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Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)

Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)

Titel: Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)
Autoren: Mattie Phlox
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Dan suchte sich den finstersten Platz aus, an dem er einen guten Überblick hatte. Schließlich fand er eine Nische im hinteren Bereich der Bühne. Eines der Holzbretter auf einer Seitenwand war nicht ganz so fest montiert, wie es sein sollte. Vorsichtig nahm er es ab und lehnte sich an den freigewordenen Platz.
    Zufrieden stellte er fest, dass er Übersicht über die dritte Bühne und den Scheiterhaufen vor der Hauptbühne hatte. Phoenice nahm er als daumengroße Gestalt in weiter Entfernung war. 'Wenigstens etwas', dachte er bei sich. Zufrieden beobachte er die Geschehnisse. Baal sah er nicht, aber er konnte die schwarze Kapuzen vor dem Scheiterhaufen sehen.
    Sein Blick wechselte von diesen zu der rotgoldenen Robe, die auf seiner Bühne regungslos verharrte. Seine Arbeitskolleginnen würden den richtigen Moment erkennen.
    Er verspürte den Wunsch nach einer Langwaffe. Während er Dahne im Dunkeln ablegte, und sie dafür lobte, suchte er unter der Bühne nach hilfreichen Gegenständen. Irgendetwas fand sich immer, dass man zur Verteidigung verwenden konnte. Er tastete in der Dunkelheit umher, bis er etwas fand. 
    Tatsächlich! Jemand hatte einen Besen unter dem Gerüst vergessen. Anscheinend hatte ein Techniker zu früh Feierabend gemacht, anstatt die Bühne zu kehren und den Besen wegzutragen. Dan dankte ihm oder ihr herzlich dafür. Er montierte den Bart des Besens ab. Erstaunlicherweise ging das sehr leicht. Der Besen schien nicht mehr neu gewesen gewesen zu sein. Als Kampfstab eignete  er sich jedoch hervorragend.
    Dahne belohnte er großzügig für ihre Geduld. Weit hatte er sich nicht von ihr entfernt, dennoch hatte sie sich für ihr Verharren ein Lob und ein paar Kekse verdient. Sie sah das genauso.
    Wie sich die Kapuzen um die Tropfen aus dem Zweig des Priesters drängten, widerte ihn an. Soviel Hingabe an eine solch brutale Sekte! Bald danach knieten sie sich hin. Nur die schwarzen Kapuzen, denen man die Gefangenen anvertraut hatte und deren Begleiter in den rotgoldenen Umhängen blieben stehen. Die Gestalt vor dem Scheiterhaufen kämpfte offensichtlich gegen einen Müdigkeitsanfall an. Sie hob die Hand vor die Maske, um ein Gähnen zu verbergen. Wenige Minuten später suchte sie ihr Gleichgewicht wieder. Vielleicht waren ihr die Augen zugefallen, während Baal redete und redete. Das musste Trix sein. Sie schlief ein, sobald sie einer längeren Rede beizuwohnen hatte.
    Er besah sich die weiße Robe, die ihm am nächsten stand. Nichts deutete darauf hin, wer sich darunter verbarg. Wenn Phoenice auf der ersten Bühne wachte und Trix vor dem Scheiterhaufen stand, so konnte er hoffen, dass sich Carmen unter der Verkleidung befand. 
    Dahne legte die Ohren an, als die gemurmelten Gebete zu ihnen in den hinteren Bühnenbereich drangen. 'Sie singen sich ein.', dachte er. Dan versuchte, sich dem rhythmischen Tonfall zu entziehen, aber es gelang ihm nicht ganz. Der plätschernde Singsang hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. 'Das ist bestimmt zum Seelenreinigen gedacht', vermutete er, 'vor dem Sturm.' Das Gemurmel hielt an. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die weiße Kapuze neben der schwarzen. Offenbar beaufsichtigten die wenigen rotgoldenen Roben die vielen weißen. Der Impuls zum Handeln würde entweder von einem von ihnen oder von ihrem Anführer auf der Hauptbühne  ausgehen.
    Prompt stieß die rotgoldene Robe, die ihm am nächsten war, die weiße Maske an. Sie wollte etwas. Carmen sollte etwas tun, bevor das Gebet zu Ende war. Nicht, dass Dan soweit hören konnte, doch die herrischen Gesten, mit denen er der schwarzen Kapuze etwas mitteilte, ließen keinen anderen Schluss zu.
    Auch vor dem Scheiterhaufen hatte die rotgoldenen Robe die Initiative ergriffen.
    Dan wies die schwarze Hündin an, von nun an mucksmäuschenstill in ihrem Versteck zu verharren. Eines der Fluchtlöcher lag nur wenige Meter entfernt. Die Festivalbesucher flohen bereits in Scharen. Ängstlich achteten sie darauf, keine unnötigen Geräusch zu machen. Trotzdem war es ein Wunder, dass die Maskierten nichts mitbekamen. Sie widmeten sich konzentriert ihrem Gebet. Das Gemurmel hatte eine Atmosphäre der Erwartung erzeugt. Der Dampf der Schalen trug seinen Teil zu ihrer Trance bei.
    Vor der Hauptbühne brannte eine Fackel. Was machte weiße Robe denn? Warum hatte Trix nicht verhindert, dass die Fackel angezündet worden war? Sollte sich unter der Maske jemand anderer befinden, sah es schlecht für die Gefangenen auf dem Scheiterhaufen
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