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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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Botafumeiro waren auch nicht gerade Heilige. Drei Tage später brachen wir nach Port-Royal auf, wo wir vor gut einem Monat die Anker warfen.«
    Er machte eine lange Pause, stieß einen tiefen Seufzer aus und warf der Rumflasche unter dem Baum einen
    bedeutungsvollen Blick zu. Fast flehentlich bat er:
    »Darf ich?«
    »Natürlich!«
    Er nahm einen tiefen Schluck, ohne den Flaschenhals mit den Lippen zu berühren, wischte sich einige Tropfen aus dem Bart und fuhr schließlich seufzend fort:
    »Wir erfuhren, daß die Jacare in Port-Royal vor Anker gelegen hatte. Daher beschloß der Kapitän, hier ihre Rückkehr abzuwarten. Der Edelmann wurde allerdings
    immer nervöser, er war fast außer sich. Und als er das Schiff schließlich erblickte, hatte er fast Schaum vor dem Mund. Der Haß dieses Mannes war geradezu
    krankhaft, das könnt Ihr mir glauben: zum Fürchten.«
    »Wenn es der Mann ist, an den ich denke, dann glaube ich es«, entgegnete das Mädchen fast tonlos. »Ich kenne ihn nur zu gut. Was passierte dann?«
    »In der dritten Nacht überfielen wir das Schiff, ersta-chen die Wachen und warteten auf die Rückkehr der
    Landgänger…« Selbst Silvino Peixe schien kaum glau-
    ben zu wollen, was er nun erzählte. Dabei war er nicht nur Augenzeuge, sondern auch Mittäter gewesen. »Sie wurden kaltblütig ermordet, einer nach dem anderen.«
    »Ermordet?« fragte Miguel Heredia entsetzt.
    »Alle, Senor. Ohne Ausnahme.«
    »Das ist doch nicht möglich!«
    »O doch, Senor, bei meiner Seele! Als ich in die Laderäume hinunterstieg, habe ich sie gesehen: auf einem Haufen wie Tiere auf dem Schlachthof. Ihr dürft mir glauben, ich habe in meinem Leben nichts Teuflischeres gesehen…« Er holte tief Luft. »Doch damit nicht genug.«
    »Was kann denn jetzt noch kommen?«
    »Der spanische Edelmann befahl, allen die Köpfe ab-
    zuschneiden und sie in Salz gepökelt in Fässer zu legen, um sie nach Cumana mitzunehmen.«
    »Nein, bei Gott!« schluchzte Celeste Heredia. »Sagt mir, daß das nicht wahr ist.«
    »Leider doch, Senorita. Es tut mir leid, aber so war es.«
    »War Kapitän Jacare Jack unter ihnen?«
    »Nein, Kapitän Jack war nicht an Bord. Der einzige
    Überlebende hat uns verraten, daß er an Land gegangen war, um seinen Vater und seine Schwester zu besuchen.
    Als der Edelmann das hörte, führte er sich wie ein Verrückter auf und begann zu fluchen, als wäre er von allen Dämonen der Hölle besessen…« Er schüttelte überzeugt den Kopf. »Bei meiner Seele, das war er auch.«
    »Das glaube ich gern…«, räumte Miguel Heredia ein.
    »Was genau sagte er?«
    »Ich bedaure, Senor, daran kann ich mich nicht er-
    innern. Eigentlich hat keiner verstanden, wovon er
    sprach.« Der Portugiese fuhr sich durch das schüttere, ungepflegte Haar, als wollte er seine Gedanken ordnen.
    »Er murmelte etwas davon, daß die Kinder seiner Ge-
    liebten ihn ruiniert hätten und wies uns an, bis zur Rückkehr von Kapitän Jack an Bord zu bleiben, obwohl wir im Morgengrauen die Anker lichten wollten. Dann kam das Erdbeben, und alles war vorbei.«
    Celeste dachte darüber nach, was sie gerade gehört
    hatte. Die Geschichte schien ihr recht glaubhaft zu klin-gen. Reichlich fassungslos wollte sie schließlich wissen:
    »Wie kommt es, daß Ihr Euch retten konntet, während die übrige Besatzung mit dem Schiff untergegangen
    ist?«
    »Das verdanke ich meinem Gewissen, Senorita«, lau-
    tete die merkwürdige Antwort, die von einem bitteren Lächeln begleitet wurde. »Ich bin sicher, daß mich
    mein schlechtes Gewissen gerettet hat. Mir war so übel von dem, was geschehen war, daß ich beschloß, zum
    Deck hinaufzusteigen, so daß keiner meine Tränen sehen konnte. Gleich beim ersten Erdstoß fiel ich über Bord, und ich bin nun mal ein guter Schwimmer.«
    »Was wißt Ihr noch von Kapitän Jack?«
    »Als das Schiff unterging, war er noch nicht aufge-
    taucht. Wenn er gestorben ist, dann nicht an Bord, das versichere ich Euch.« Silvino Peixe sah sich lange um, als wollte er sichergehen, daß ihn keiner belauschte, und fügte flüsternd hinzu: »Doch was aus Kapitän Tiradentes geworden ist, weiß ich genau. Gestern habe ich ihn gesehen.«
    »Seid Ihr sicher?«
    »Ganz sicher. Immerhin habe ich acht Jahre unter ihm gedient. Ich erkannte ihn, weil er gerade wie ein Irrer fluchte, als ein Arzt seinen gebrochenen Arm behandeln wollte. Gottlob hat er mich nicht gesehen, und es ist wohl auch besser, er weiß nicht, daß ich am Leben bin.«
    »Fürchtet
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