Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash
Autoren: Denise Danks
Vom Netzwerk:
während er stocksteif auf dem Beifahrersitz saß und meine Geschwindigkeit mit reiner Willenskraft auf fünfundzwanzig Meilen pro Stunde beschränkte. Aus lauter Angst, die große väterliche Ordnung der Dinge durcheinanderzubringen, hatte ich es nicht mal über mich gebracht, den Sitz nach vorn zu rücken. Natürlich gab es vor Max’ Schreibtisch keinen Sitz, nur einen leblosen Computer, der Autorität verströmte, Ich befand mich an dem geheiligten Ort, wo sich Max’ Aschenbecher, sein Notizbuch, sein Journal, sein Terminkalender, sein Computer befanden.
    Ich zog mir einen Stuhl heran und berührte zögernd das Keyboard. Der staubige Bildschirm erwachte zum Leben. Was ich wohl zu sehen bekäme, wenn ich Max’ Paßwort wüßte? Welche Geheimnisse verbarg er in dieser Schatztruhe? Ich tippte meinen eigenen Code ein und gelangte ans Bulletin Board. Da war keine Nachricht von Warren. In meiner Mailbox war auch nichts. Wo war er? fragte ich mich ratlos und ungeduldig angesichts des undurchdringlichen Geheimnisses um sein Verschwinden. Hatte er das Geld genommen und war geflohen?
    Ich starrte aus dem Lichtkreis um Max’ Schreibtisch in das dunkle Büro. Draußen rumpelten Straßenkehrer mit ihren Müllkarren durch die schmutzige Straße und fegten. Ein wenig Verkehr lief noch vorüber, aber es regnete nicht mehr. Jemand sang »Danny Boy«. Ich begann an meinem Verband zu zupfen, wickelte und wand den cremefarbenen Mull ab, bis er auf den Boden reichte und ich die verkrustete Gaze abschälen konnte, die den Schnitt an meiner Hand bedeckte. Der Schnitt war eine gerade, dunkle Linie, fest zusammengehalten von Blut und braunen Fäden, die zu beiden Seiten herausstachen wie kleine Insektenbeine. Der stramme Verband hatte einen gitterförmigen Eindruck auf meiner Mittelhand hinterlassen; ich spreizte und entspannte sie. Der Kreislauf in meinen Fingern kam kribbelnd in Gang, und das Blut verteilte sich, als ich die Hand vor mein Gesicht hob. Meine bleichen Finger wirkten gespenstisch weiß im Vergleich zu dem wunden, roten Relief, das meine Handfläche bedeckte.
    »Alles, was du richtig machen wolltest, hast du falsch gemacht, Warren«, flüsterte ich. Ich saß so regungslos da wie eine Mumie, die ihre uralten Bandagen über den Boden schleifen läßt, und starrte hinaus in ein schauriges Ödland der Technologie aus Drähten und verkleideten Kathodenstrahlröhren. Ich kam mir vor wie ein Wesen aus einer anderen Zeit, das hier erweckt worden war und nun durch die schmutzigen Fenster eines seltsamen Raums in einer fremdartigen Stadt einen übernatürlichen Sonnenaufgang beobachtete.
    Der Schlüssel zu diesem verqueren machiavellistischen Komplott war in meinem Kopf. Irgend etwas hatte ich übersehen. Mit der linken Hand tippte ich J. Kirren auf die tote Tastatur, dannj. Kirren, dann wiederholte ich die Fingerübung. Gummi. Nichts.
    »Mrs. Powers...« rief ein sanfte Stimme von der Tür. »Kommen Sie jetzt herauf.« Es war Madelaine. Sie kam herüber, hob den Verband auf und rollte ihn auf, um mir die Hand wieder zu verbinden. »Ich habe Tee gemacht, Mrs. Powers. Trinken Sie eine Tasse und gehen Sie dann schlafen.«
    »Danke, Madelaine - und sagen Sie bitte Georgina.« Ihre Freundlichkeit machte mich ein bißchen verlegen.
    »Ich kann nicht schlafen, Madelaine«, sagte ich ein wenig später, als ich in Max’ Gästezimmer auf dem Bett saß und das blasse, bittere Getränk nippte, das sie zubereitet hatte.
    »Ich kann nicht aufhören zu denken. Ich fühle mich wie ein Hamster im Rädchen.«
    »Legen Sie sich hin. Versuchen Sie nichts. Schlafen Sie einfach. Sie werden sehen. Träume waschen die Gedanken. Morgen... heute... werden Sie eine Antwort wissen.«
    Sie hatte recht.
     

  Madelaine weckte mich um zwei Uhr nachmittags. Ich hatte einen Anruf von Eddie. »Alles okay?« fragte er, als ich mit geschwollenen Augen und trockenem Mund in dem Sessel saß, in dem ich in der Nacht schon gesessen hatte.
    »Na, klar«, knurrte ich zynisch und beugte mich ein wenig vor, um Nicks Fotos anzusehen, die in einem ordentlichen Stapel am Rand des Tisches lagen. Die leeren Gläser waren weggeräumt, und die Holzplatte des Couchtisches blinkte hell im Licht der Nachmittagssonne. »Klar ist alles okay. Und wie geht’s dir? Oder, zutreffender gefragt, wo bist du jetzt? Noch im Lande?«
    Das Schweigen dauerte länger als die zahlreichen, unregelmäßigen Ausfälle in der Leitung. Die Verbindung war schlecht. Ich wußte nicht genau zu sagen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher