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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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moralischen Auswirkungen der Sklavenhandel haben würde. Wenn seine Köni-
    gin ihn förderte, mußte er legal sein, und angesichts der Tatsache, daß Jamaika ein halbes Jahrhundert lang die Operationsbasis brutaler Piraten gewesen war, stellte der Wandel zum Zentrum des Sklavenhandels einen
    bemerkenswerten Schritt in Richtung einer »Normali-
    sierung« der Wirtschaft dar.
    So verkündete Buchanan, ohne die Bestätigung aus
    dem Mutterland abzuwarten, Mitte September einen Er-laß, der das Anwerben von Besatzungen für alle Schiffe verbot, die sich nicht ausschließlich dem Transport von Menschen oder Waren widmeten. Gleichzeitig durfte
    von nun an ein Schiff, das die »Ehrenhaftigkeit« seiner Aktivitäten nicht unmißverständlich glaubhaft machen konnte, nur noch eine Woche lang in der Bucht bleiben: und das nur ein einziges Mal.
    Von nun an mußten Piraten und Korsaren auf dem
    trostlosen Felsen Tortuga oder auf den öden Cayman-
    Inseln Zuflucht suchen.
    Die glorreiche Zeit der schwarzen Flaggen war passe.
    Es kam die glorreiche Zeit der schwarzen Leiber.
    Und Kingston, das schmutzige Kingston, das heiße
    Kingston, das ungesunde Kingston schickte sich an,
    sich mit Menschenhandel die Taschen zu füllen.
    Ferdinand Hafner benötigte nur wenig Zeit, sein Prestige als geschäftstüchtiger Bankier unter Beweis zu stellen. Kaum waren seine blauen Augen über den riesigen Haufen Silberbarren gewandert, nahm er einen
    von ihnen in die Hand. Kaum merklich nickte er mit
    seinem runden, kahlen und stets glänzenden Schädel
    und wollte von Celeste wissen:
    »Wo wollt Ihr über Euer Geld verfügen?«
    »In Frankreich, England, Holland und Portugal«,
    schoß sie zurück.
    »Mit portugiesischen Bankiers pflege ich keine Bezie-hungen, aber ich kann Euch eine hübsche Summe in
    Brasilien deponieren.«
    »Einverstanden.«
    »Es gilt der Preis vor dem Erdbeben plus vier Prozent Kommission.«
    »Einverstanden, doch dann müßt Ihr von diesem Au-
    genblick an die Verantwortung über das Silber über-
    nehmen. Ich kann die Soldaten des Oberst nicht länger in Anspruch nehmen.«
    »Gebt mir eine Stunde Zeit.«
    Fünf Minuten vor Ablauf der Frist war er wieder da: mit drei schweren Kutschen, die von einem Dutzend bis an die Zähne bewaffneter Männer bewacht wurden. Er
    packte Schreibzeug und Lacksiegel aus, zählte die Barren durch und stellte eine Quittung über 246 Barren aus.
    Der Rest fiel an die englische Krone und wurde daher weiterhin von den Soldaten bewacht.
    Anschließend bat sich der Bankier drei Tage aus, um die Zahlungsanweisungen auszustellen und von den zu-ständigen Behörden beglaubigen zu lassen. Bevor er
    sich jedoch verabschiedete, sagte er mit äußerster Höf-lichkeit:
    »Wenn ich Euch anderweitig behilflich sein kann,
    dann zögert bitte nicht, mich zu fragen.«
    »Da wäre wirklich etwas«, bedeutete ihm Celeste.
    »Vielleicht kennt Ihr jemanden, der einen Verbrecher aufspüren kann. Er hat die Katastrophe überlebt und heißt Joao…«
    Der Bankier winkte ab.
    »Erspart mir lieber die Einzelheiten. Aber so einen Mann kenne ich. Er wird Euch noch diese Nacht aufsu-chen. Wo kann er Euch treffen?«
    »In meinem Haus in Caballos Blancos. Über die Kü-
    stenstraße ist das eine knappe Stunde.«
    »Er wird dort sein!«
    Kaum war es dunkel geworden, tauchte tatsächlich ein stämmiger Mann mit sehr markantem Kinn und ka-rottenfarbenem Vollbart auf, der erstaunlich elegant gekleidet war und nicht viele Worte zu machen schien.
    Er brachte seine schwarze Stute vor dem Eingang des schönen Strandhauses zum Stehen und fragte, ohne ab-zusteigen:
    »Senorita Celeste Heredia?«
    »Das bin ich.«
    »Ich heiße Gaspar Reuter. Mister Hafner schickt
    mich.«
    »Wollt Ihr eintreten?«
    »Nicht nötig. Wen sucht Ihr?«
    »Einen portugiesischen Seemann namens Joäo Olivei-
    ra, besser bekannt als Kapitän Tiradentes. Soweit ich weiß, ist er am Arm verwundet und sehr gefährlich.«
    »Wollt Ihr ihn tot oder lebendig?«
    »Lieber lebendig. Ich hätte ihm gern einige Fragen gestellt.«
    »Das kostet Euch 50 Pfund.«
    »Wenn Ihr einen Augenblick wartet, hole ich Euch das Geld.«
    »Bemüht Euch nicht«, tönte es kurz angebunden zu-
    rück. »Ich kassiere nur bei Erfolg. Gute Nacht!«
    Er gab seinem Pferd leicht die Sporen und wurde von der Nacht verschluckt, als hätte es ihn nie gegeben.
    Kurz darauf kam Miguel Heredia aus dem Wald und
    lehnte sich neben seine Tochter an das Gatter.
    »Bist du sicher, daß wir das Richtige
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