Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues
Autoren: Mathilda Grace
Vom Netzwerk:
inklusive Devins Eltern Frank und Sally.
    Colin sah auf, als Kilian in die Küche geschlurft kam. Der Junge hatte recht lange gebraucht, aber Colin hatte damit gerechnet. Um ehrlich zu sein, war er sogar davon ausgegangen, dass sein Neffe überhaupt nicht auf ihn hören würde. Er selbst hätte es jedenfalls nicht getan. Colin schüttelte die Vergangenheit ab und deutete auf den freien Stuhl ihm gegenüber, während er sich hinsetzte.
    „Setz dich.“ Kilian sah ihn nur misstrauisch an. „Bitte“, setzte Colin deswegen hinterher und schob Kilian dabei die Tasse mit der heißen Schokolade rüber. Das funktionierte, denn der Junge setzte sich und sah ihn an. „Ich weiß, wir kennen uns nicht, obwohl du mein Neffe bist, und dass ich daran Schuld bin, ist mir auch mehr als bewusst.“ Colin trank einen Schluck, bevor er weitersprach. „Wenn es dir wichtig ist, dass ich dir eine Nachricht hinterlasse, mache ich es in Zukunft, okay?“
    „Ich dachte, du wärst abgehauen“, erklärte Kilian schließlich und sah ihn vorwurfsvoll an.
    „Wieso sollte ich?“, fragte Colin verblüfft. „Das ist mein Haus. Da haue ich kaum...“ Der Groschen fiel und er fiel laut. Sehr laut sogar. Colin stöhnte innerlich auf. „Um mal eines klarzustellen, Kilian, wenn ich dich nicht in meinem Haus haben wollte, hätte ich dich gestern Abend auch nicht reingelassen.“
    „Wieso schiebst du mich nicht ans Jugendamt ab?“, fragte Kilian trotzig und dazu fiel Colin im ersten Moment echt nichts ein. Sein Neffe war wirklich der Meinung, bei ihm total unerwünscht zu sein. Himmel noch mal.
    „Ich bin nicht deine Großeltern, klar?“, zischte er verärgert und fragte sich im selben Augenblick, warum er sich eigentlich darüber ärgerte, dass Kilian aussprach, was für ihn offensichtlich war. Woher hätte der Junge es auch besser wissen sollen? „Oh man... Das wird eine Menge Arbeit“, murmelte Colin und rieb sich die müden Augen. Er hätte fast Kilians aufmüpfigen Blick übersehen. Aber nur fast. „Den Blick kannst du dir sparen, klar? Wenn du gehen willst, sag' es, dann wird das Jugendamt ein schönes Heim für dich finden, aber wenn du bleiben willst, dann bleibst du. Ohne wenn und aber. Du bist mein Neffe, Kilian, und auch wenn ich dich und deine Mum nur selten besucht habe, heißt das nicht, dass ihr mir egal ward. Also? Willst du bei mir bleiben? Denn wenn ja, werden wir ein paar Regeln aufstellen müssen, um miteinander klarzukommen. Vermutlich werden wir uns auch erstmal ständig in den Haaren liegen, denn ich habe keine Ahnung davon, was es heißt, mich um einen Teenager zu kümmern. Um dich. Kannst du damit leben, oder nicht?“
    „Ja.“
    Dass ein Kind in zwei Buchstaben soviel Erstaunen legen konnte, hätte Colin niemals gedacht. Er verkniff sich jeden Kommentar dazu und fragte stattdessen, „Willst du hierbleiben, Kilian?“ Es folgte ein weiteres „Ja“, das ihn nicken ließ. „Gut, dann regle ich das.“
    „Muss ich zur Schule?“
    Colin schnaubte amüsiert. „Träum nur weiter, Kumpel.“
    Kilian grinste kurz. „Man kann's ja mal versuchen.“
    Frech kam ja bekanntlich oft weiter und Colin war gegen seinen Willen beeindruckt. Dennoch würde er in dieser Hinsicht nicht mit sich reden lassen. Heutzutage war ein guter Schulabschluss wichtig und für ihn nicht verhandelbar. „Du wirst zur Schule gehen und das regelmäßig. Du musst nicht gleich studieren oder Arzt werden, wenn du nicht willst, aber Highschool ist Pflicht, klar?“ Kilian nickte nur. „Außerdem bist du für dein Zimmer selbst verantwortlich, was aufräumen und Sauberkeit angeht. Hausarbeit wird geteilt, der Rest findet sich. Und als erstes werde ich morgen...“ Colin sah auf die Uhr. „Okay, ich werde heute ein paar Tage Urlaub nehmen, damit wir für dich eine Schule finden können, dein Zimmer einrichten und so weiter...“
    „Mein Zimmer?“, fragte Kilian zögerlich und Colin nickte.
    „Das Gästezimmer. Normalerweise schläft Devin dort, wenn er hier übernachtet, aber ab sofort gehört es dir.“
    Kilian runzelte die Stirn. „Devin ist dein Freund nicht?“, fragte er nachdenklich. „Der Mann, der im Rollstuhl sitzt.“ Colin nickte erneut. „Die Rampe vor dem Haus ist für ihn, oder?“
    „Ja.“ Colin nickte ein drittes Mal. „Sobald ich genug Geld habe, werde ich noch einen Treppenlift einbauen, damit Devin ohne meine Hilfe ins obere Stockwerk kommt.“
    „Cool.“ Kilian lächelte. Das erste Mal, seit er vor seiner Tür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher