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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall
Autoren: Friederike Schmöe
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war alles ruhig. Katinka ließ das Fenster herunter. Es roch nach Müll. Links im Schatten einer großen Halle sah sie Berge von Schrott.
    Die Handelsagentur Stephanus bestand aus einem schlichten einstöckigen Gebäude und lag unscheinbar zwischen einem Elektrogroßhandel und einer Spedition. Katinka fuhr langsam vorbei. In einem Raum im Erdgeschoss brannte Licht. Sie stieg zwei Straßen weiter aus und ging zurück. Blieb im Schatten des Parkhäuschens vor der Spedition stehen, und sah sich nach Videoaugen um. Paulas Firma lag zurückgesetzt, vor dem Haus war Platz zum Parken. Alles sehr lax, keine Schranke, nicht einmal weiße Markierungen für Ein- und Ausfahrt. Gleich neben der Tür parkte ein Audi. Jenseits des Grundstücks hörte sie einen Lkw vorbeifahren.
    Katinka ging auf das Gebäude zu. Plötzlich flammte ein Scheinwerfer am Haus auf. Sie sprang zurück. Sofort verschluckte sie die Dunkelheit. Sie musste höllisch aufpassen. Wenn sie von einer Überwachungskamera aufgenommen würde, käme die Polizei, allen voran die stramme Ruth Stein, mit sehr unangenehmen Fragen zu ihr. Das Licht erlosch. Niemand zeigte sich. Neben ihr troff ein kläglicher Laut aus dem Dunkel. Eine Katze, schwarz mit weißen Pfoten, strich um Katinkas Beine. Katinka ging in die Knie um sie zu kraulen, während sie nach Kameras suchte. Schließlich lief sie zum Auto, warf die Jeansjacke in den Kofferraum und stülpte sich ihren schwarzen Rollkragenpullover über, die Handschuhe, die Mütze.
    Sie näherte sich dem beleuchteten Fenster, ohne den Bewegungsmelder noch einmal auszulösen. Jetzt sah sie, dass an Paulas Firma der Putz abblätterte und die Fenster dringend frischen Kitt brauchten. Drinnen saß ein Mann an einem Schreibtisch und starrte auf einen Bildschirm. Sein Gesicht schimmerte bläulich in dem unnatürlichen Licht. Ab und zu hackte er mit dem Zeigefinger auf eine Taste. Katinka hätte gern die Augen eines Chamäleons mit Zoomfähigkeit gehabt, um lesen zu können, was über den Bildschirm flimmerte. Sie blieb lange stehen und sah zu, wie der Mann Listen prüfte, bis er mit einem Mal aufstand, sich das Haar raufte, schließlich einen Stapel CDs aus einem Fach nahm.
    Ein Auto näherte sich. Katinka schlich geduckt weg und rannte zur Straße, als der Geländewagen auf den Parkplatz bog. Ein Mann stieg aus. Katinka hockte sich auf ihre Fersen. Der Mann klingelte und wurde eingelassen. Katinka hielt den Atem an, als sie zum Fenster schlich.
    Die Männer diskutierten. Nicht aufgeregt oder feindselig, eher als beratschlagten sie über den Ablauf einer Party. Ab und zu lachten sie, nur um sich betreten anzusehen. Wo gemordet worden war, lachte man nicht. Der Besucher nahm eine CD-Tasche entgegen und schüttelte dem anderen die Hand. Katinka tappte zur Straße zurück. Beide Männer traten vor die Tür. Katinka ging langsam zu ihrem Auto. Sie riss sich Mütze und Handschuhe herunter und schob sie in die Jeanstaschen. Der Geländewagen startete. Überholte sie und blieb stehen. Leise surrend fuhr die Beifahrerscheibe nach unten.
    »Suchen Sie etwas?«, rief der Mann. Er hatte ein freundliches Gesicht, lockiges Haar, ein Kamelhaarmantel lag auf dem Sitz neben ihm. Darauf die CD-Tasche und eine Mappe mit der Aufschrift ›Mesoltech Geschäftsleitung‹.
    »Meinen Rottweiler«, sagte Katinka breit lächelnd.
    »Nichts für ungut. Aber diese Gegend ist kein allzu sicherer Ort für eine Frau allein.«
    »Zuviel der Ehre. Es macht mich immer ganz verlegen, wenn Männer sich um mich sorgen.«
    Er schwitzte. Sein Gesicht verzog sich. Nicht spöttisch, sondern genervt. Er fühlte sich auf den Schlips getreten. Öffnete das Handschuhfach und angelte nach einem Tempotaschentuch. Ein paar zerfledderte Papiere verrutschten. Den Pistolenlauf sah Katinka sofort. Der Mann schlug das Fach zu, hob die Hand mit dem Taschentuch zum Gruß und gab Gas. Splitt schleuderte hoch. Ein Steinchen traf Katinka am Kinn. Wieder im Auto notierte sie sich das Kennzeichen.
    Sie zog sich um, bevor sie zur Autobahn fuhr. Es war halb neun. Nahe bei dem Torbogen, der den Kreisverkehr bewachte, leuchtete ein Burger-King -Schild in die Dunkelheit. Katinka hielt, leistete sich einen Hamburger und einen Kaffee und hockte sich unter ein Werbeplakat, das Oliver Kahn mit Burgertüte zeigte. Unwahrscheinlich, dass ein Sportler Junk futtert, dachte sie, während sie mit Appetit die Zwiebeln aus der Packung leckte. Bis auf ein Pärchen war sie alleine im Lokal.
    Ein Streifenwagen
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