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Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du

Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du

Titel: Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du
Autoren: Carlo Collodi
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Tür sprang sofort auf.

    Pinocchio durchsuchte jeden Winkel der Hütte nach seinem Vater. Doch von Geppetto und dem Brot, das dieser am Morgen für seinen Sohn gekauft hatte, fehlte jede Spur. Pinocchio krümmte sich vor Hunger und jammerte, was für ein armer Kerl er sei und wie schlecht es ihm doch gehe.

    „Selber schuld“, zirpte die Grille. „Wärst du daheim geblieben, könntest du jetzt satt sein. Geppetto hat sich schreckliche Sorgen gemacht, als er dich nicht fand, und ist mit dem Brot fortgelaufen, um dich zu suchen, damit du möglichst schnell etwas zu essen bekommst.“ „Ach, dieser dumme alte Mann!“, schimpfte Pinocchio. „Und du dumme, dumme Grille mit deinen dummen Sprüchen! Ich brauche euch nicht. Ich bin ein richtiger Junge und kann mir ganz allein ein Brot besorgen.“

    Flugs eilte er zum Bäcker.
    Da der bereits geschlossen hatte,
    klingelte Pinocchio Sturm.
    Über ihm öffnete sich das Fenster
    und ein Kopf mit einer Schlafmütze
    lehnte sich heraus.
    „Was willst du noch so spät?“,
    rief der Bäcker zornig.

    „I-ich möchte nur ein Stückchen Brot“, stammelte Pinocchio.
    „Na, warte“, knurrte der Bäcker, denn er hielt den Holzjungen für einen jener Schlingel, die sich ein Vergnügen daraus machten, an den Häusern zu läuten und die Leute zu ärgern.
    Der Schlafmützenkopf verschwand im Haus und kurz darauf stürzte eine Ladung eiskalten Wassers auf Pinocchio herunter.
    Pinocchio heulte und jammerte und kehrte mit leerem Magen und nass wie ein Pudel in die Holzschnitzerei zurück.

    Erschöpft kroch er in seinen Korb
    und schlief auf der Stelle ein.
    Bisher hatte sein Name ihm
    nicht besonders viel Glück gebracht.

Lügen haben lange Nasen
    Als Geppetto in der Nacht nach Hause kam und Pinocchio in seinem Weidenkorb entdeckte, war er überglücklich, dass er sein Söhnchen wohlbehalten zurückbekommen hatte. Und weil er sich denken konnte, dass der kleine Kerl vollkommen ausgehungert war, machte er sich gleich in aller Frühe daran, den Tisch zu decken.
    Schon bald sprang Pinocchio auf, setzte sich auf seinen Stuhl und fing genüsslich an zu schmausen. Er trank Milch und aß die Hälfte des köstlich duftenden Brotes und danach ging es ihm schon viel besser.

    „Und jetzt komm“, sagte Geppetto.
    „Ich bringe dich in die Schule.
    Dort wirst du bestimmt viel Spaß haben.“
    „O nein!“, rief Pinocchio erschrocken.
    „Ich habe ja gar nichts anzuziehen.
    Zuerst musst du mir Kleider kaufen“,
    forderte er von seinem Vater.

    Geppetto seufzte tief. „Ach, mein Junge“, sagte er. „Ich muss dir etwas gestehen: Dein alter Vater ist arm wie eine Kirchenmaus. Ich habe kein Geld, um dir Kleider zu kaufen.“
    Doch findig, wie der Holzschnitzer nun einmal war, machte er die Sachen einfach selbst. Er kramte buntes Papier hervor und fertigte daraus ein Hemd und eine Hose für Pinocchio. Ein Rest Birkenrinde wurde zu einem hübschen Paar Schuhe und aus dem übrig gebliebenen Brot formte Geppetto einen Hut. Pinocchio zog alles an und betrachtete in einer Schüssel voll Wasser sein Spiegelbild. Er war sehr zufrieden. „Jetzt fehlt nur noch eine Fibel“, sagte Geppetto. Er dachte einen Moment nach, dann nahm er seine gute Jacke vom Haken und bürstete sie kräftig aus. „Ich bin gleich wieder da“, meinte er, und ehe Pinocchio sichs versah, war der Alte bereits zur Tür hinaus.

    Diesmal schloss Geppetto ab.
    Pinocchio war furchtbar wütend,
    weil er nicht noch einmal flüchten konnte.
    Er fluchte und zeterte,
    denn er wollte auf keinen Fall
    zur Schule gehen.

    Nach einer Viertelstunde kam Geppetto zurück. Er hatte keine Jacke mehr, sondern trug nur noch sein Hemd und fror ganz fürchterlich.
    „Wo hast du deine Jacke gelassen?“, fragte Pinocchio.
    „Ach, die brauche ich nicht mehr“, meinte sein Vater abwinkend. „Sie war sowieso viel zu warm.“ Voller Stolz zog er eine Schulfibel unter seinem Hemd hervor und reichte sie seinem Söhnchen.
    Da begriff Pinocchio, dass Geppetto seine gute Jacke hergegeben hatte, um diese Fibel für ihn kaufen zu können. Und plötzlich schämte er sich dafür, dass er schon wieder hatte fortlaufen wollen.

    „Ich gehe jetzt in die Schule!“,
    rief er eifrig.
    „Ich werde tüchtig lernen,
    damit ich später gutes Geld verdiene.

    Und dann kaufe ich dir eine neue Jacke.“
    Geppetto war zu Tränen gerührt. Er nahm Pinocchio in den Arm und drückte ihn fest an sein Herz. „Pass gut auf in der Schule“, sagte er. „Und wenn du
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