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Phillips Bilder (German Edition)

Phillips Bilder (German Edition)

Titel: Phillips Bilder (German Edition)
Autoren: J. Walther
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Vater?“
    „Morgen wollen wir Fotos vergrößern.“
    „Was hast du mit dem Gemüse vor?“, fragt David.
    „Dachte Gemüsespieße“, unschlüssig schaue ich auf all die Sachen, die ich gekauft habe.
    „Super, ich mariniere sie, ja?“ Gemeinsam bereiten wir die Spieße vor, Benjamin deckt den Tisch.
    „Ich habe nur vier Steaks mitgebracht, das Biofleisch war sauteuer. Und dann noch Tofuwürstchen.“
    „Mh, mit viel Ketchup kann man die essen.“ Benjamin lacht.
    Als wir mit den Vorbereitungen fast fertig sind, tauchen Marek und Anna auf. Benjamin holt mehr Geschirr und ich strecke die Gemüsespieße. Als das erste Fleisch den Grill berührt, erscheint auch Jurek mit großer Selbstverständlichkeit zwischen dem Gras.
    Souverän bediene ich den Grill, das habe ich schließlich bei meinem Vater gelernt. David hat den Plattenspieler angeworfen und die Musik schallt von oben in den Garten, Led Zeppelin oder so was. Ich wiege mich im Takt, während ich die Spieße drehe.
    Anna kommt mit einem Bier herüber, das sie mir in die Hand drückt, und lehnt sich an meinen Rücken. „Na?“
    „Hey.“
    „Hast du dich entschieden?“
    „Erst mal redet mein Vater wieder mit mir. Morgen machen wir Vergrößerungen auf Leinwand. Das wird klasse aussehen, denke ich.“
    „Und?“
    „Die Spieße sind fertig.“ Ich greife zu einem Teller und Anna belädt ihn. Jeder bekommt ein Steak, außer David natürlich. Er hat das Gemüse mit Kräutern, Öl und Knoblauch mariniert. Dazu gibt es noch Salat und geröstetes Brot, das geht auch. Ist sogar sehr lecker. Bei meinem Vater gibt es zum Fleisch immer Fleisch mit Wurst und noch mehr Fleisch, aber das wird auch langweilig.
    „Kann ich das Rezept für die Spieße haben“, fragt Marek David.
    „Klar. Die hat Phillip gemacht.“
    „David macht auch sehr leckere gegrillte Auberginen“, sagt Benjamin zu Marek.
    „Klingt gut. Sag mal, kommt Seth noch?“, wendet sich Marek an mich.
    „Ich hoffe nicht.“
    „Oh, sorry.“
    „Ach, vergiss es.“ Ich beuge mich über mein Steak. Wir leeren unsere Teller, dann grille ich noch die Tofuwürstchen und Zucchinischeiben und trinke ein weiteres Bier.
    „Wie ist es eigentlich zu studieren?“, frage ich David.
    „Anders, als ich dachte. Manchmal chaotisch, aber auch interessant, sogar spannend. Nur die anderen Studenten waren eine Enttäuschung. Ich dachte, das sind Ökos, Spinner, Individualisten. Aber sie sind spießig, eifrig und engagementfrei. Deswegen bin ich auch nie am Wochenende dortgeblieben. Na ja, und wegen Benjamin natürlich.“ Er sieht Benjamin an und streichelt seinen Schenkel. Marek schaut ein bisschen neidisch, fällt mir auf. Ich bringe die Würstchen zum Tisch.
    „Mach das mit dem Studieren, wirklich“, sagt Anna, „später kannst du immer noch bei deinem Vater arbeiten.“
    „Stimmt schon.“
    „Deine Fotos haben es verdient“, sagt Benjamin.
    „Was?“
    „Deine Fotos verdienen es, dass du ihnen Raum gibst, dich ihnen widmest.“
    Ich sehe Benjamin an, und weiß nicht, was ich sagen soll.
    „Hast du Angst, dein Vater würde es nicht akzeptieren?“, fragt Anna.
    Ich überlege einen Moment. „Nein, das denke ich nicht.“ Woher ich die Sicherheit nehme, weiß ich nicht, aber ich bin sicher.
    „Also?“
    „Also!“ Ich lächele sie an.
    Benjamin legt die Hand in meinen Nacken und strahlt. „Super! Und die Tofuwürstchen haben wir auch runtergekriegt.“
    David knufft ihn in die Seite. Ich lehne mich entspannt zurück. Benjamin küsst David und zündet sich eine Zigarette an.
    Obwohl die Sonne hinter Wolken verschwunden ist, ist es ein schöner und milder Abend. Der Duft des blühenden Holunders am Schuppen vermischt sich mit dem Grillgeruch. Ich erinnere mich, dass wir aus den Holunderblüten früher immer Limonade gemacht haben, der Garten von Davids Eltern war von mehreren alten Sträuchern gesäumt.
    Benjamin redet jetzt mit Marek über das Verlegen von Fliesen, aber er sitzt dicht bei David und hat die Hand auf seinen Schenkel gelegt. David fragt Marek etwas, und sie fachsimpeln über Renovierungsarbeiten.
    Ich gebe Anna einen Kuss auf die Wange und gehe ein paar Schritte weg, bleibe am Bach stehen. Dort atme ich tief ein. Studieren also. Fotografieren, Neues kennenlernen, mich mit anderen austauschen. Langsam kann ich es mir vorstellen. Vielleicht machen wir Projekte, Fotoserien oder mal eine Ausstellung. Es wird aufregend werden, glaube ich - hoffe ich. Vielleicht sind die Leute bei mir ja cooler
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