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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf
Autoren: Astrid Lindgren
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von Pippis Zöpfen, ließ ihn aber schnell wieder los und schrie:
    „Au, ich hab’ mich verbrannt!“
    Und dann umringten alle fünf Jungen Pippi und sprangen und schrien: „Rotfuchs! Rotfuchs!“
    Pippi stand mitten im Ring und lachte ganz freundlich.
    Benno hatte gehofft, daß sie böse werden oder anfangen würde zu weinen. Zum mindesten müßte sie ängstlich aussehen. Als nichts half, schubste er sie.
    „Ich finde nicht, daß du ein besonders feines Benehmen Damen gegenüber hast“, sagte Pippi.
    Und nun hob sie ihn mit ihren starken Armen hoch in die Luft und trug ihn zu einer Birke, die da stand, und hängte ihn quer über einen Ast. Dann nahm sie den nächsten Jungen und hängte ihn auf einen anderen Ast. Und dann nahm sie den dritten und setzte ihn auf einen Gartenpfeiler vor einer Villa, 22

    und dann nahm sie den vierten und warf ihn über einen Zaun, so daß er mitten in einem Blumenbeet saß. Und den letzten der Prügelhelden setzte sie in eine ganz kleine Spielzeugkarre, die am Wege stand. Dann standen Pippi und Thomas und Annika und Willi da und sahen die Jungen eine Weile an, und die Jungen waren vollständig stumm vor Staunen. Pippi sagte:
    „Ihr seid feige. Ihr geht zu fünft auf einen einzigen Jungen los. Das ist feige. Und dann fangt ihr auch noch an, ein kleines wehrloses Mädchen zu puffen. Pfui, wie häßlich!“
    „Kommt jetzt, wir gehn nach Hause“, sagte sie zu Thomas und Annika. Und zu Willi sagte sie:
    „Wenn sie nochmal versuchen, dich zu hauen, dann sag es mir.“
    Und zu Benno, der oben im Baum saß und sich nicht zu rühren wagte, sagte sie:
    „Wenn du noch mehr über mein Haar oder meine Schuhe zu sagen hast, dann ist es am besten, du sagst es gleich, bevor ich nach Hause gehe.“
    Aber Benno hatte nichts mehr über Pippis Schuhe zu sagen und auch nicht über ihr Haar. Und so nahm Pippi ihre Blechbüchse in die eine Hand und die Garnrolle in die andere und ging davon, und Thomas und Annika folgten ihr.
    Als sie in Pippis Garten kamen, sagte Pippi:
    „Meine Lieben, wie ärgerlich! Hier habe ich zwei so feine Sachen gefunden, und ihr habt nichts bekommen. Ihr müßt noch etwas weitersuchen. Thomas, warum guckst du nicht in diesen alten Baum da? Alte Bäume sind gewöhnlich die allerbesten Stellen für einen Sachensucher.“
    Thomas sagte, er glaube nicht, daß er und Annika jemals etwas finden würden, aber um Pippi den Gefallen zu tun, steckte er die Hand in eine Vertiefung des Baumstammes.
    „Nein, aber!“ sagte er ganz erstaunt und zog die Hand heraus.
    Und darin hielt er ein feines Notizbuch mit einem Lederdeckel.
    In einer besonderen Hülse saß ein kleiner silberner Bleistift.

    23

    „Das ist ja merkwürdig“, sagte Thomas.
    „Da kannst du sehen!“ sagte Pippi. „Es gibt nichts Schöneres, als Sachensucher zu sein. Und man muß sich nur wundern, daß nicht mehr Leute sich auf diesen Beruf werfen. Schneider und Schuhmacher und Schornsteinfeger und all so was – das können sie werden, aber Sachensucher, ach wo, das ist nichts für sie.“ Und dann sagte sie zu Annika: „Warum gehst du nicht zu dem alten Baumstumpf und faßt da hinein? Man findet wirklich fast immer Sachen in alten Baumstümpfen.“
    Annika steckte die Hand hinein und griff beinahe sofort eine rote Korallenkette. Thomas und sie standen bloß da und gafften eine Weile, so erstaunt waren sie. Und sie dachten, daß sie jetzt jeden einzigen Tag Sachensucher sein wollten.
    Pippi war die halbe Nacht aufgewesen und hatte Ball gespielt, und nun war sie plötzlich schläfrig.
    „Ich glaube, ich muß mich jetzt mal hinlegen“, sagte sie.
    „Könnt ihr nicht mit reinkommen und mich zudecken?“
    Als Pippi auf dem Bettrand saß und ihre Schuhe auszog, schaute sie sie nachdenklich an und sagte:
    „Er wollte Kahn fahren, hat er gesagt, dieser Benno. Puh!“
    Sie schnaubte verächtlich. „Ich werd’ ihn schon Kahn fahren lehren – ein anderes Mal!“
    „Sag mal, Pippi“, sagte Thomas ehrfürchtig, „warum hast du eigentlich so große Schuhe?“
    „Damit ich mit den Zehen wackeln kann, weißt du“, antwortete sie. Dann legte sie sich zum Schlafen hin.
    Sie schlief immer mit den Füßen auf dem Kopfkissen und mit dem Kopf tief unter der Decke.
    „So schlafen sie in Guatemala“, versicherte sie. „Das ist die einzig richtige Art zu schlafen. Und so kann ich auch mit den Zehen wackeln, wenn ich schlafe. Könnt ihr ohne Wiegenlied schlafen?“ fuhr sie fort. „Ich muß mir immer erst eine Weile was
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