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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash
Autoren: Denise Danks
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ob Eddie mit einem Funktelefon anrief oder per Satellit aus einem sicheren Hafen in der Nähe seines frischgewaschenen Geldes. Die Leitung brach noch einmal kurz ein, und dann war seine Stimme wieder da. »Nicht so wichtig, wo ich jetzt bin. Was ist letzte Nacht passiert?«
    »Die glauben, ich bin eine Hackerin und war im TOPIC-Computer. Außerdem sind unerwünschte fünfundsiebzigtausend Pfund auf dem Weg zu meinem Bankkonto. Sie möchten, daß ich’s ihnen erkläre.«
    »Wir sollten uns treffen.«
    »Wo?«
    »South Bank.«
    »Such was aus, wo es warm und gemütlich ist, ja?«
    »Old Smokey. In einer halben Stunde.«
    Vertrauenswürdig war mein Ehemann nicht, aber ich mußte seinen Mumm bewundern. Ich runzelte die Stirn und legte vorsichtig den Hörer auf. Dann blätterte ich nachdenklich die Schwarzweißfotos durch. In gewisser Weise waren sie amüsant -theatralische Aufnahmen des Ensembles für den Schaukasten im Theaterfoyer. Die vertrottelten Gorillas grimassierten wie südamerikanische Desperados, Eddie und ich sahen gehetzt und zerzaust aus. Seine starken Arme umschlangen meine schmalen Schultern, als wir die Straße hinaufrannten. Kay Fisher, finster und mit bleichem Gesicht, beugte sich in das Taxi, und der Fahrer drehte den dunklen Kopf zu ihr um. Noch einmal starrte ich die körnige Vergrößerung an, aber jetzt betrachtete ich nicht die Fisher, sondern ich betrachtete den Taxifahrer. Ich war sicher, daß ich ihn erkannte. Ich starrte angestrengt hin. Die Nase, die Ohren, der Hals, der neue Haarschnitt, die Lederjacke - ja, es war Warren. Er hatte sie erwischt; der verrückte Idiot hatte sie erwischt.
    Nick kam herein und brachte zwei Becher heißen Tee. Mit knappem »Danke« nahm ich ihm einen ab und verschwand eilig in meinem Zimmer, um mich anzuziehen.
    »Wo willst du hin?« erkundigte er sich, als ich wieder nach vorn gestürmt kam, Warrens Foto vom Tisch nahm und in meine Tasche stopfte.
    »Darf ich? Gut. Ich treffe mich mit jemandem. Du kannst mir folgen, wenn du möchtest.«
    Nick hob die breiten Schultern wie ein träger Bär und kratzte sich die dunklen Stoppeln am Kinn.
    »Machst du jetzt Witze?«
    »Nein, im Ernst. Zumindest weiß ich dann, wo du bist, und du könntest alles ein bißchen im Auge behalten.«
    Er antwortete nicht, und ich packte meine Jacke.
    »Warum überläßt du die Sache jetzt nicht der Polizei?« fragte er und nahm einen Schluck Tee.
    »Sei nicht langweilig, Schatz. Das ist mein Job.«
    Er setzte sich für ein paar Augenblicke hin und dachte darüber nach.
    »Kamera mitbringen?«
    »Naja... man kann ja nie wissen, oder?« Ich lachte kurz. »Und Max?«
    »Den erwischen wir später. Jetzt komm.«
    Auf getrennten Wegen gelangten wir zur Royal Festival Hall. Die Wolken hatten sich verzogen, und die Sonne stand hell am Himmel, aber der Wind pfiff immer noch um die großen, kahlen Betonblocks und durch die tristen Verbindungswege dazwischen. Grellbunte Neonkästen in wechselnden geometrischen Farben über dem National Film Theatre und dem Hayward. Riesige, einsame, graue, runde Pfosten wiesen den Weg auf den Rundwegen zu den gewaltigen Klötzen, in denen Kinos, Theater, Galerien und Konzertsäle untergebracht waren. Wenn man zu einer Veranstaltung hierher kam, war es, als nähere man sich einem Kühlschrank: All die guten Sachen waren ausschließlich drinnen zu erwarten.
    Ich ging die Treppe hinauf und um die gewaltige, kantige Glasfront der Festival Hall herum. Der Wind von der Themse zerrte an Jeans und Jacke und peitschte mein Haar.
    Eddie stand bei der knotigen Skulptur und erwartete mich. »Er hat sie immer noch«, sagte er.
    Ich schaute an der modernen Abbildung des Cellisten empor, der um alles in der Welt aussah wie ein alter, ausgemergelter Penner, der vor der Waterloo Station Musik machte. Jemand hatte ihm einen alten Zigarettenstummel in den Mund gesteckt, als wir ihn das letztemal gesehen hatten. Die Zigarette war noch da, dieselbe, wenn nicht irgendein Witzbold sie erneuert hatte - Eddie wahrscheinlich aus Manipulationsgründen.
    »Ja«, brummte ich, wohl wissend, daß ich in Erinnerungen verfallen und diesen Splitter aus unserer Vergangenheit mit ihm teilen sollte. Wir hatten die Zigarette vor Jahren eines Abends entdeckt. Eddie hatte sich davor aufgebaut und eine grausige Cockney-Version von »Any Old Iron« gesungen, und ich hatte getan, als hätte ich nichts mit ihm zu tun.
    »Er sieht immer noch ein bißchen aus wie ein Pechvogel, nicht?« Eddie wandte sich von
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