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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen
Autoren: E Landys
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bedauernswerten Patienten diese Tortur aus den
erwähnten Gründen nicht. Im Buch regt die Heldin aus
dramaturgischen Gründen die Herstellung einer neuen Art von
Prothese an. Holzprothesen gab es zwar in verschiedenen Typen, je
nachdem wie weit die Amputation ging, aber alle derartigen Hilfen
waren sehr unbefriedigend und behinderten die Versehrten stark. Laut
den Quellen zu diesem Thema ist eigentlich erst ab etwa 1825, andere
Quellen sprechen von 1835, eine Entwicklung der Prothesentechnik zu
verzeichnen, die auf Militärärzte zurückging, da durch
die vermehrten Kriegshandlungen die Versehrten zunahmen. Es ist eine
Vielzahl von komplexeren, auch mit Scharnieren und Federungen
versehenen Modellen dokumentiert, die das bisherige einfache Holzbein
ablösten. Dass die Militärärzte aber durch die
ebenfalls stark vorangetriebene Waffentechnik inspiriert wurden (in
dieser Zeit wurde der Vorderlader durch die moderneren Zündgewehre
abgelöst), ist allerdings schon denkbar. Die erwähnten
Prothesen-Modelle aus der Ritterzeit sind authentisch und belegt.
    Gleichzeitig
mit den Wissenschaften wurde der Bildungshunger auch und vor allem
durch die Künste befriedigt. Auch hier nahm England im Bereich
bildende Künste und vor allem Literatur eine Vorrangstellung
ein. Gerade in der Literatur waren die Strömungen der Romantik
unverkennbar. Man denke nur an die Vielzahl der Romane, die
überragende Literatur einer Jane Austen, eines Walter Scott und
die herrliche Dichtung eines Keats. Erstaunlicherweise bildet hier
nur die Musik eine Ausnahme. Offenbar wurde das Wirken Händels
als so maßgeblich und endgültig betrachtet, dass seine Art
der Komposition das englische musikästhetische Empfinden fast
zweihundert Jahre dominierte. Es ist jedenfalls auffällig, dass
England trotz reger Tätigkeit auf fast allen geistigen Gebieten
gerade in der Musik lange Zeit keine überragenden Komponisten
hervorbrachte (selbst Händel war ja Deutscher), während auf
dem Kontinent, auch in der Musik, die Romantik fulminanten Einzug
hielt. Die Unbekanntheit eines Beethoven in der englischen
Gesellschaft, der auch in seinem zügellosen Selbstverständnis
als Künstler einigermaßen »verdächtig«
gewirkt haben musste, ist also zumindest wahrscheinlich. Jedoch hatte
Beethoven zu dieser Zeit selbstverständlich schon Verleger, die
seine Notenwerke verbreiteten. Denkbar, dass davon auch Exemplare
nach England gelangten. Jedenfalls war es üblich, ja erwartet
bei gesellschaftlichen Anlässen, dass vor allem die gut
erzogenen Töchter auf dem Klavier, der Harfe mit Gesang oder
seltener mit der Laute vortrugen.

    Bildung
und Stellung der Frau
    Ein
sehr wichtiges Thema von Pflicht und Verlangen ist die Bildung
von Frauen der Gesellschaft im Regency. Auch hier stellt sich die
Lage recht widersprüchlich dar. Anfang des 19. Jahrhunderts
wurde es auch in besseren Kreisen üblich, die heranwachsenden
jungen Mädchen in sogenannte internatähnliche Boarding
Schools zu geben. Die Bildung von englischen jungen Mädchen
war in ganz Europa fast sprichwörtlich gut. Französisch war
ein absolutes Muss und viele von ihnen sprachen bereits mit zehn
Jahren fließend diese Sprache der besseren Klassen. Daneben
wurden Grundkenntnisse in Erdkunde vermittelt, während ein
Schwerpunkt in der Geschichte (besonders der englischen Geschichte)
und in der Bildung in den Künsten lag. Ein Instrument zu
erlernen war fast obligatorisch. Sehr schön findet sich eine
entsprechende Schilderung in Jane Austens Mansfield Park .
Etliche Damen der Londoner Gesellschaft taten sich als Gastgeberin
erlauchter (meist männlicher) Diskussionsrunden hervor.
Besonders in den fortschrittlicheren Whig-Kreisen war das üblich.
Es gab auch weibliche Literaturzirkel und Bildungszirkel, wie den
bereits erwähnten schon 1750 gegründeten
Blue-Stocking-Club, in dem auch weitere englische Autorinnen eine
Heimat fanden wie Sarah Fielding und Hannah Moore.
    Dennoch
fand die Bildung von Frauen auch erhebliche Kritiker. Intellektuelle
Frauen wurden misstrauisch beäugt. Absurde Argumente machten die
Runde, wie zum Beispiel der Einwand, dass das Lesen den Teint
zerstöre, andere mutmaßten gar das Verkümmern der
Eierstöcke. Es wurde vehement bestritten, dass eine Frau in der
Lage sei, wissenschaftlich zu denken, obwohl gerade die im Buch
vielfach erwähnte Caroline Herschel Mitglied der Royal
Astronomical Society und in späteren Jahren hoch geehrt war. So
schreibt ein »wohlmeinender« Autor in
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