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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen
Autoren: E Landys
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einer
zeitgenössischen Kritik:

    Es ist allgemein anerkannt,
dass die intellektuellen Kräfte einer Frau von denen des Mannes
so verschieden sind, wie es sich mit ihren körperlichen
Fähigkeiten verhält: daraus folgt ihr Mangel zu ernsthafter
Aufnahme (von Geistigem) und ihr geringes Geschick zum Studium der
Wissenschaften. Sie denkt, aber sie kann nicht nachsinnen, sie kann
Dinge verbessern, aber nicht erschaffen, sie fühlt tiefer als
der Mann, versagt aber darin, ihr spontanes Empfinden entsprechend
darzustellen. (45)

    Ebenso
kritisiert der Schreiber darin die zunehmend verbreiteten Boarding
Schools und vermutet die Herkunft der Lehrkräfte aus Kreisen
abgehalfterter Kurtisanen oder anderer gescheiterter Existenzen. Auch
gibt er der (Terency in den Mund gelegten) Überzeugung Ausdruck,
dass die eine (weibliche) Hälfte der Menschheit lediglich dazu
geschaffen wurde, der anderen (männlichen) Hälfte das
notwendige Vergnügen zu bereiten. Auch wenn diese Ausführungen
polemisch sein mögen, so spiegeln sie doch die Auffassungen
weiter Kreise der Gesellschaft wider. Frauen mit Bildungshunger
hatten es demzufolge sehr schwer, besonders dann, wenn dieser den
gerade noch erlaubten Bereich von Kunst und Literatur überstieg.
Verheiratete wohlhabende Frauen (viele bekamen eine erhebliche
Mitgift, teilweise bis zu exorbitanten 50.000 £) konnten sich
jedoch in gewissem Rahmen ihren Interessen hingeben, wie im Vorfeld
aufgezeigt. Schwierig gestaltete sich die Situation jedoch, wenn die
Frau unverheiratet blieb und somit niemand hatte, der sie versorgte,
oder aber der Gatte die Frau unversorgt zurückließ. Eine
eigene Berufstätigkeit war Frauen – bis auf den Beruf der
Gouvernante und Lehrerin – untersagt und gerade Lehrerinnen
wurden gesellschaftlich in gewissen Kreisen scheel angesehen, wie
oben angemerkt. Andere – aber niemals Töchter aus
höhergestellten Familien – fanden hohe Anerkennung als
Schauspielerinnen und Sängerinnen, heirateten dann auch oft
lukrativ, was ihre Karriere aber umgehend beendete. So war die Lage
geradezu verzweifelt für eine unversorgte Frau aus guter
Familie, wenn sich nicht ein Verwandter oder Gönner fand, der
eine Apanage zur Verfügung stellte. Eine Situation, die auch
Jane Austen als Angehörige der Gentry (ihr Vater war Pfarrer)
schmerzlich erfuhr. Die Tatsache, dass sie dann mit ihren sehr
erfolgreichen Büchern eigenes, wenn auch wenig Geld verdiente,
war außerordentlich und machte sie sehr stolz.

    Titel
und Anredeformen
    Ein
abschließendes Wort noch zu den Titeln und Anredeformen.
Letzteres ist einigermaßen kompliziert in der englischen
Adelshierarchie. Grundsätzlich lässt sich Folgendes
bemerken:
    Der
englische Adel ist in zwei unterschiedliche Gruppen eingeteilt,
nämlich die Peers (der Hochadel) und die Gentry (der einfache
oder niedere Adel). Die Peerswürde berechtigt den Träger
des Titels zu etlichen Privilegien, vor allem aber zum Recht, dem
englischen Oberhaus (dem House of Lords) anzugehören. Ein Recht,
das der Betreffende ausüben kann, aber nicht muss. Ganz oben
steht der Rang des Duke, gefolgt vom Marquis und dem Earl, dann
folgen (mit weniger Privilegien versehen) der Viscount und der Baron.
Der Titel wurde nur an den ältesten Sohn weitergegeben, der
dadurch automatisch um einen Rang abstieg, so lange bis alle Ränge
aufgebraucht waren. Beim Tod des Titelinhabers rückte der
Titelerbe jedoch nach. Häufig wurden auch durch die Krone neue
Titel geschaffen, auch war es möglich, bei besonderen Leistungen
oder sehr hohem Ansehen den Titel im gleichen Rang zu halten oder
aber im Rang aufzusteigen. An den Titel war ab 1700 kein Landbesitz
mehr zwingend gebunden, so entstanden auch ab dieser Zeit eine
verwirrende Vielzahl neuer Titel. Weitere Söhne wurden
ausschließlich mit dem Höflichkeitstitel »Lord«
bedacht und trugen als Zusatz »the right honourable« vor
dem vollen Namen. Weibliche Angehörige der Peers bekamen den
Namenszusatz »Lady«. Bei den Töchtern der Gentry
galt ein »Miss« als ausreichend, während die älteste
Tochter dann jeweils mit dem Nachnamen, die weiteren aber mit dem
Vornamen angesprochen wurden (siehe: die Misses Fortescue, mit der
ältesten Tochter Miss Fortescue und Miss Millicent). Der Titel
des Baronets benennt einen der höchsten Ränge der Gentry
und entstand (geschichtlich älter als die Peerswürde) aus
einer Verschmelzung des niederen Adels mit den freien Landbesitzern.
Ein Baronet wurde stets mit »Sir« angeredet,
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