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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf
Autoren: Astrid Lindgren
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oberen Etage auf dem Geländer heruntergerutscht und landeten genau am Frühstückstisch, wo sie sich niederließen und riefen, daß sie ihren Kakao jetzt sofort haben wollten.
    „Was habt ihr denn vor?“ fragte ihre Mutter. „Ihr habt es ja so eilig!“
    „Wir wollen zu dem neuen Mädchen ins Haus nebenan gehen“, sagte Thomas.
    „Wir bleiben vielleicht den ganzen Tag da“, sagte Annika.
    Gerade an diesem Morgen war Pippi dabei, Pfefferkuchen zu backen. Sie hatte eine riesengroße Menge Teig gemacht und auf dem Küchenfußboden ausgerollt.
    „Denn weißt du“, sagte Pippi zu ihrem kleinen Affen, „wie weit reicht eigentlich ein Backblech, wenn man mindestens fünfhundert Pfefferkuchen backen will?“
    Und da lag sie nun auf dem Fußboden und stach mit Inbrunst 17

    Pfefferkuchenherzen aus.
    „Tritt nicht immer in den Teig, Herr Nilsson“, sagte sie gerade, als es klingelte.
    Pippi lief zur Tür und öffnete. Sie war von oben bis unten weiß wie ein Müller, und als sie Thomas und Annika herzlich die Hände schüttelte, bekamen sie eine ganze Mehlwolke über sich.
    „Wie nett, daß ihr kommt“, sagte sie und schüttelte ihre Schürze, so daß eine neue Mehlwolke kam. Thomas und Annika bekamen so viel Mehl in den Hals, daß sie husten mußten.
    „Was tust du da?“ fragte Thomas.
    „Ja, wenn ich sage, daß ich gerade dabei bin, den Schornstein zu fegen, so glaubst du mir doch nicht, so durchtrieben wie du bist“, sagte Pippi. „Tatsache ist, daß ich backe. Aber ich bin bald fertig. Setzt euch solange auf den Holzkasten.“
    Pippi konnte schnell arbeiten, weiß Gott! Thomas und Annika saßen auf dem Holzkasten und sahen zu, wie sie über den Pfefferkuchenteig fuhr und wie sie die Kuchen auf das Blech warf und wie sie die Bleche in den Ofen schleuderte. Sie fanden, daß es beinahe wie im Kino war.
    „Fertig“, sagte Pippi und warf mit einem Krach die Ofentür zu, nachdem sie das letzte Blech herausgezogen hatte.
    „Was wollen wir jetzt machen?“ fragte Thomas.
    „Was ihr machen wollt, weiß ich nicht“, sagte Pippi. „Aber ich selbst werde nicht auf der faulen Haut liegen. Ich bin nämlich ein Sachensucher, und da hat man niemals eine freie Stunde.“
    „Was hast du gesagt, was du bist?“ fragte Annika.
    „Ein Sachensucher.“
    „Was ist das?“ fragte Thomas.
    „Jemand, der Sachen findet, wißt ihr. Was soll es anderes sein?“ sagte Pippi, während sie alles Mehl zu einem kleinen Haufen zusammenfegte. „Die ganze Welt ist voll von Sachen, 18

    und es ist wirklich notwendig, daß jemand sie findet. Und das gerade, das tun die Sachensucher.“
    „Was sind das denn für Sachen?“ fragte Annika.
    „Ach, alles mögliche“, sagte Pippi. „Goldklumpen und Straußfedern und tote Ratten und Knallbonbons und kleine Schraubenmuttern und all so was.“
    Thomas und Annika fanden, daß es ganz hübsch klang, und wollten auch gern Sachensucher werden, aber Thomas meinte, er hoffe, daß er einen Goldklumpen und nicht nur eine kleine Schraubenmutter finden würde.
    „Wir werden ja sehen“, sagte Pippi. „Etwas findet man immer. Aber jetzt müssen wir uns beeilen, damit nicht andere Sachensucher kommen, die alle Goldklumpen, die es hier in der Gegend gibt, aufheben.“
    Alle drei Sachensucher machten sich nun auf den Weg. Sie meinten, daß es am besten wäre, in der Nähe um die Villen herum anzufangen. Denn Pippi sagte, es könne zwar leicht passieren, daß man eine Schraubenmutter tief drinnen im Wald finde, aber die besten Sachen finde man fast immer da, wo Menschen in der Nähe wohnen.
    „Aber immerhin“, sagte sie, „ich habe auch schon Beispiele vom Gegenteil erlebt. Ich erinnere mich an ein Mal, als ich in den Dschungeln von Borneo nach Sachen suchte. Genau mittendrin im Urwald, wo niemals ein Mensch seinen Fuß hingesetzt hatte, was glaubt ihr, was ich da gefunden habe? Ja, ein richtiges feines Holzbein. Ich habe es später einem alten Mann geschenkt, der nur ein Bein hatte, und er sagte, daß man so ein Holzbein nicht für Geld kaufen könnte.“
    Thomas und Annika blickten auf Pippi, um zu sehen, wie ein Sachensucher sich zu verhalten hatte. Und Pippi lief von einem Straßenrand zum anderen, legte die Hand über die Augen und suchte und suchte. Manchmal kroch sie auf den Knien und steckte die Hand zwischen die Latten eines Zaunes und sagte enttäuscht:

    19

    „Merkwürdig! Ich dachte bestimmt, ich hätte einen Goldklumpen gesehen!“
    „Darf man wirklich alles nehmen, was man
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