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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf
Autoren: Astrid Lindgren
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ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer. Aber es sah so aus, als ob Pippi das Wochen-reinmachen vergessen hätte. Thomas und Annika sahen sich vorsichtig um, ob der Negerkönig in einer Ecke säße. Sie hatten in ihrem ganzen Leben noch keinen Negerkönig gesehen. Aber kein Vater war zu sehen und auch keine Mutter, und Annika fragte ängstlich:
    „Wohnst du hier ganz allein?“
    „Aber nein, Herr Nilsson und das Pferd wohnen ja auch hier.“
    „Ja aber, ich meine, hast du keine Mutter und keinen Vater hier?“
    „Nein, gar nicht“, sagte Pippi vergnügt.
    „Aber wer sagt es dir, wenn du abends ins Bett gehen sollst und all so was?“
    „Das mache ich selbst“, sagte Pippi. „Erst sage ich es ganz freundlich, und wenn ich nicht gehorche, dann sage ich es noch mal streng, und wenn ich dann immer noch nicht hören will, 14

    dann gibt es Haue.“
    Ganz verstanden Thomas und Annika das nicht, aber sie dachten, daß es vielleicht ein ganz praktisches Verfahren wäre.
    Inzwischen waren sie in die Küche gekommen, und Pippi schrie:
    „Jetzt woll’n wir Pfannkuchen backen!“
    Und nun holte sie drei Eier und warf sie in die Luft. Eins der Eier fiel ihr auf den Kopf und ging kaputt, so daß ihr das Eigelb in die Augen rann. Aber die anderen fing sie geschickt in einem Topf auf, wo sie entzweigingen.
    „Ich habe immer gehört, daß Eigelb gut für die Haare sein soll“, sagte Pippi und wischte sich die Augen aus. „Ihr sollt mal sehen: Es wächst, daß es kracht. In Brasilien gehen übrigens alle Menschen mit Ei im Haar herum. Aber da gibt’s auch keine Kahlköpfe. Nur einmal war da ein Alter, der war so verrückt, daß er seine Eier aufaß, anstatt sie ins Haar zu schmieren. Er bekam auch ganz richtig einen Kahlkopf, und wenn er sich auf der Straße zeigte, gab es einen solchen Auflauf, daß die Polizei anrücken mußte.“
    Während Pippi sprach, hatte sie geschickt die Eierschalen mit den Fingern aus dem Topf gefischt. Jetzt nahm sie eine Badebürste, die an der Wand hing, und fing an, den Pfannkuchenteig zu schlagen, so daß die Wände ringsherum vollgespritzt wurden. Zuletzt goß sie das, was übrig war, in eine Pfanne, die auf dem Herd stand.
    Als der Pfannkuchen auf der einen Seite gebacken war, warf sie ihn halb gegen die Decke hoch, so daß er sich in der Luft umdrehte, und fing ihn dann wieder in der Pfanne auf. Und als er fertig war, warf sie ihn quer durch die Küche direkt auf einen Teller, der auf dem Tisch stand.
    „Eßt“, rief sie, „eßt, bevor er kalt wird.“
    Und Thomas und Annika aßen und fanden, daß es ein sehr guter Pfannkuchen war.
    Danach bat Pippi sie in das Wohnzimmer. Dort stand nur ein 15

    Möbelstück. Das war eine große Klappkommode mit vielen kleinen Schubladen. Pippi öffnete die Schubladen und zeigte Thomas und Annika all die Schätze, die sie dort verwahrt hatte.
    Da waren seltsame Vogeleier und merkwürdige Schnecken und Steine, kleine feine Schachteln, schöne silberne Spiegel und Perlenketten und vieles andere, was Pippi und ihr Vater während ihrer Reisen um die Erde gekauft hatten.
    Pippi gab jedem ihrer neuen Freunde ein kleines Geschenk zum Andenken. Thomas bekam einen Dolch mit schimmern-dem Perlmuttergriff und Annika ein kleines Kästchen, dessen Deckel mit rosa Muscheln besetzt war. In dem Kästchen lag ein Ring mit einem grünen Stein.
    „Jetzt könnt ihr nach Hause gehen“, sagte Pippi, „damit ihr morgen wiederkommen könnt. Denn wenn ihr nicht nach Hause geht, könnt ihr ja nicht wiederkommen. Und das wäre schade.“
    Das fanden Thomas und Annika auch. Und so gingen sie nach Hause, an dem Pferd vorbei, das den ganzen Hafer aufgefressen hatte, und durch die Gartentür der Villa Kunterbunt. Herr Nilsson schwenkte den Hut, als sie gingen.

    16

    Pippi wird Sachensucher und gerät in eine
    Prügelei

    Annika erwachte zeitig am nächsten Morgen. Sie sprang schnell aus dem Bett und schlich sich zu Thomas hin.
    „Wach auf, Thomas“, sagte sie und rüttelte ihn am Arm.
    „Wach auf, wir wollen zu dem ulkigen Mädchen mit den großen Schuhen gehen.“
    Thomas wurde sofort ganz wach.
    „Ich wußte, als ich schlief, daß heute was Lustiges kommt, ich konnte nur nicht darauf kommen, was es war“, sagte er und zog seine Pyjamajacke aus. Dann gingen sie beide ins Badezimmer. Sie wuschen sich und bürsteten die Zähne viel schneller als sonst, sie zogen sich schnell und vergnügt an, und eine ganze Stunde früher, als ihre Mutter gedacht hatte, kamen sie von der
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