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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
Autoren: Harald Schneider
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Kellertreppe.
    »Hallo,
ist hier jemand?«
    Nachdem
ich den Ruf ergebnislos wiederholt hatte, nahm ich meinen Mut zusammen und stieg
die Treppe hinab. Diese mündete in einen größeren Raum. Die spärliche Beleuchtung
ließ die heruntergekommenen Braukessel noch erbärmlicher erscheinen, als sie tatsächlich
waren. Die Kupferkessel waren mit Grünspan überzogen, die Leitungen und diverse
herumliegende Gerätschaften waren zentimeterdick mit Staub bedeckt. Hier wurde mit
Sicherheit seit 100 Jahren kein Bier mehr gebraut. Wusste ich doch, dass es in Salzburg
keine Braukultur gab! Selbst das Schmarrn-Bräu war, wie der Ober mir verraten hatte,
eigentlich ein deutsches Produkt.
    Plötzlich
blendete mich der Strahl einer Taschenlampe.
    »Servus«,
sprach mich der Halter der Lampe an, »du musst unser Mann aus Deutschland sein,
oder?«
    Die Gestalt,
die Ottfried Fischer nicht unähnlich war, kam näher und begaffte mich neugierig.
Was sollte ich jetzt sagen? Die Wahrheit? Nein, ich konnte doch diesen Einheimischen,
vielleicht war es sogar der hiesige Braumeister, nicht traumatisieren, indem ich
ihm sagte, wie hoffnungslos veraltet seine Brauerei war.
    »Der Kollege
ist erkrankt, ich bin die Vertretung.«
    Der Ottfried-Fischer-Klon
zuckte mehrmals mit seinem Kinn. »Weißt du denn, um was es geht? Ich bin der Ottfried,
und wie heißt du?«
    Bingo, dachte
ich aufgrund seines Namens. Ich imitierte sein zuckendes Kinn, vielleicht war es
ja das Erkennungszeichen eines dubiosen Geheimbundes.
    »Ich bin
der Reiner. Nein, ich weiß nicht Bescheid. Der Kollege ist plötzlich erkrankt, da
war keine Zeit mehr, mir alles zu erklären. Der Ottfried wird mir alles berichten,
sagte man mir.«
    Puh, hoffentlich
ging das gut. Mein Gegenüber dachte kurz nach und kam dann wohl zu dem Schluss,
dass alles seine Richtigkeit hatte.
    »Du hast
hoffentlich den Lastwagen dabei?«
    »Aber sicher«,
antwortete ich. »Was soll ich wann wohin bringen?«
    »Das übliche
Zeug, das wir für unsere Schmarrn-Brauerei brauchen. Du musst wissen, dass bei uns
nur 25 Prozent des benötigten Hopfens aus Österreich selbst kommen, mehr gibt es
halt bei uns nicht. Der Rest wird hauptsächlich aus Deutschland importiert. Mit
dem Malz ist es ähnlich, und die meisten Brauereien holen, so wie wir, sogar heimlich
ihr Brauwasser aus Deutschland. Das Ganze wird mit chemischen Mitteln geschmacklich
auf Vordermann gebracht und zum Schluss als österreichisches Qualitätsprodukt verkauft.«
    Er schüttelte
sich. »Und das nicht nur an die Touristen, da wär’s ja egal. Nein, sogar wir Einheimischen
bekommen das deutsche Zeug vorgesetzt.«
    Ich war
aus einem anderen Grund entsetzt, ließ mir jedoch nichts anmerken. Neugierig geworden,
hakte ich nach: »Wie lautet der Plan?«
    »Wir fahren
zweigleisig. Unsere Schmarrn-Brauerei ist bisher in Salzburg nur eine kleine Brauerei.
Wir müssen die großen Mitbewerber verdrängen, damit wir mehr Profit machen können.
Hier, schau dich um, das ist eine gebrauchte Brauereiausstattung, die aus Bayern
importiert wurde, die liegt seit Jahrzehnten ungenutzt herum, ist aber so gut wie
neu. Die geht bald in Betrieb, damit verdoppeln wir unsere Kapazitäten auf einen
Schlag. Nächste Woche starten wir eine große Aufklärungskampagne. Wir sagen den
Leuten, was in den Bieren der österreichischen Brauereien drin ist und vor allem,
wo das Zeug herkommt. Gleichzeitig werben wir mit unserem Schmarrn-Bier und garantieren,
dass alle Zutaten aus unserem Land kommen. Wir können sogar nachweisen, dass der
gesamte in Österreich angebaute Hopfen ausschließlich in unserer Brauerei landet.
Damit stechen wir die etablierte Konkurrenz aus.«
    Konkurrenz,
dachte ich. Das würde ja bedeuten, dass es in diesem Land mindestens zwei Brauereien
gibt.
    »Und das
zweite Gleis?«
    »Wir haben
in alle Salzburger Brauereien Maulwürfe eingeschleust. Sobald unsere Werbekampagne
läuft, werden diese Männer ein kleines, selbst zusammengemischtes Pülverchen in
die Brauhefe geben. Die Endkontrolle in den Brauereien wird nichts davon bemerken.
    Erst wenige
Tage nach der Auslieferung wird das Bier schlagartig sauer, genau dann, wenn es
beim Kunden ist.«
    »Und was
soll das bringen?«
    »Verstehst
du nicht? Unser Bier ist dann das einzig genießbare in Salzburg und Umgebung. Und
noch dazu aus rein inländischen Zutaten. Damit sind wir sofort Marktführer und bestimmen
die Preise.«
    »Und was
ist dabei meine Rolle?«
    Er druckste
etwas herum. »Na ja, ein bisschen
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