Lebkuchen deiner Mum in Ordnung ist ?«
    »Nein«, erwiderte Milly abweisend. »Der sieht prima aus. Das sehe ich bis hier.«
    »Sicher ?«, hakte Bea nach. »Wir könnten auch Diana fragen, wenn du magst. Dann wissen wir genau, welche Kuchen betroffen sind.«
    »Nein, ich bin mir sicher«, entgegnete
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