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Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du

Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du

Titel: Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du
Autoren: Carlo Collodi
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heimkommst, erzählst du mir, was du gelernt hast.“
    Der Holzschnitzer erklärte ihm den Weg und Pinocchio lief sofort los. Zuerst spazierte er mit langen, schnellen Schritten voran, doch je näher er der Schule kam, desto langsamer wurde er und schließlich kam er als Letzter in den Klassenraum.
    Als die Kinder ihn bemerkten, zeigten sie auf seine Papierkleider und seine Brotmütze und lachten und spotteten.

    „Was willst du denn in der Schule?“, rief ein Junge.
    „Du bist ja bloß eine kleine Holzpuppe.“ Er nahm ein Stück Kreide und wollte Pinocchio einen Schnurrbart ins Gesicht malen.

    Da wurde es Pinocchio zu bunt
    und er trat ihm mit seinem harten Holzfuß
    kräftig gegen das Schienbein.
    Der Junge jaulte und jammerte,
    aber die Kinder ließen Pinocchio
    nun in Ruhe.

    Kurz darauf kam der Lehrer in den Klassenraum und die Kinder huschten schnell auf ihre Plätze.
    Der Lehrer reichte Pinocchio die Hand und sagte: „Herzlich willkommen in der Schule! Dein Vater hat mir schon viel von dir erzählt. Weil du der Kleinste bist, setzt du dich am besten in die erste Reihe.“
    Das gefiel Pinocchio überhaupt nicht, denn der Lehrer saß nun genau vor ihm und schien ihm so groß wie ein Riese zu sein. Pinocchio grämte sich furchtbar darüber, dass er so klein war und keine schöne Kleidung hatte, und wünschte sich mehr und mehr, ein richtiger großer Junge zu sein.

    Der Lehrer schlug ein großes Buch auf, das auf seinem Pult lag, und tauchte die Feder in das Tintenfass.
    „Bitte beantworte mir ein paar Fragen“, sagte er. „Wie heißt du?“

    „Pinocchio“, sagte Pinocchio.
    Der Lehrer schrieb es in sein Buch.
    „Und wie heißt dein Vater?“, fragte er.
    „Geppetto“, antwortete Pinocchio.
    „Und was ist er von Beruf?“,
    erkundigte sich der Lehrer.

    „Er ist ein berühmter Holzschnitzer“, erwiderte Pinocchio, drehte sich zu den Kindern um und sagte triumphierend. „Und er ist sehr reich.“ Er hatte es kaum ausgesprochen, da wurde seine Nase ein ganzes Stück länger.
    „Und wo wohnst du?“, wollte der Lehrer nun wissen.
    „In einem großen Schloss!“, rief Pinocchio übermütig. Es ruckte und zuckte in seiner Nase und schon war sie wieder um ein ganzes Stück in die Länge gewachsen.
    „Und warst du auch schon einmal in einer anderen Schule?“, fragte der Lehrer.
    „Jawohl!“, platzte Pinocchio heraus. „Ich war in einer ganz großen Schule in einer ganz großen Stadt.“
    Da wurde seine Nase mit einem einzigen Ruck so lang, dass sie gegen das Lehrerpult stieß.

    Erschrocken blickte der Lehrer auf.
    Die Kinder schrien vor Vergnügen.
    „Na so was!“, rief der Lehrer.
    „Lügen haben nicht nur kurze Beine,
    sondern wohl auch sehr lange Nasen.“

    Entsetzt fasste sich Pinocchio an seine Nase. „Es ist nicht wahr, was ich gesagt habe“, schluchzte er. „Mein Vater ist nicht reich, er ist sehr arm.“
    Ruckzuck wurde seine Nase wieder kürzer.
    „Und ich wohne auch in keinem Schloss, sondern in einer Holzschnitzerhütte. Außerdem war ich noch nie in einer Schule“, gab Pinocchio kleinlaut zu.
    Es ruckte und zuckte noch zweimal in seiner Nase, dann war sie wieder auf ihr normales Maß zurückgeschrumpft.

    Pinocchio atmete erleichtert auf
    und blieb bis zum Ende des Unterrichts
    artig in seiner Bank sitzen.

Auf den Leim gegangen
    Als Pinocchio sich am nächsten Tag auf den Weg in die Schule machte, erschallte aus einer Querstraße fröhliche Musik. Er wusste genau: Wenn er dem nachging, würde er zu spät kommen, doch am Ende siegte seine Neugier.
    Was soll’s?, dachte Pinocchio. Zur Schule kann ich alle Tage gehen. Ein Fest in der kleinen Stadt gibt es aber vielleicht nur einmal im Jahr. Kurzentschlossen bog er in die Querstraße ein und landete vor einer hölzernen Bude. Davor standen die Musikanten.
    Ein Pfeifer, der seinen Bart lustig hochgezwirbelt hatte, spielte auf einer Querflöte und ein Mann mit einem riesigen runden Bauch schlug auf die Trommel ein. Am liebsten hätte Pinocchio sogleich mitgemacht, noch mehr interessierte ihn allerdings, was es mit der Bude auf sich hatte.
    „Das ist ein Puppentheater“, sagte der Junge, der neben ihm stand.

    Pinocchios Augen leuchteten auf.
    „Da geh ich rein!“, rief er.
    „Kostet es was?“
    „Natürlich“,
    erwiderte der Junge.
    „Die Puppenspieler wollen
    doch etwas verdienen.“
    „Kannst du mir
    das Geld geben?“,
    fragte Pinocchio.
    „Dann gebe ich dir meinen Hut.“

    Doch leider wollte der Junge keinen Hut
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