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Phantom der Lüste

Phantom der Lüste

Titel: Phantom der Lüste
Autoren: Hanna Nowak
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andere Wahl hatten, wenn sie ihre Gefährten befreien wollten.
    Sie sprachen sich ab, dann positionierte sich Jean hinter der Tür. Er schluckte. Was sie vorhatten war Irrsinn. Doch ein Blick zu Francoise gab ihre Entschlossenheit preis. „Bereit?“ Er nickte. Und dann stieß Francoise den lautesten und schrillsten Schrei aus, den er jemals gehört hatte.
    Sofort riss der Wachmann die Tür auf und stürmte ins Zimmer. Jean holte aus und zerschlug die Vase auf dessen Kopf. Der Wächter verdrehte die Augen und kippte der Länge nach um.
    Francoise eilte zu ihm, hockte sich hin und legte zwei Finger an seine Halsschlagader. „Er lebt noch“, stellte sie erleichtert fest.
    „Ziehen wir ihn aus!“
    Beide zerrten an den Beinschützern des Wächters, in welche Jean sogleich schlüpfte, während Francoise versuchte, dessenBrustplatte zu öffnen. Jean half ihr und zog die Platte über. Auch den Helm nahm er an sich und setzte ihn auf.
    „Wie sehe ich aus?“
    „Wie ein Wachmann“, sagte Francoise.
    Aber ein wenig hing er in der Rüstung. „Was jetzt?“
    „Jetzt gehst du zur Wachablösung. Doch vorher legen wir den hier in dein Bett.“
    Francoise griff nach den Füßen des Mannes und Jean fasste ihm unter die Arme. Er sah nicht nur schwer aus, er trug mehr als nur ein paar Kilo zu viel mit sich. Beide schnauften schwer, als sie ihn quer durch das Zimmer trugen. Als er dann endlich in Jeans Bett lag, breitete Francoise die Decke über ihn aus.
    „Sieht aus, als würdest du schlafen.“
    Sie nahm seine Hand und eilte mit ihm zur Tür, öffnete sie und lugte vorsichtig hindurch. „Die Luft ist rein.“
    Gemeinsam stürmten sie durch den Flur, die Treppe hinunter, in den ersten Stock des Westflügels. Francoise legte einen zackigen Schritt vor, mit dem Jean kaum mithalten konnte. Als sie die steinerne Wendeltreppe erreichten, vernahmen sie Schritte hinter sich.
    „Wohin des Weges? Solltet Ihr nicht vor Jeans Tür Wache halten?“
    Jean drehte sich erschrocken um und sah Sebastien, der auf sie zuschritt. „Wir … wollten nur …“
    „Der junge Comte ist erneut geflohen“, schritt Francoise mit verstellter Stimme ein, den Blick senkte sie, wohl in der Hoffnung, dass Sebastien sie unter ihrem Hut nicht erkannte.
    Ihre Stimme klang in Jeans Ohren jedoch eindeutig weiblich und Sebastien wäre wohl minderbemittelt, würde er darauf hereinfallen.
    „Richtig. Wir sind auf der Suche nach ihm“, lenkte Jean ein.
    „Was ihr zwei nicht sagt. Und ich hatte gedacht, der Diener meines Vaters wäre stumm. Wo habt Ihr denn Eure Stimme wiedergefunden?“
    Er packte Francoises Kinn, die er nun für Gilbert hielt, und hob ihr Gesicht, sodass sie seinem Blick nicht ausweichen konnte.
    Sebastiens Augen weiteten sich. „Du? Was zum Teufel…“
    Da holte Jean aus und verpasste Sebastien, der ihnen überhaupt erst den Schlamassel eingebrockt hatte, einen Kinnhaken, der sich gewaschen hatte. Sebastien taumelte zurück und hielt sich die blutende Nase. Wutentbrannt schrie er auf und stürzte sich auf Jean, doch ehe er ihn zu fassen bekam, stellte ihm Francoise ein Bein und er stürzte der Länge nach hin.
    Jean setzte sich auf ihn. „Was jetzt? Er wird Alarm schlagen, sobald wir ihn gehen lassen!“
    „Bring ihn hier rein.“
    Francoise öffnete wahllos eine Tür und Jean zog den benommenen Sebastien auf die Beine, schleifte ihn hinter Francoise her. Sein Widerstand war halbherzig und Jean konnte ihn leicht unter Kontrolle halten.
    „Setz ihn auf diesen Stuhl.“
    Jean tat, was Francoise sagte. Doch Sebastien kam langsam wieder zu sich.
    „Wir brauchen etwas, um ihn zu fesseln.“ Jean blickte sich in dem Zimmer um und eilte zum Fenster, riss ein Stück der Borte des Vorhanges ab. „Das sollte genügen.“
    „Damit kommt ihr niemals durch.“ Sebastien richtete sich wankend auf.
    „Jean! Schnell!“, rief Francoise und Jean war sofort zur Stelle.
    Ein zweiter Kinnhaken und Sebastien fiel auf seinen Stuhl zurück.
    „Halte ihm die Hände hinten zusammen.“
    Francoise packte ihren Bruder bei den Handgelenken, während Jean die Borte um diese winkelte und sie festzog.
    Zufrieden betrachteten sie ihr Werk.
    „Ich fürchte, das wird ihn nur für begrenzte Zeit aufhalten“, sagte Jean. „Wir bräuchten noch irgendetwas, um ihn zu knebeln.“
    Francoise fingerte an ihrem Ärmel herum und riss ein Stück Stoff ab. „Das hier sollte gehen, meinst du nicht?“
    „Perfekt.“
    Mit dem Stofffetzen stopften sie dem heftig
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