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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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riesigen Schleuder. Jemand hatte sie rot bemalt und ein Hanfseil von Ast zu Ast gespannt. Zwischen den Bäumen standen merkwürdige Skulpturen aus rostendem, teils matt lackiertem Metall, an denen sich Räder und Flügel drehten.
    Eine schnelle Bewegung bei dem verlassenen Mietshaus am Ende der Wiese zog Hero Dyks Aufmerksamkeit auf sich. Als ob jemand an einem Fenster vorbeigelaufen wäre.
    Jetzt fiel ihm eine Bank auf, die unter einer Weide vor dem Skulpturengarten stand. Dort saß jemand und genoss die Sonne, die ihn gerade so erreichte. Hero Dyk ließ sein Rad stehen und ging den Weg hinunter.
    Es war ein alter Mann, der sich erhob, um zu grüßen, als Hero Dyk näher kam. Er war mittelgroß und schlank, aber um die Taille herum breiter, wie man es bei älteren Männern häufig sieht. Als ob die Muskeln in der Körpermitte nach all den Jahren nachgäben und ihre Spannkraft verlören. Sein Gesicht war zerfurcht wie das eines Bergführers, der sein Leben im Freien verbringt, aber seine Hände wirkten sanft, wenn auch kräftig. Dichte schwarze Augenbrauen wurden von einer tiefen Stirnfalte zerteilt, in die man einen Bleistift hätte klemmen können. Kurze weiße Haare bildeten dazu einen scharfen Kontrast. Die von einer Brille verkleinerten Augen standen eng und schauten ständig hin und her. Es war ein großer Schmerz in ihnen zu lesen und eine starke Verunsicherung. Er stand krumm und verbeugte sich zu tief, als er Hero Dyk die Hand gab. In der Linken trug er einen Hut.
    Â»Guten Tag«, sagte Hero Dyk. »Entschuldigen Sie, wenn ich hier so eindringe, aber ich suche Jacqui LaBelle. Oder Jacqui Kroll, wie sie wohl richtig heißt. Die Sängerin. Ich möchte sie für eine Veranstaltung buchen.«
    Â»Herbert Trush-Orbeek, sagte der Mann. »Sie sind völlig richtig hier.«
    Auch Hero Dyk nannte seinen Namen.
    Â»Jacqui wohnt dort«, sagte der Mann und wies auf das Haus, an dessen Tür Hero Dyk gerade geklopft hatte. »Setzen Sie sich zu mir.«
    Â»Haben Sie die gebaut?« Hero Dyk wies auf die Skulpturen. Es ging ein leichter Wind, der ausreichte, um die meisten von ihnen in Bewegung zu versetzen. Überall drehte, hob und senkte es sich seufzend und sehr langsam. Die Maschinen waren gut geölt. Jede hatte eine eigene kleine Windkraftversorgung und wurde mit Hilfe von Über- und Untersetzungen angetrieben. Einige zeigten die Uhrzeit, andere ein Datum oder den Stand der Sterne. Wieder andere transportierten Wasser in geschlossenen Systemen.
    Â»Ich war Arzt bis zu meiner Pensionierung«, sagte Trush-Orbeek stolz. »Aber es war immer mein größtes Vergnügen, Uhren zu reparieren. Diese Mechaniken habe ich selbst konstruiert, das ist richtig. Auch die Komplikationen, die dazugehören.«
    Hero Dyk zeigte sich beeindruckt. »Ist sie denn zu Hause?«, fragte er und wies auf das vordere Haus.
    Â»Sie ist fast immer zu Hause«, erwiderte Trush-Orbeek. »Sagen Sie, Ihr Name kommt mir bekannt vor.«
    Hero Dyk gab zu, Autor zu sein. Man könne seine Bücher kaufen.
    Â»Ach«, sagte Trush-Orbeek. »Das ist erfreulich. Ein Künstler.«
    Hero Dyk nickte abwesend. »Warum macht sie dann nicht auf?«
    Â»Wissen Sie«, sagte Trush-Orbeek, »ich sitze oft hier. Tagelang, um genau zu sein. Und ich verstehe wenig von dem, was sie tut. Was wollen Sie denn von ihr?«
    Oben auf der Landstraße tauchte ein Radfahrer auf, dicht gefolgt von einem großen Hund. Es war ein sportliches Rad ohne elektrische Hilfe, und der Fahrer war ein junger Mann, das sah man an seiner Haltung und an der Art, wie er das Gefährt vorwärts trieb. Er bog in den Weg zur Siedlung ein.
    Â»Noch mehr Besuch«, sagte Trush-Orbeek erfreut. »Sie hat Studenten, die für sie arbeiten«, fügte er hinzu. »Meist bleiben sie nicht lange.«
    Erneut zog eine Bewegung bei dem Mietshaus Hero Dyks Aufmerksamkeit auf sich. Er konnte nicht sagen, was es war, aber der Hund hatte es ebenfalls bemerkt, denn plötzlich fing er wild zu kläffen an und hetzte an dem Fahrrad vorbei auf das Mietshaus zu. Vier Männer stoben heraus. Denen galt das Interesse des Tieres.
    Â»Carlsson«, rief der Radfahrer seinen Hund zurück. »Carlsson!« Er bremste in einer Staubwolke vor der Bank, auf der Herbert Trush-Orbeek und Hero Dyk in der Sonne saßen, und grüßte mit einem Nicken.
    Der Hund hörte nicht, es schien
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