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Phillips Bilder (German Edition)

Phillips Bilder (German Edition)

Titel: Phillips Bilder (German Edition)
Autoren: J. Walther
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Clique, die zu Seth passen könnte. Alle haben Getränke in der Hand, ein großer Grill steht da und jemand bedient die Musikanlage. Weiter hinten stehen einige Leute aus dem Dorf, die sich unsicher umschauen.
    „Das wird ’ne coole Party“, sagt Moritz, während ich immer noch staune.
    Am anderen Ende des Hofs steht Seth. Als unsere Blicke sich treffen, lächelt er und winkt vorsichtig. Ich nicke ihm zu und schaue weg.
    „Er hat das alles organisiert, die Leute angehauen, Getränke besorgt“, fährt Moritz fort. „Und er ist mir echt auf die Nerven gegangen, damit ich komme. Er ist doch ein Kumpel von David, und der hat ihm meine Nummer gegeben.“
    Ein paar ehemalige Mitschüler grüßen uns und gehen hinein.
    „Komm, wir holen uns ein Bier.“ Wir gehen über den Platz, die Stimmung ist entspannt, zwei Typen tanzen zu der Ska-Musik, die jetzt aus den Boxen tönt. Wir stoßen mit unseren Bierflaschen an und ich sehe mich weiter um. Das Fabrikgebäude strahlt warm im Abendlicht, in einem Fenster sitzen zwei Frauen, die sich küssen, an einer Rampe testen Jungs ihre Skatebord-Künste. Der Putz bröckelt an den Gebäudeecken, in den Fenstern fehlen einzelne Scheiben, und im Hof wächst Unkraut. Ich kann mir so gut vorstellen, dass sich hier Künstler einfinden, Leute, die etwas ausprobieren wollen, Jugendliche, verrückte Typen. Alle, die einen wilden, freien Ort suchen. Wenn es sich gut entwickelt, dann wird es irgendwann vielleicht mal ein durchorganisiertes Projekt sein, das immer kommerzieller wird.
    Moritz legt mir die Hand auf die Schulter. „Komm, die Ausstellung wird gleich eröffnet.“
    Wir gehen hoch in die Halle, die sich jetzt füllt. Am anderen Ende des Raumes steht Seth. Er trägt seine Haare heute offen, hat eine Jeans und ein enges Shirt an. Er wirft mit einer Kopfbewegung die Dreads über die Schulter und trinkt von seinem Bier. Ich schaue weg, mein Vater steht dicht neben Evelyn und winkt mir zu, als er mich sieht.
    Marek redet jetzt, er sagt etwas über die Ausstellung, über Annas Bilder und meine Fotos. Dann über seine Pläne mit der Fabrik. Er lädt alle ein, die hier etwas machen wollen, und bittet um Spenden für den Erhalt. Alle klatschen und gehen anschließend herum, um die Bilder zu betrachten. Annas Zeichnungen wirken perfekt auf den Wänden, von denen die Farbe blättert, die Bilder von Davids Vater bringen Abstraktes ein und meine Fotos – es ist beeindruckend, sie so zu sehen. Benjamin und David, Anna, Seth, die Fabrik.
    Anna kommt an mir vorbei und umarmt mich. „Unsere Ausstellung!“
    „Es ist super.“
    „Und dass so viele gekommen sind!“
    „Ja, das ist schön.“
    Anna küsst mich auf die Wange und wendet sich dann einer schönen Frau zu, die neben ihr stehen geblieben ist. Mein Blick schweift durch den Raum, Marek gibt jemandem von der Zeitung ein Interview und Moritz quatscht mit alten Mitschülern. Benjamin und David reden angeregt mit meinem Vater und Seth ist nirgends zu sehen. Ich gehe wieder nach draußen, hole mir noch ein Bier. Seth steht mit einigen Leuten neben dem Grill. Ein Mädchen tritt nah an ihn heran, er legt ihr den Arm auf die Schulter und zieht sie an sich. Dann begegnet er meinem Blick. Er lässt das Mädchen los, schiebt sie fast von sich und hebt grüßend die Hand, kommt auf mich zu. Ich drehe mich um und gehe vom Hof in eine ruhige Ecke.
    Dort setze ich mich auf eine Kante und genieße die Stimmung. Die Musik ist jetzt rockiger, irgendwas aus den Sechzigern oder so. Die letzte Abendsonne bringt Gebäude und Bäume zum Glühen, bald kommt die Dämmerung. Mit dem Teleobjektiv mache ich Fotos, versuche die Stimmung einzufangen.
    Schließlich stelle ich mein Bier ab und gehe um das Gebäude. Dort steht Seth ganz alleine. Er hat sein Shirt ausgezogen, ist barfuß, ein Bier und einen Joint in der Hand. Er lächelt zufrieden, als ich näherkomme, und sieht umwerfend aus. Er wirft seine Dreads wieder nach hinten, er weiß genau, wie das wirkt.
    „Hey“, sagt er, als ich vor ihm stehe, und lächelt breit – zu viel Gras, nehme ich an. Er hält mir den Joint hin, ich ziehe daran. „Deine Fotos sind der Hammer.“ Ich hatte schon vergessen, wie gut seine Stimme klingt. „Schön, dich zu sehen.“
    „Lass es.“
    „Was in Italien passiert ist, tut mir leid.“ Er raucht den Joint auf und drückt den Stummel an der Fabrikmauer hinter sich aus.
    „Das war Scheiße, Seth!“
    „Ja. Ich wollte mich entschuldigen, auch mit der Party.“
    „Eine
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