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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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tun? Rache hat noch keinen wieder lebendig gemacht.«
    »Rache ist süß, sonst nichts. Wenn dieser Mistkerl Lucas Castano und dreißig Männer, die Sebastian sehr geschätzt hat, den Kopf abgeschnitten hat, verdient er den Tod.«
    »Sie waren Piraten und wußten, worauf sie sich einlie-
    ßen.«
    »In Port-Royal respektierten sogar die Piraten das Gesetz, und dann hatten sie auch das Recht, sich dort sicher zu fühlen.«
    »Tiradentes muß vor ein ordentliches Gericht.«
    Seine Tochter ließ sich mit der Antwort Zeit. Dann
    sah sie ihm direkt in die Augen.
    »Du mußt dich daran gewöhnen, daß von nun an nur
    noch mein Gesetz gilt. Wenn du mir folgen willst, mußt du das blind akzeptieren, falls nicht, kannst du dich immer noch zurückziehen.«
    »Ich hätte mir nie träumen lassen, daß du einmal so mit mir sprechen könntest«, erwiderte Miguel Heredia bekümmert.
    »Ich auch nicht, aber so bin ich nun mal jetzt«, gab das Mädchen mit eisiger Gelassenheit zurück. »Denk
    daran: Wenn wir uns dazu entschließen, die Sklaven-
    händler zu bekämpfen, dann legen wir uns mit den
    mächtigsten Leuten unserer Zeit an. Da werden wir uns nicht an das Gesetz halten können, denn die Gesetze, die diesen Handel unterstützen, sind offensichtlich ungerecht. Entweder brechen wir sie, oder wir kommen zu nichts.«
    »Wir werden lediglich auf dem Schafott enden.«
    »Noch bleibt dir Zeit, das zu umgehen.«
    »Du weißt, daß das nicht stimmt. Wenn das deine Entscheidung ist, werde ich sie akzeptieren. Was sollte ich in meinem Alter denn sonst machen?«
    »Du kannst hier einen ruhigen Lebensabend verbrin-
    gen. Der Ort ist wunderschön.«
    »Während du auf hoher See dein Leben aufs Spiel
    setzt…? Was für ein Unsinn! Ich werde stets an deiner Seite bleiben, auch wenn ich mit deinen Methoden
    nicht einverstanden bin.«
    Vorläufig ließen sie die Angelegenheit ruhen. Doch
    drei Tage später erfuhren sie, daß die riesige, prunkvolle Galeone des eleganten Frauenhelden Laurent de
    Graaf in der Bucht von Port-Royal vor Anker gegangen war. Bestürzt hatten Kapitän und Mannschaft feststellen müssen, daß die schöne, ausgelassene Stadt auf der Landzunge nur noch ein Ruinenhaufen war.
    Sein einst stolzes, schimmerndes Schiff hatte bösen Schaden genommen, war schmutzig und angekokelt,
    sein Besanmast zersplittert und der Rumpf unter der Wasserlinie wie ein Sieb durchlöchert. Der Angriff auf Maracaibo war fehlgeschlagen: Die Piraten hatten eine demütigende Niederlage erlitten, bei der über ein Dutzend Schiffe gesunken waren.
    Zu allem Überfluß kam dann auch noch Oberst James
    Buchanan an Bord und teilte dem demoralisierten Hol-länder kurzerhand mit, daß er binnen sechs Tagen seine Fahne abzugeben und ein Dokument zu unterzeichnen
    hätte, in dem er sich verpflichtete, sein »verbreche-risches« Tun für immer aufzugeben. Ansonsten hätte
    der Pirat Jamaika für immer den Rücken zu kehren.
    »Und warum das?« wollte De Graaf wissen.
    »Weil die Seeräuberei tot ist.«
    »Wer sagt das?«
    »Ich. Und in Jamaika gebe jetzt ich die Befehle.«
    »Über den Kopf des Gouverneurs hinweg?«
    »Der Gouverneur ist tot. General Maxwell ebenso.
    Jetzt gebe ich die Befehle, und so lauten sie… Werdet Ihr Eure Fahne abgeben?«
    »Ich muß darüber nachdenken.«
    »Tut das, aber denkt daran, Ihr habt nur eine Woche Zeit. Danach habt Ihr Euch entweder aus dem Staub gemacht oder Ihr hängt am Großmast, eingewickelt in
    Eure Fahne.«
    Noch vor einigen Monaten hätte der stolze Pirat einfach die Luken seiner Kanonenschächte geöffnet, das stinkende Nest Kingston von der Landkarte gefegt, und sein berühmtes Orchester hätte dazu Siegesmärsche
    intoniert. Doch jetzt hatte er nur mit Mühe und Not die rettende Küste Jamaikas erreicht, und weder sein Schiff noch seine Männer waren in der Lage, auch nur einer elenden Schaluppe schmutziger Freibeuter die Stirn zu bieten.
    Die ganze Nacht grübelte er über sein Unglück nach
    und fragte sich, was er tun sollte. Auf dem verwahrlosten Tortuga, das wußte er nur zu gut, würde man ihn keinesfalls mit offenen Armen empfangen. Die stinkenden, blutdürstigen Bukaniere dort würden jede Gele-
    genheit nutzen, ihn im Schutz der Dunkelheit zu überfallen, seiner Mannschaft die Kehle durchzuschneiden und sich wie Geier über die Reste seiner glanzvollen Vergangenheit hermachen.
    Stets hatte er vorgehabt, seinen gefährlichen Beruf ein für allemal an den Nagel zu hängen und seine wohlver-dienten
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