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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues
Autoren: Mathilda Grace
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unwillkürlich. Sein schöner Mustang. Devin würde sich krumm und schief lachen, wenn er ihm davor erzählte. „Besteh die Führerscheinprüfung, dann reden wir weiter“, antwortete Colin ausweichend, was Kilian allerdings durchschaute.
    „Du hast doch nur Angst um dein Auto.“
    „Hallo? Das ist ein Mustang. Ein Klassiker. Den muss man hegen und pflegen und...“
    „...standesgemäß ein paar Beulen reinfahren, so wie Steve McQueen in Bullitt.“
    Colin blieb im ersten Moment der Mund offenstehen. „Woher kennst du denn Bullitt?“
    „Hallo? Das ist ein super Film. Ein Klassiker“, antwortete Kilian im gleichen Tonfall wie er zuvor und Colin lachte los.
    Und es war schön, das tun zu können, gestand sich Colin ein. Vor allem, als Kilian in sein Lachen mit einfiel. Der erste Schritt in Richtung Kennenlernen war gemacht und irgendwie würden sie auch die nächsten Schritte hinbekommen, hoffte Colin und stand auf, um seine Tasse in die Spüle zu stellen. Kilian machte es ihm nach und Colin nickte zufrieden, bevor er sich gegen die Spüle lehnte. Ins Bett gehen lohnte sich kaum noch und Kilian war offenbar derselben Ansicht, denn er setzte sich wieder an den Küchentisch und sah ihn fragend an.
    „Ins Bett kriege ich dich wohl nicht mehr, oder?“, fragte Colin und lachte erneut, als sein Neffe mit einem entrüsteten, „Ich bin doch kein Baby mehr.“ die Augen zur Decke verdrehte. „Das dachte ich mir. Wie wäre es mit Frühstück?“
    „Ich könnte schon was vertragen“, nickte Kilian.
    Colin schmunzelte vor sich hin, als er an den Kühlschrank ging. In Kilians Alter hatte er laut seiner Mutter anstatt eines Magens ein Fass ohne Boden gehabt, und sein Neffe schien ihm auch in der Hinsicht nacheifern zu wollen. Nach einem kurzen Blick auf Kilians schlacksige Gestalt, nahm er deshalb Speck, Eier und Wurst aus dem Kühlschrank, und holte eine Pfanne aus dem Schrank, während Kilian sich um den Toast kümmerte. Er würde heute einkaufen gehen müssen, überlegte Colin, während er die Eier verquirlte. Für zwei Personen hatte er eindeutig nicht genügend Vorräte im Haus. Von den Sachen, die Kilian brauchte, gar nicht zu reden.
    Colin runzelte die Stirn, als ihm abrupt klar wurde, dass er die Pläne für eine eigene Werkstatt vorerst auf Eis legen musste. Ihm selbst wäre es egal gewesen, einen Kredit auf das Haus aufzunehmen und sich die nächsten Jahre von Nudeln oder Brot zu ernähren, aber mit Kilian im Haus kam das auf gar keinen Fall in Frage. Der Junge brauchte vernünftige Kleidung, Essen und vor allem ein geregeltes Leben. Keinen Haufen Schulden am Arsch. Aber vor allem brauchte er einen Vater, fiel ihm Adrians Ratschlag wieder ein, und irgendwie hatte Colin das Gefühl, dass gerade dieser Punkt zwischen Kilian und ihm bald für einige Schwierigkeiten sorgen würde.

- 3. Kapitel -

    „Darüber reden wir noch!“, brüllte Colin Kilian hinterher, was mit einem Zuknallen der Zimmertür im oberen Stockwerk beantwortet wurde, worauf er vor Wut gegen einen der Küchenstühle trat und im nächsten Moment heftig zusammenzuckte, als das Telefon zu klingeln begann. „Was ist?“, blaffte er in den Hörer und stand bereits kurz davor, selbigen wieder wortlos auf die Gabel zu knallen, um Kilian erwürgen zu gehen, als sich am anderen Ende jemand räusperte.
    „Störe ich?“
    Adrian Quinlan. Der hatte ihm zu seinem Glück heute noch gefehlt. Colin stöhnte frustriert auf. „Nein. Ja. Ach, keine Ahnung.“ Colin sah wütend in Richtung Flur. „Gilt es eigentlich als Notwehr, wenn man sich einen Bengel vom Hals schafft, der einem den letzten Nerv raubt?“
    „Nein“, antwortete Adrian trocken. „Was ist denn los?“
    „Was los ist?“ Colin schnaubte und verschwand ebenso türknallend wie sein Neffe zuvor nach draußen, um eine zu rauchen, bevor er wirklich noch etwas Dummes tat. Kilian umbringen zum Beispiel. „Er treibt mich in den Wahnsinn. Das Essen ist scheiße, seine Sachen sind Scheiße, die Schule ist Scheiße und überhaupt alles ist immer nur Scheiße. Er fängt wegen jedem Mist Streit an, selbst wenn es bloß die beschissene Frage nach dem Abendessen ist. Manchmal denke ich, es reicht schon, dass ich atme. Ich werde noch wahnsinnig.“
    Oder besser gesagt, er war es schon. Zwei Monate. Zwei verfickte Monate war Kilian jetzt hier und machte ihm das Leben zur Hölle. So kam es Colin zumindest mittlerweile vor. Von wegen, sein Neffe würde bald anfangen zu trauern und sich dann erstmal
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