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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
Autoren: Harald Schneider
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ich mich mit einem doofen Wortspiel, das
niemand verstand. Vielleicht war es besser so.
    Es herrschte
ein Gedränge, fast wie in der Heidelberger Altstadt. Hin und wieder konnte ich sogar
eine Bierwerbung an dem einen oder anderen Etablissement hängen sehen. Die Namen
sagten mir nichts, es musste sich aber wohl um deutsche Importe handeln. Wo sollten
die Österreicher in dieser Berg- und Tal-Landschaft Hopfen oder Getreide anbauen?
    Meine Frau
brachte ich zum Erstaunen, als ich einer Japanerin auf Englisch den Weg zum Mozarthaus
erklärte. Zufälligerweise waren wir Minuten vorher daran vorbeigelaufen.
    »Wie, du
sprichst Englisch? Ich dachte immer, du sprichst nur pfälzisch, und deine einzige
Fremdsprache wäre rudimentäres Hochdeutsch!«
    »Meine liebe
Frau«, entgegnete ich lächelnd, da ich wusste, dass sie mich auf den Arm nehmen
wollte.
    »Viele Polizisten
haben heutzutage eine Schulausbildung genossen, die meisten haben sie sogar erfolgreich
abgeschlossen. Bei einigen gehörte sogar das Erlernen einer Fremdsprache wie Englisch
dazu.«
    Meine Frau
lachte, was mich glücklich machte. Da unsere Kinder wegen der bereits zurückgelegten
Fußstrecke von mehreren hundert Metern motzten, intervenierte ich.
    »Da schaut,
da gehen wir jetzt rein und bestellen was zu essen.« Ich zeigte auf eine Wirtschaft,
die ›vegetarische und nichtvegetarische Gerichte‹ auf einem großen Werbebanner auslobte.
Oben drüber entdeckte ich erfreut ein Brauereischild: ›Schmarrn-Bräu‹. Stefanie
ließ sich zum Gaststättenbesuch überreden.
    »Da essen
wir aber was typisch Österreichisches.«
    »Von mir
aus«, knurrte ich, »ich nehme dann ein Wiener Schnitzel mit Jägersoße und als Sättigungsbeilage
ein Steak.«
    Paul bot
mir als Vorspeise eine Mozartkugel an, die er und seine Schwester zuvor von ihrer
Mutter gekauft bekommen hatten. Da ich grundsätzlich Süßigkeiten, selbst wenn sie
ausländischer Herkunft sind, nicht abgeneigt bin, biss ich hinein. Meine Güte, ich
fühlte mich wie ein trockengelegter Drache, so stark blies mir sofort das Sodbrennen
aus der Röhre. Obwohl man es bei dem Namen Salzburg nicht vermuten würde, das Zeug
war unerträglich süß. Das wäre vielleicht noch zu überleben gewesen, wenn meine
Frau nicht auf die Idee gekommen wäre, für alle Familienmitglieder den sogenannten
›Kaiserschmarrn‹ zu bestellen. Er sah irgendwie nach Resteverwertung aus, und dazu
noch fleischlos, doch es gab kein Zurück. Zwei Bissen, mehr ging wirklich nicht.
Ich hauchte Stefanie mit letzter Kraft ein »bin gleich zurück« entgegen und verließ
das fremdländische Etablissement. Glücklicherweise erspähte ich vis-à-vis eine Apotheke.
Ich stürmte das Gebäude und blies der Apothekenhelferin mit weit geöffnetem Mund
einen Schwall heiße Luft entgegen.
    Diese nickte
sofort betroffen und fragte: »Mozartkugeln oder Kaiserschmarrn?«
    Mit allerletzter
Kraft hauchte ich ihr ein »Beides« entgegen. Die freundliche Verkäuferin zog die
oberste Schublade unter der Theke heraus und legte sie obenauf. Sie war gefüllt
mit Großpackungen gegen Sodbrennen. Ich fackelte nicht lange und riss eine der Packungen
auf, schneller als die Apothekenhelferin reagieren konnte. Diese schüttelte den
Kopf und meinte, mehr zu sich selbst: »Immer das Gleiche mit diesen Touristen.«
    Von Mozarts
Rache halbwegs erlöst, bedankte ich mich, bezahlte und zog mit der geöffneten Klinikpackung
von dannen.
    Dem fragenden
Blick Stefanies entgegnete ich mit:
    »War nur
eine kleine Unpässlichkeit wegen des ungewohnten Essens, es ist wieder alles in
Ordnung.«
    Ich bestellte
mir zum Trost etwas zu trinken. Der Ober brachte mir das gewünschte Schmarrn-Bier,
und ich nahm einen tiefen und befreienden Zug. Es schmeckte vorzüglich. Da die Bedienung
am Tisch stehen geblieben war, fragte ich: »Das Schmarrn-Bier schmeckt sehr gut,
das kommt doch bestimmt aus Deutschland, oder?«
    Der Mundwinkel
des Obers zuckte einen Moment, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. »Brauen
tun wir inzwischen teilweise selbst, mein Herr. Die Zutaten kaufen wir drüben bei
euch.« Er bückte sich zu mir runter und flüsterte mir ins Ohr. »Zweimal die Woche
lassen wir einen Tanklaster zum Chiemsee fahren. Der pumpt nachts heimlich das Oberflächenwasser
ab. Das ist ideal zum Bierbrauen. Wir Österreicher haben halt keine so gute Wasserqualität.«
    Es musste
stimmen, was mir der Ober anvertraute. Schon als wir am See vorbeifuhren, war mir
aufgefallen, dass der
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