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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen
Autoren: J Auxier
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Weg!«
    »Das habe ich in gewisser Weise auch getan«, erwiderte Sir Tode verlegen. »Ich wollte dich erst wiedersehen, wenn ich meinen Fehler wieder gutgemacht hatte.« Er schob etwas vor Peters Füße.
    Als der Junge sich bückte, fand er die geheimnisvolle Kiste des Krämers. Er öffnete den Deckel. In der Kiste lagen drei Paar Augen – ein goldenes, ein schwarzes und ein smaragdgrünes.
    »Es ist ein Wunder, dass sie in der Schlacht nicht kaputtgegangen sind«, sagte Sir Tode. »Nach meiner dritten Runde durch den Palast fing ich schon an zu verzweifeln. Da entdeckte ich sie, vollkommen unversehrt, in einem Abflussgitter. Keine Sorge, ich habe sie abgewaschen.«
    Peter nahm die grünen Augen in die Hand. Jede Zelle in seinem Körper bestätigte, dass der Moment gekommen war: Nun endlich würde er die Augen von Hazelgood tragen. Er malte sich aus, welche unglaublichen Kräfte sie ihm wohl verleihen würden. Kräfte, wie sie eines Prinzen würdig waren. Er löste die Binde von seinem Kopf, schob die Augen in ihre Höhlen und blinzelte –
    Sofort wurde der Junge von einem gleißenden Lichtstrahl niedergestreckt. Schreiend fiel er zu Boden.
    »Peter!«, rief Sir Tode bestürzt. »Was ist los?«
    Der Schmerz übertraf alles, was Peter in seinem Lebengefühlt hatte. Ihm war völlig egal, was diese magischen Augen alles konnten, er wollte nur, dass es aufhörte. Das Licht schnitt durch seine Pupillen und bohrte sich ihm direkt ins Gehirn. Er konnte es hören. Schmecken. Spüren. Riechen. Die Hand in die Rüstung seines Onkels zu stecken war nichts gegen den Schmerz, der ihn jetzt quälte. Er hatte damit gerechnet, dass die magischen Augen seinen Körper auf irgendeine erstaunliche Weise verändern würden – sodass er stärker wurde oder fliegen konnte oder etwas in der Art –, aber sie taten einfach nur weh.
    Seine Schreie hatten Simon, Peg und ein paar andere herbeigelockt. Sie drängten sich um ihn und sahen hilflos zu, wie er sich am Boden wand. Angsterfüllt kniete sich die Prinzessin neben ihn. »Was ist mit dir?«
    Peter versuchte zu sprechen, aber er brachte nur ein Wimmern heraus. »Ich kann nichts … dagegen tun …« Er krümmte sich zusammen und kniff die Augen zu, so fest er konnte. Erst da ließ die Qual allmählich nach und wurde zu einem dumpfen Pochen. Nach einer Weile holte er tief Luft und öffnete seine Lider erneut ein winziges Stück. Wieder traf ihn das Licht wie ein Blitzschlag bis in die Zehen. Diesmal jedoch zwang er sich dazu, es auszuhalten. Sein Herz raste wie verrückt. Seine Beine zitterten. Seine Haut war bleich.
    Da begriff er.
    »Meine Haut«, stieß er keuchend aus. »Sie ist … bleich .«
    »Gütiger Himmel, du wirst doch jetzt nicht unsichtbar, oder?«, sagte Sir Tode.
    »N-N-Nein …« Peter hob die Hand vor sein Gesicht. »Ich kann sie sehen .« Das Licht war immer noch kaum zu ertragen, aber jetzt konnte er die Umrisse eines Handtellers und fünf langer Finger erkennen. Seiner Finger. Nach und nach wurden die Dinge klarer. Er konnte die Steine auf demBoden sehen. Und die Menge um ihn herum. »Es sind einfach ganz normale Augen.« Er blinzelte gegen die aufsteigenden Tränen an. »Mein eigenes Paar Augen.«
    Natürlich waren es keineswegs ganz normale Augen, denn sie leuchteten mit einem Strahlen, neben dem die Sonne vor Neid erblasste. Die Leute um ihn herum sahen sein verwandeltes Gesicht und verneigten sich ehrfürchtig. Doch Peter verspürte noch viel mehr Ehrfurcht als sie alle zusammen. Er betrachtete seine Ellbogen, seine Beine, seine Fußsohlen. Alles war schön und wundersam. Er sah Sir Tode, und zum ersten Mal verstand er, wie lächerlich diese Mischung aus Katze, Mann und Pferd war. Er sah den Himmel und staunte über die fließenden Übergänge von Blau über Rot zu Gold. »Sieht der Himmel immer so aus?«, fragte er. »Der dunkle Teil da ist meine Lieblingsfarbe.« Dann: » Ich habe eine Lieblingsfarbe! «
    Peter war sein ganzes Leben lang in Dunkelheit gefangen gewesen – und jetzt war er endlich frei. Ein wenig unsicher stand er auf und sah direkt in Pegs smaragdgrüne Augen. »Es ist schön, dich zu sehen«, sagte er.
    Sie lächelte und nahm seine Hand. »Es ist auch schön, dich zu sehen.« Die Leute, die diesen Moment miterlebten, schworen, dass nicht nur Peter, sondern das ganze Königreich sich verwandelte. Die zehn Jahre Gefangenschaft und Unterdrückung schienen mit einem Schlag zu verschwinden, und an ihre Stelle trat eine machtvolle Hoffnung auf die
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